Auf dem Weg in die neue Heimat

Belarussische Sportlerin Timanowskaja am Flughafen in Wien zwischengelandet.
wien Die belarussische Sportlerin Kristina Timanowskaja hat bei ihrer Abreise aus Tokio in letzter Minute ihre Pläne geändert. Statt nach Warschau ist die 24-jährige Sprinterin nach Wien geflogen. Dabei handelte es sich aber nur um einen Zwischenstopp. Im Anschluss verließ sie das Land nach Warschau, bestätigte das Außenministerium in Wien. Die 24-Jährige, die nach Konflikten mit Sportfunktionären nicht mehr in ihr Heimatland zurückkehren will, hatte für Polen ein humanitäres Visum erhalten.
Die Sprinterin hat die Aufmerksamkeit einmal mehr auf die Lage in Belarus gut ein Jahr nach der Präsidentenwahl gelenkt. Seit Monaten geht Machthaber Alexander Lukaschenko gegen Andersdenkende, unabhängige Medien und Nichtregierungsorganisationen vor.
Von Polizeibeamten geschützt
Nach Ankunft am Flughafen Wien-Schwechat wurde Timanowskaja unter anderem von Staatssekretär Magnus Brunner (ÖVP) in Empfang genommen. Polizeibeamte schützten die Sportlerin. Betreut wurde die 24-Jährige im VIP-Terminal des Flughafens. Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) betonte: „Für uns ist oberste Priorität, dass Kristina Timanowskaja jetzt in Sicherheit ist.“
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) setzte eine Disziplinarkommission zur Untersuchung der Vorfälle rund um die mutmaßlich von belarussischen Behörden versuchte Entführung der Leichtathletin ein. Verantworten sollen sich vor allem der Leichtathletik-Cheftrainer von Belarus und der stellvertretende Direktor des nationalen Trainingszentrums.
Die beiden Funktionäre sollen Timanowskaja bei den Olympischen Spielen in Tokio mitgeteilt haben, dass sie wegen kritischer Äußerungen vorzeitig in ihre Heimat zurückkehren müsse. Die 24-Jährige wandte sich an die japanische Polizei und verweigerte den Rückflug.
Auch andere wollen weg
Unterdessen planen weitere Athleten aus Belarus, ihre Heimat zu verlassen. Die Siebenkämpferin Jana Maximowa schrieb auf Instagram, sie und ihr Ehemann, der Zehnkämpfer Andrej Krawtschenko, wollten in Deutschland leben. Auch der Betreuer der Handballmannschaft „Witjas“ in Minsk, Konstantin Jakowlew, flüchtete. Er halte sich bereits den zweiten Tag in Kiew auf, sagte er.