Polizei kann 90 Planstellen nicht besetzen

Personalmangel in Vorarlberg belastet Beamtinnen und Beamte.
Schwarzach Die Polizei hat mit Personalmangel zu kämpfen. 90 Planstellen sind derzeit unbesetzt, wie der Sprecher der Landespolizeidirektion, Rainer Fitz, den VN bestätigt. Grob gerechnet ist das jede zehnte Stelle. Polizeigewerkschafter Sandro Wehinger weiß um den Missstand, sieht die Polizei aber nicht im versorgungskritischen Bereich. Die Coronakrise habe bewiesen, zu welchen Leistungen die Beamtinnen und Beamten fähig seien. Der Druck sei allerdings groß und eine Normalarbeitszeit von 40 Stunden pro Woche nicht möglich. Hier brauche es dringend Entlastung. Der Schlüssel: mehr Personal.
739 Vollzeitäquivalente
Derzeit zählt die Landespolizeidirektion 948 Exekutivbedienstete in allen Bereichen und 130 Polizeischüler. Von diesen 1078 Beschäftigten arbeiten nicht alle Vollzeit, manche von ihnen sind in einem geringeren Ausmaß tätig, andere zum Beispiel in Karenz. Unterm Strich bleiben 739 Vollzeitäquivalente. Doch auch diese Zahl schwankt, wie die jüngste Anfragebeantwortung von Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) zeigt. So zählte die Landespolizeidirektion in Vorarlberg im März des vergangenen Jahres 739 Vollzeitäquivalente, im Juni waren es 719, zwei Monate später wieder 730, im November 709 und im Dezember 752. Im März 2021 waren es wieder 739. Dieses Auf und Ab sei nicht ungewöhnlich, sagt Polizeisprecher Rainer Fitz. Im Juli und Dezember gebe es immer Neuaufnahmen. Allerdings würden sich die Pensionierungen der starken Jahrgänge langsam bemerkbar machen.

Im vergangenen Jahr haben bis 1. Dezember 40 Polizistinnen und Polizisten ihren Ruhestand angetreten, für 2021 und 2022 liegen die Prognosen bei 45 bzw. 47 Pensionierungen, wie Zahlen aus dem Innenministerium zeigen. Österreichweit wird in der Polizei mit durchschnittlich 1000 Pensionsantritten jährlich gerechnet. Innenminister Nehammer ist optimistisch, die Abgänge mit Neuzugängen kompensieren zu können. Die Neuaufnahmen in den Jahren 2022 und 2023 würden unterm Strich sogar zu einem Zuwachs führen.
„Wir brauchen Bewerber“
Polizeisprecher Rainer Fitz erklärt, dass es in diesem Zusammenhang zentral sei, ausreichend Bewerberinnen und Bewerber zu finden. „Wir würden uns derzeit über mehr freuen.“ Gewerkschafter Sandro Wehinger fordert, die bestehenden zwei Ausbildungskurse in Gisingen aufrecht zu erhalten: „Sie müssen gewährleistet bleiben.“ Ansonsten drohe früher oder später ein Engpass. Außerdem sieht der Gewerkschafter Potenzial, den Polizeiberuf attraktiver zu machen: Die Besoldung sei ein Thema, das größere aber bestimmt die Dienstzeiten. Die Stundenbelastung sei aufgrund von Wochenend-, Journal-, Nacht- und Überstundendienste groß. Die Dienstzeiten reichten deutlich über die Normalarbeitszeit von 40 Stunden hinaus.
“Es ist nicht so, dass wir die Arbeit nicht mehr machen können. Wenn wir allerdings aus dem Volleren schöpfen könnten, wäre die Belastung des Einzelnen nicht mehr so groß.”
Sandro Wehinger, Polizeigewerkschafter
Mit den 90 unbesetzten Planstellen steigt die Belastung. „Es gibt keine Organisationseinheit, die voll besetzt ist“, hält Sandro Wehinger fest. Das wird in der Landespolizeidirektion bestätigt: „Die mangelnden Planstellen sind relativ gleichmäßig verteilt. Das heißt also auch, dass es keinen Bereich gibt, der von den Fehlbeständen besonders betroffen ist“, erklärt Rainer Fitz.
Eine Vollbesetzung brächte aber vor allem eines: Entlastung, wie der Gewerkschafter festhält. „Es ist nicht so, dass wir die Arbeit nicht mehr machen können. Wenn wir allerdings aus dem Volleren schöpfen könnten, wäre die Belastung des Einzelnen nicht mehr so groß.“