Berichte über Hinrichtungen in Afghanistan

Vertreter der bisherigen Regierung offenbar vermisst.
kabul In Afghanistan wachsen Angst und Verzweiflung. Tausende Afghanen und ausländische Staatsbürger hoffen immer noch auf eine Gelegenheit, sich nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban mit westlichen Flügen in Sicherheit zu bringen. Clarissa Ward vom US-Sender CNN beschrieb herzzerreißende Szenen in der Hauptstadt Kabul und sprach vom „Überleben der Stärksten“. Auf dem Weg zum Flughafen erlitt ein Deutscher, ein Zivilist, eine Schussverletzung.
Die Taliban suchen laut einem für die Vereinten Nationen erstellten Bericht gezielt nach vermeintlichen Kollaborateuren. In dem vertraulichen vierseitigen Bericht des RHIPTO Norwegian Center for Global Analyses, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, heißt es, dem größten Risiko seien Menschen ausgesetzt, die wichtige Positionen im Militär, bei der Polizei oder anderen Ermittlungsbehörden eingenommen hatten. Die Beteuerungen der Taliban, keine Vergeltungsaktionen vornehmen zu wollen, hält der Leiter der Denkfabrik, Christian Nellemann, nicht für glaubhaft. „Sie versuchen einfach, die Leute an Ort und Stelle zu halten, um sie festnehmen zu können.“
Mehrere Vertreter der bisherigen afghanischen Regierung werden einem lokalen Medienbericht zufolge vermisst. Der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) liegen nach eigenen Angaben Berichte über „standrechtliche Hinrichtungen“ durch die Taliban vor. Bei den mutmaßlichen Opfern handle es sich um frühere afghanische Regierungsmitarbeiter und Sicherheitskräfte, sagte die Vizedirektorin für HRW in Asien, Patricia Gossman.