Das ist der Grund für die Coronanotbremsung in Vorarlberg

Stärkste Infektionsdynamik: Spitäler vor ähnlichen Verhältnissen wie im Herbst 2020.
SCHWARZACH Die staatliche Gesundheitsagentur AGES bestätigt es ebenso wie der Datenspezialist Paul Kleinrath in seiner Auswertung: Im Bundesländer-Vergleich weist Vorarlberg die stärkste Infektionsdynamik auf. Eine infizierte Person steckt durchschnittlich 1,3 weitere Personen an. Mittlerweile sind 8252 Frauen und Männer im Land aktiv positiv. Es werden immer mehr und weil ein Teil davon so schwer erkrankt, dass eine stationäre Behandlung erforderlich wird, drohen den Spitälern ähnliche Verhältnisse wie im Herbst des vergangenen Jahres.
In Vorarlberg belief sich die Inzidenz bestätigter Infektionen pro 100.000 Einwohner und Woche gestern auf 1194. In Oberösterreich und Salzburg war sie mit 1667 und 1787 noch höher, die Zuwächse hierzulande sind aber deutlich stärker als sie es dort in den vergangenen Wochen waren. Am kommenden Dienstag könnte es sich bereits um mehr als 1400 handeln, so das Prognosekonsortium des Gesundheitsministeriums.

Das hat auch Folgen für die Spitäler. Das Konsortium rechnet damit, dass Anfang Dezember 191 Patienten im Land stationär behandelt werden müssen, davon 33 intensivmedizinisch. Dabei handelt es sich um einen Mittelwert. Mit geringerer Wahrscheinlichkeit könnten es auch deutlich mehr als 200 werden. Damit wäre das Niveau des vergangenen Herbstes erreicht: Mit 223 gab es damals am 19. November die meisten Spitalspatienten.
Gesundheitsexperte Armin Fidler weist darauf hin, dass derartige Prognosen nur eine Ahnung dafür geben, was kommen könnte: „Bei einem exponentiellen Wachstum bewirken schon geringfügige Abweichungen sehr viel.“

In der Bodenseeregion ist die Inzidenz bestätigter Infektionen in Vorarlberg mit Abstand am höchsten. Das muss man jedoch mit Vorsicht betrachten: Aus Lindau, wo dieser Wert „nur“ 547 beträgt, berichtete Landrat Elmar Stegmann gestern, dass es immer längere Verzögerungen bei der Testauswertung gebe: „Die Zahlen sind also de facto noch höher.“ Nachsatz: „Es ist so ernst wie bisher noch nie in der Pandemie. Ohne Maßnahmen steuern wir direkt in eine absolute Notlage.“ Besonders im benachbarten Landkreis Ravensburg steigt und steigt die Zahl der Intensivpatienten. Vor einer Woche waren es 15, gestern 24.