Da waren es nur noch drei

Politik / 29.12.2021 • 22:33 Uhr
Das Kernkraftwerk Gundremmingen in Bayern wird endgültig abgeschaltet. Reuters
Das Kernkraftwerk Gundremmingen in Bayern wird endgültig abgeschaltet. Reuters

Weitere deutsche Atomkraftwerke gehen vom Netz, darunter Gundremmingen in Bayern.

berlin Mit dem Jahreswechsel erreicht der deutsche Atomausstieg seine vorletzte Stufe, weitere drei Atomkraftwerke gehen planmäßig vom Netz. Übrig bleiben dann nur noch drei von ehemals 17. Unter den Kraftwerken, die zum Jahreswechsel am 31. Dezember 2021 die Stromeinspeisung beenden müssen, ist mit dem Meiler Brokdorf auch ein besonders symbolträchtiges. Gundremmingen befindet sich etwa 100 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt.

Ausstieg Ende 2022

Nach der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima 2011 nahm die damalige Regierung eine wenige Monate zuvor verabschiedete Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke wieder zurück und brachte den Atomausstieg auf den Weg. Die acht ältesten Reaktoren wurden abgeschaltet, die noch verbleibenden neun sollten bis 2022 schrittweise folgen. Für jedes AKW wurde per Gesetz ein Termin festgelegt, an dem der Leistungsbetrieb spätestens enden muss. 2015, 2017 und 2019 gingen schon einzelne Kraftwerke vom Netz. Jetzt steht mit dem Aus für Brokdorf in Schleswig-Holstein, Gundremmingen C in Bayern und Grohnde in Niedersachsen ein Dreifach-Termin an. Übrig bleiben dann die drei AKW Isar 2 in Bayern (rund 70 Kilometer von Österreichs Grenze entfernt), Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg (etwa 160 Kilometer) sowie Emsland in Niedersachsen, die spätestens bis Ende 2022 folgen müssen. Der deutsche Atomausstieg wird dann nach elf Jahren vollendet sein.

Der Bau des Atomkraftwerks Brokdorf in Schleswig-Holstein war zu Zeiten der Umwelt- und Anti-Atom-Bewegung in Westdeutschland ein Kristallisationspunkt des Protests – vergleichbar nur mit dem Widerstand gegen den Bau eines sogenannten Nuklearen Entsorgungszentrums im niedersächsischen Gorleben und dem Bau einer Uran-Wiederaufarbeitungsanlage im bayerischen Wackersdorf. Nach Firmenangaben wird der Reaktor am Silvesterabend heruntergefahren und kurz vor dem Jahreswechsel nach etwa 45 Jahren endgültig vom Stromnetz getrennt. Auch in Grohn­de und in Gundremmingen C wird entsprechend vorgegangen. Danach bleiben die Reaktoren streng genommen noch weiter in Betrieb, die radioaktiven Zerfallsprozesse im Inneren laufen weiter. Die sogenannte Nachbetriebsphase und der nachfolgende Abriss der Anlagen ziehen sich über Jahre. 

Unterschiedliche Emotionen

Die Emotionen, die insbesondere das Ende von Brokdorf begleiten, könnten unterschiedlicher nicht sein. Während Kraftwerksleiter Uwe Jorden von großer Traurigkeit sprach und berichtete, die Mitarbeiter hätten die Versorgung des Landes mit Energie „mit großer Leidenschaft“ als ihre Aufgabe angesehen, bezeichnete die Anti-Atomkraft-Organisation „Ausgestrahlt“ das Ende von Brokdorf, Grohnde und Gundremmingen C als „Festtag“.