Schusswechsel am Flughafen

Afghanische Sicherheitskraft getötet. Taliban gegen verlängerte Evakuierung.
kabul Bei einem Feuergefecht afghanischer Sicherheitskräfte sowie deutscher und US-amerikanischer Soldaten mit unbekannten Angreifern am Flughafen Kabul ist ein Ex-Soldat der aufgelösten afghanischen Armee getötet worden. Er war zusammen mit den internationalen Kräften zum Schutz des Airports eingesetzt. Drei weitere afghanische Sicherheitskräfte wurden am Montag verletzt. Die Taliban wollen einer Verlängerung der Evakuierungen aus Afghanistan indes nicht zustimmen.
Österreicher evakuiert
Von dem Flughafen starten die Evakuierungsflüge, mit denen westliche Staaten nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban eigene Bürger und afghanische Ortskräfte außer Landes bringen. So hat etwa Ungarn hat laut Reuters am Montag 173 Personen evakuiert, darunter auch Österreicher und US-Amerikaner. Soldaten der ehemaligen afghanischen Armee sind an der äußeren Zugangsschleuse zum Flughafen eingesetzt. Eine zweite, innere Zugangsschleuse wird von US-Soldaten bewacht.
Nach Angaben der deutschen Bundeswehr kam es zu dem Schusswechsel gegen 4.15 Uhr am Nordtor des Airports. Alle deutschen Soldaten seien unverletzt geblieben. Die Botschaft des Landes hatte erst kurz zuvor gewarnt, dass es an den Zugängen immer noch sehr häufig zu gefährlichen Situationen und bewaffneten Auseinandersetzungen komme. Aufgrund der Sicherheitslage riet die Botschaft Deutschen sowie afghanische Ortskräften dringend von Fahrten zum Flughafen ab. Im Gedränge vor den zeitweise geschlossenen Toren des Flughafens gab es am Wochenende mindestens sieben Tote.
Über die Angreifer am Flughafen wurde zunächst nichts bekannt. Die US-Regierung hatte zuletzt Sorgen vor einem Anschlag der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) geäußert. „Die Bedrohung ist real, sie ist akut, sie ist anhaltend“, sagte der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, zu CNN. Die Taliban und der regional aktive Zweig des IS sind verfeindet. Die deutsche Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer bestätigte, dass es zunehmend Terrordrohungen gebe. „Wir haben unglaublich viele Flüchtlinge in der Stadt, wir haben eine verschlechterte Versorgungslage, wir haben zunehmend auch Drohungen auch von anderen terroristischen Gruppen“, sagte die CDU-Politikerin zu Wochenbeginn bei „Bild TV“.
Das US-Verteidigungsministerium plant weiterhin einen Abzug aller Truppen vom Flughafen bis Ende August. Ziel sei, den Evakuierungseinsatz bis zu dieser Frist abzuschließen, sagte Pentagon-Sprecher John Kirby. Darauf seien alle Kräfte konzentriert. Derzeit sind laut Pentagon rund 5800 US-Soldaten am Airport im Einsatz. Das Tempo der Abflüge habe sich im Vergleich zu Sonntag fast verdoppelt, erklärte der zivile Repräsentant der Nato in Afghanistan, Stefano Pontecorv.
Der britische Premier Boris Johnson will sich bei Biden für eine Verlängerung des Evakuierungseinsatzes über die bisherige Deadline hinaus einsetzen. Das sagte Verteidigungs-Staatssekretär James Heappey zu Sky News. Er machte auch deutlich, dass eine Fortsetzung ohne die USA nicht denkbar ist. Ein Sprecher der Taliban in Katar erklärte wiederum, eine Fristverlängerung käme einer Verlängerung der militärischen Besatzung des Landes gleich. Das sei weder notwendig, noch werde man sich darauf einlassen.
„Wir haben zunehmend auch Drohungen auch von anderen terroristischen Gruppen.“
