Militärpatrouillen in den Unruhegebieten

Kein Ende der gewalttätigen Proteste in Südafrika.
johannesburg In Südafrika setzten sich auch am Dienstag die tagelangen gewalttätigen Proteste fort. Obwohl das Militär laut Regierungsangaben in den betroffenen Regionen – der Gauteng-Provinz rund um Johannesburg sowie der östlichen Provinz KwaZulu-Natal – mit Patrouillen begonnen hat, gingen Brandschatzung und Plünderungen ungehindert weiter. Auch die Opferzahlen stiegen.
Nachdem der Premier der Provinz Kwa-Zulu Natal, Sihle Zikalala, zuvor von 25 Toten in seinem Zuständigkeitsbereich gesprochen hatte, gab sein Amtskollege aus der Gauteng-Provinz vor laufender Kamera 18 tote Anrainer und einen toten Polizisten bekannt. Angesichts einer Überzahl von Plünderern schritt die Polizei an vielen Orten erst relativ spät ein. Es gab bisher rund 750 Festnahmen. Die geschätzten Schäden belaufen sich mittlerweile auf eine Milliarde Rand (60 Millionen Euro), so Zikalala. Polizeiminister Bheki warnte die Anrainer davor, das Gesetz in die eigene Hand zu nehmen. Die Ministerin für Staatssicherheit Ayanda Dlodlo berichtete, die Sicherheitsbehörden prüften auch Berichte über Attacken gegen Ausländer in der Provinz KwaZulu-Natal sowie Spannungen zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen.
Gegen Inhaftierung Zumas
Was als Protest gegen die Inhaftierung des Ex-Präsidenten Jacob Zuma begann, hat sich innerhalb weniger Tage zu großflächigen Ausschreitungen entwickelt. Diese hätten wichtige Lieferketten unterbrochen, die Südafrika innerhalb weniger Wochen „einem großen Risiko von Lebensmittel- und Medikamentenunsicherheit aussetzten könnten“, warnte Präsident Cyril Ramaphosa am Montagabend in einer Fernsehansprache.
Betroffen sind vor allem die nördliche Provinz Gauteng mit der Wirtschaftsmetropole Johannesburg und der Hauptstadt Pretoria sowie Zumas östliche Heimatprovinz KwaZulu-Natal. In der dort besonders stark betroffenen Hafenstadt Durban teilte die Stadtverwaltung am Dienstag mit, dass es wegen der Proteste bei den städtischen Versorgungsdiensten – etwa der Wasserversorgung – zu Problemen kommen könne. Dringende Reparaturarbeiten könnten nicht ausgeführt werden.
Zuma war wegen Missachtung der Justiz zu einer Haftstrafe von 15 Monaten verurteilt worden, die er am späten Mittwoch antrat. Er muss sich vor einer Untersuchungskommission wegen Korruptionsvorwürfe während seiner Amtszeit (2009-2018) verantworten, war aber einer Vorladung nicht gefolgt.