Festnahmen nach Präsidentenmord in Haiti

Politik / 08.07.2021 • 22:43 Uhr

Verdächtige auch getötet. Lage in Haiti verschlimmert sich.

Port-au-Prince Trotz erster Festnahmen ist die Lage in Haiti nach der Ermordung des Präsidenten Jovenel Moïse weiter angespannt. Die Straßen der Hauptstadt Port-au-Prince waren am Donnerstag ungewöhnlich leer. Wer hinter dem Attentat steckt, blieb unklar. Der Karibikstaat steckt seit vielen Jahren in einer schweren Krise. Durch den Mord am Präsidenten hat sich die Lage noch verschlimmert. Nach Angaben der Polizei wurden vier mutmaßliche Täter getötet und zwei festgenommen. Die Verdächtigen seien nach dem Attentat am Rand der Hauptstadt abgefangen worden, sagte Polizeichef Léon Charles. „Sie wurden getötet oder gefangengenommen.“ Einzelheiten zu deren Identität nannte er nicht. Haitis Botschafter in den USA, Bocchit Edmond, bezeichnete die Attentäter als gut ausgebildete und schwer bewaffnete ausländische Söldner. Sie hätten sich als Agenten der US-Drogenbehörde DEA ausgegeben.

Moïse war in der Nacht auf Mittwoch in seiner Residenz erschossen worden. Seine Ehefrau Martine wurde dabei schwer verletzt. Sie wurde zur Behandlung nach Miami in den USA gebracht, gut 1000 Kilometer entfernt. Die Zeitung „Le Nouvelliste“ berichtete, der Leichnam des 53-Jährigen habe zwölf Einschusslöcher, zum Teil von großkalibrigen Waffen. Sein Büro und sein Schlafzimmer seien durchwühlt worden. Seine Tochter habe sich im Zimmer ihres Bruders versteckt. Zwei Angestellte seien gefesselt worden.

Das Attentat hinterlässt in Haiti ein Machtvakuum. Da eine für Oktober 2019 vorgesehene Parlamentswahl unter anderem wegen heftiger Proteste gegen Moïse ausgefallen war, gibt es dort seit Januar 2020 kein handlungsfähiges Parlament mehr. Moïse regierte seither per Dekret.