„Anderer Weg der Aufarbeitung“

Politik / 20.01.2022 • 20:18 Uhr

Feldkirch Wie geht es dem Bischof mit den Nachrichten über den Alt-Papst? „Das tut weh, weil wir alles dazu versuchen, die Geschichte aufzuarbeiten. Und zu verhindern, dass diese Dinge jetzt passieren. Wir müssen viel tun, damit die Kinder geschützt werden.”

Unabhängige Kommission

Die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen sei in Österreich anders gelaufen als in anderen Ländern und offenbar auch im Erzbistum München-Freising, sagt der Feldkircher Bischof Benno Elbs den VN. „Vor elf Jahren haben wir den Weg gewählt, das Missbrauchsfälle von unabhängigen Instanzen untersucht werden.“ Damals wurde die unabhängige Opferschutzkommission unter Waltraud Klasnic geschaffen. Kardinal Christoph Schönborn setzte sich für die möglichst offene Aufarbeitung ein. Das außerhalb der Kirche stehende Personenkomitee, dem auch Psychiater Reinhard Haller angehört, arbeitete 2496 Fälle auf, entschied in 92,35 Prozent der Fälle für die Opfer und erkannte über 30 Mill. Euro an Entschädigungen und therapeutischer Hilfeleistung zu. „Das Geschehene kann nicht wieder gutgemacht werden, aber wir können den Opfern helfen, über unabhängige Instanzen”, so Bischof Benno. Wie auch in der Diözese München-Freising, wo Alt-Papst Benedikt von 1977 bis 1982 wirkte, liegen auch die Fälle in Österreich oft Jahrzehnte zurück. Die Kirche habe auf eine etwaige Verjährungsfrist verzichtet, weil viele Situationen schon so lange zurückliegen. Heute gebe es in allen Diözesen eine Rahmen­ordnung, die gerade aktualisiert wurde.

Zudem gebe es unabhängige Ombudsstellen sowie Stabsstellen zur Prävention von Missbrauch. Alles ein Versuch der Wiedergutmachung, gleichermaßen ist die Verhinderung von Übergriffen das erklärte Ziel. „So gibt es etwa in Schulen und in der Jugendarbeit Präventionskonzepte und Schulungen.” Den Fall selbst könne er schwer beurteilen: „Wichtig ist, dass die Verantwortlichen Stellung nehmen. Ich glaube, dass der Vatikan und auch er eine Stellungnahme dazu abgeben müssen. VN-RIE