Nato-Soldaten haben Bagram verlassen

Politik / 02.07.2021 • 22:57 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Ein Soldat der afghanischen Armee sitzt bei einem Checkpoint nahe dem Luftwaffenstützpunkt. AFP
Ein Soldat der afghanischen Armee sitzt bei einem Checkpoint nahe dem Luftwaffenstützpunkt. AFP

Wichtiger Stützpunkt an afghanische Sicherheitskräfte übergeben.

kabul Nach fast 20 Jahren haben die US- und andere Nato-Soldaten ihren größten Stützpunkt in Afghanistan verlassen. Alle Koalitionstruppen seien aus der Luftwaffenbasis Bagram heraus, teilte ein hoher Beamter des US-Militärs am Freitag mit. Der Stützpunkt wurde an die afghanischen Sicherheitskräfte übergeben, bestätigte das Verteidigungsministerium in Kabul.

Spekulationen zurückgewiesen

Offiziell hatten die USA angekündigt, bis spätestens 11. September alle Truppen abzuziehen. Spekulationen, dass der Abzug der amerikanischen Truppen aus Afghanistan bereits in wenigen Tagen komplett abgeschlossen sein könnte, wies US-Präsident Joe Biden am Freitag zurück. Er verneinte eine entsprechende Frage einer Reporterin ausdrücklich und sagte, man liege beim Abzug im Zeitplan. Die deutsche Bundeswehr hatte am Dienstag ihre letzten verbliebenen Soldaten aus dem Norden des Landes ausgeflogen. Die wenigen Bundesheer-Soldaten aus Österreich sind ebenfalls bereits abgezogen worden.

Die Schließung von Bagram hat Symbolkraft. Ursprünglich war der Flugplatz in den 1950er-Jahren von der Sowjetunion gebaut worden. Als die USA nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in Afghanistan einmarschierten, um gegen das Taliban-Regime und das Terrornetzwerk Al-Kaida vorzugehen, war die Basis weitgehend zerstört. Über die Jahre wurde sie massiv ausgebaut. Berühmt-berüchtigt ist ein auf Bagram betriebenes Gefängnis. Es gab Vorwürfe von Folter und unrechtmäßigen Inhaftierungen. Immer wieder wurden auch Afghanen, die in Bagram arbeiteten, am Weg zur Basis von militant-islamistischen Taliban getötet.

Zuletzt geriet Bagram in die afghanischen Schlagzeilen, weil täglich Dutzende Lastwägen mit Schrott von zerstörten Fahrzeugen und Ausrüstung der US-Truppen den Flugplatz verließen. Viele Afghanen ärgerten sich darüber, dass das US-Militär derartige Mengen verschrottete und nicht den Sicherheitskräften überließ. Die Militärs begründeten dies unter anderem damit, dass die Ausrüstung nicht in feindliche Hände fallen solle.

In der Vergangenheit wurden Taliban-Offensiven vor allem mit Hilfe von US-Luftangriffen und teils auch amerikanischen Spezialkräften gestoppt. Der Abzug bedeutet, dass die afghanischen Regierungstruppen künftig ohne solche Unterstützung auskommen müssen. Das Weiße Haus hat der Regierung in Kabul zugesichert, dass sie weiterhin „nachhaltige“ Sicherheitshilfe leisten wird. Washington blieb bisher indes vage, was dies genau bedeutet. Von 1996 bis zu ihrem Sturz durch die US-geführten Truppen 2001 hatten die Taliban Afghanistan beherrscht und die Menschenrechte massiv beschnitten.

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