Neuer Angriff des IS auf den Flughafen

Politik / 30.08.2021 • 23:00 Uhr
Taliban untersuchen ein zerstörtes Auto nahe dem Airport in der afghanischen Hauptstadt. AFP
Taliban untersuchen ein zerstörtes Auto nahe dem Airport in der afghanischen Hauptstadt. AFP

Fünf Raketen abgefeuert. US-Truppen vollständig aus Afghanistan abgezogen.

kabul Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) griff am Montag erneut den Flughafen Kabul an. Nach Angaben der US-Regierung wurden fünf Raketen in Richtung des Airports abgefeuert. Drei seien außerhalb des Geländes gelandet, eine von einem Raketenabwehrsystem am Flughafen abgewehrt worden, sagte Generalmajor William Taylor im Pentagon. Eine weitere Rakete schlug demnach innerhalb des Flughafengeländes ein, ohne Menschen oder die Evakuierungsmission zu gefährden.

Militäreinsatz beendet

Die USA haben indes ihren Truppenabzug aus Afghanistan abgeschlossen und ihren Militäreinsatz in dem Land damit nach 20 Jahren beendet. Eine letzte US-Militärmaschine hob in der Nacht zum Dienstag vom Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul ab. Damit ist auch die militärische Evakuierungsmission abgeschlossen.

Der UN-Sicherheitsrat wollte in Kürze über eine Resolution abstimmen, die zur sicheren Ausreise von Menschen aus Afghanistan führen soll, wie Diplomaten der Deutschen Presse-Agentur berichteten. Die Annahme eines entsprechenden Texts würde unter anderem den Druck auf die Taliban erhöhen. Die Vetomächte Russland und China hatten sich bei Verhandlungen am Wochenende Diplomaten zufolge offen für eine Einigung gezeigt. Eine Zustimmung sei aber nicht sicher.

Der in Afghanistan aktive Ableger des IS reklamierte den Angriff für sich. „Soldaten des Kalifats“ hätten den Flughafen mit sechs Raketen des Typs Katjuscha angegriffen, teilte IS-Khorasan, wie der IS sich in Afghanistan und Pakistan nennt, am Montag auf der Plattform Naschir News mit. Der IS, der mit den Taliban verfeindet ist, hat bereits in der Vergangenheit immer wieder verschiedene Ziele in Kabul mit Raketen angegriffen. US-Präsident Joe Biden sei über den Raketenangriff informiert worden, hieß es in einer Erklärung der Pressesprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki.

Biden hatte am Sonntag vor möglichen weiteren Anschlägen rund um den Flughafen Kabul gewarnt. Erst am Donnerstag waren bei einem Anschlag des IS am Flughafen mindestens 13 US-Soldaten – und -Soldatinnen sowie zwei Briten ums Leben gekommen. Die Angaben über die afghanischen Todesopfer schwanken, Sender wie CNN sprachen von bis zu 200 Toten. Im Zuge ihrer Evakuierungsmission haben die USA zuletzt innerhalb von 24 Stunden 1200 Menschen außer Landes gebracht, wie das Weiße Haus mitteilte. Seit dem Start der Mission Mitte August seien insgesamt 116.700 Menschen aus Afghanistan evakuiert worden. Die deutsche Bundeswehr hatte ihren Rettungseinsatz am Donnerstag beendet, Frankreich, Spanien und Großbritannien folgten am Freitag und Samstag.

Bei einem US-Luftangriff in Kabul sollen mindestens zehn Zivilisten getötet worden sein. Unter den Toten bei dem Angriff am Sonntag seien auch Kinder, berichtete der lokale Sender ToloNews. Das US-Militär hatte mitgeteilt, es untersuche nach dem Luftangriff auf ein Auto des IS Berichte über mögliche zivile Opfer. Der Einsatz habe erfolgreich eine „unmittelbare Bedrohung“ für den Flughafen Kabul durch die Terroristen abgewendet, darüber hinaus würden die Ergebnisse des Luftschlags noch geprüft.

Angaben des Taliban-Sprechers Sabiullah Mudschahid zufolge soll sich der Taliban-Führer Haibatullah Achundsada in Afghanistan befinden. Dessen Aufenthaltsort war über Jahre unbekannt. Achundsada führe Gespräche in Kandahar, sagte Mudschahid zur türkischen Nachrichtenagentur Anadolu.