Vorarlberg stark betroffen: Spätes Ende für Containerklassen

Politik / 30.01.2022 • 07:00 Uhr
Vorarlberg stark betroffen: Spätes Ende für Containerklassen
Die Containerklassen werden in der Regel an einem Standort über zehn Jahre gebraucht, wie eine Auflistung des Bildungsministeriums zeigt.

Spätestens 2026 sollen die 16 Containerklassen an den Bundesschulen abgebaut werden. Bauprojekt der HAK Bregenz auf Schiene.

Bregenz, Wien Fünf Bundesschulen in Vorarlberg müssen sich derzeit mit Containerklassen aushelfen, manche davon noch bis ins Jahr 2026.

Grund für die Notlösung ist vor allem Platzmangel. Erweiterungen der betroffenen Schulen sind aber in Planung. Das zeigt eine Anfragebeantwortung von Bildungsminister Martin Polaschek an den Neos-Abgeordneten Gerald Loacker. Österreichweit gibt es 120 Containerklassen an 16 Standorten. Fast jede achte Klasse davon befindet sich in Vorarlberg, nahezu ein Drittel der betroffenen Schulen ebenso. In den kommenden Jahren sollen die Containerklassen nach und nach abgebaut werden können, verspricht Polaschek.

In der HAK Bregenz sei von einem Baubeginn im Frühjahr/Sommer 2024 auszugehen, die Fertigstellung für 2026 geplant, sagt Bildungsminister Martin Polaschek. <span class="copyright">APA</span>
In der HAK Bregenz sei von einem Baubeginn im Frühjahr/Sommer 2024 auszugehen, die Fertigstellung für 2026 geplant, sagt Bildungsminister Martin Polaschek. APA

Im Borg Götzis werde etwa noch heuer diese Ära nach zehn Jahren zu Ende sein. Grund für die Container war die Erweiterung von acht auf zwölf Klassen. 2023 sollen auch die Schüler des Sportgymnasiums in Dornbirn (Ersatzbau in Bau) und 2024 des Borg Dornbirn Schoren (Erweiterung in Planung) nach rund elf Jahren aus den Containerklassen ausziehen können. Bis 2026 wird es nach Angaben des Bildungsministeriums noch bei der HLW Rankweil (Erweiterung in Vorbereitung) und der HAK Bregenz dauern.

Wettbewerb läuft

Für die HAK Bregenz läuft derzeit der baukünstlerische Wettbewerb zur Schulerweiterung. „Eine Ermittlung des Siegers als Planer für das Bauprojekt ist im zweiten Quartal 2022 vorgesehen“, erklärt Polaschek. Unter Berücksichtigung der entsprechenden Planungszeit sei von einem Baubeginn im Frühjahr/Sommer 2024 auszugehen. Die Fertigstellung ist für 2026 anvisiert. „Danach werden die Klassencontainer abgebaut“, sagt der Bildungsminister.

Manfred Hämmerle, Direktor der HAK Bregenz, ist erleichtert. Es habe sehr viel Bitten und Betteln gebraucht. „Gott sei Dank ist jetzt alles auf Schiene.“ Bis 2024 zu warten, sei aber sehr lang. „Wir wollen, dass alle Schülerinnen und Schüler in einer ordentlichen Klasse unterrichtet werden. Wir brauchen eine größere Kantine. Derzeit ist sie einfach zu klein für die Schule. Und es braucht auch mehr Arbeitsraum für die Lehrerinnen und Lehrer“, sagt Hämmerle. Das würde nun umgesetzt.

Es habe viel Betteln und Bitten gebraucht, sagt HAK-Direktor Manfred Hämmerle.
Es habe viel Betteln und Bitten gebraucht, sagt HAK-Direktor Manfred Hämmerle.

Neos-Mandatar Loacker kritisiert, dass die HAK Bregenz schon seit Jahren warte. Ursprünglich habe das Bildungsministerium ein Ende der Container-Klassen für 2023 anvisiert. Dies ist auch in einer Anfragebeantwortung aus dem Jahr 2018 nachzulesen. „Die Vorarlberger werden vom Ministerium aber benachteiligt. Weil wir weit weg sind, sind unsere Schüler den Wienern wurscht.“

„Später beschlossen“

Polaschek begründet die Verschiebung damit, dass das Schulprojekt später als geplant beschlossen worden sei. Die Erweiterung der HAK Bregenz wurde erst 2020 in die Projektliste zum Schulentwicklungsprogramm aufgenommen. „Deshalb verzögert sich auch der konkrete Planungsbeginn.“

Berichte, wonach immer mehr Schüler auf Grund des Platzmangels abgewiesen werden, bestreitet der Minister. Die Schülerzahlen bewegten sich in den vergangenen Schuljahren bei rund 1100. Heuer seien es 1210, also rund 100 Schülerinnen und Schüler mehr. In den vergangenen drei Jahren wurden jeweils 53, 39 und 32 Bewerber und Bewerberinnen abgewiesen.

“Wir haben Raumnot”

HAK-Direktor Hämmerle bestätigt die Zahlen. „Dass wir relativ wenige abweisen mussten, stimmt. Das haben wir aber nur geschafft, indem wir die Schüler in drei Containerklassen untergebracht haben und in weiteren drei Räumen, die eigentlich nicht als Klassen vorgesehenen sind.“ Was ihm Sorgen mache, sei das kommende Schuljahr. „Da müssen wir sicher mehr abweisen, weil nicht so viele Klassen entlassen werden. Wir haben wirklich eine Raumnot.“

Bildungsminister Polaschek argumentiert, dass abgewiesene Schüler auch die Möglichkeit hätten, die Handelsschule zu besuchen und bei positivem Abschluss einen Aufbaulehrgang für die Matura zu machen. Ebenso gibt es mehrere HAK-Standorte im Land. Eine weitere Steigerung der Klassen- und Schülerzahlen in der HAK Bregenz erscheine aus Sicht der Pädagogischen Leitung in Vorarlberg als nicht erstrebenswert.