Brüllende „Junge Löwen“

Politik / 28.01.2022 • 22:12 Uhr
Die Terrornacht in Wien löste Entsetzen aus. Vier Menschen wurden getötet und viele weitere verletzt.APA
Die Terrornacht in Wien löste Entsetzen aus. Vier Menschen wurden getötet und viele weitere verletzt.APA

In der Terrormiliz IS bahnt sich eine neue Generation an.

Wien Nach dem blutigen Versuch, die seit 2019 bestehende Vorherrschaft der kurdisch-aramäischen Milizen im Nordosten Syriens zu brechen und ihre dschihadistischen Gefangenen – samt etwa 700 „Soldatenkindern“ – zu befreien, hat die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) diese Woche in Libyen zugeschlagen: Im südlichen Umm al-Aranib griffen sie die mit der Regierung von Tripolis verbündete lokale „Märtyrerbrigade“ an, die sich aus der Tubu-Minderheit rekrutiert. Sie hat den Islam nur oberflächlich angenommen, weshalb sie ins Visier der Terrormiliz Islamischer Staat geraten ist.

Nur Hörensagen

Der IS versucht derzeit im Tibesti-Gebirge mitten in der Sahara ein neues Emirat zu errichten, nachdem jenes von Mossul zerschlagen blieb. Wie anderswo, etwa in Afghanistan auch, verbindet der IS in Libyen politislamische Zielsetzungen mit der Unterdrückung oder Unterstützung nationaler Minoritäten. Zugleich hängt das Erstarken der Terrormiliz mit dem Hochkommen einer jungen Generation von Dschihadisten zusammen, die das ursprüngliche Schlachtfeld im Irak und Syrien nur mehr vom Hörensagen kennen. Von Anfang an hatte sich in der östlichen Kyrenaika der IS als „Jugendbewegung“ bezeichnet.

Bei der jungen Generation des Islamischen Staates handelt es sich aber um keine ferne, vorderasiatisch-afrikanische Entwicklung. Schon im „ersten Dschihad“ am Euphrat und Tigris waren allein aus Österreich 130 Kämpfer und „Betreuerinnen“ für den IS in den Heiligen Krieg gezogen.

Kein Einzelkämpfer

In Österreich ist der mörderische Spaziergang durch die Wiener Innenstadt vom 2. November 2020 mit seinen vier Toten und 23 Verletzten vorläufig der einzige dschihadistische „Einsatz“ geblieben. Wie seitdem aber bekannt wurde, war der „Einzelkämpfer“ von Wien nur die Spitze eines Islamisten-Eisbergs. Getragen von „Jungen Löwen“, die nie in Syrien oder dem Irak gekämpft haben, aber dennoch der Ideologie des IS anhängen. Es handelt sich um eine „neue Generation“ von Dschihadisten.