LGBTIQ: Vorarlberg nicht diskriminierungsfrei

Nach brennenden Regenbogenflaggen: Finanzielle Unterstützung fix. Aktionsplan bis Juni.
Schwarzach Regenbogenflaggen brannten. Oft hingen nur noch zerrissene Fetzen an den Masten. Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender, trans- und intersexuelle Menschen (LGBTIQ) im Land wurden teils bedroht, angepöbelt oder einfach ungerecht behandelt. Das vergangene Jahr stimmt nachdenklich. Vorarlberg ist längst nicht diskriminierungsfrei. Statt Lippenbekenntnissen forderte der LGBTIQ-Verein GoWest daher Bewegung in der Politik. Es geschah: Ein Aktionsplan ist in Ausarbeitung und der ehrenamtliche Verein wird finanziell unterstützt, wie die zuständige Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne) erklärt. GoWest-Vorsitzender Fynn Kirchner spricht auf VN-Anfrage von einer massiven Entlastung.

Finanzielle Unterstützung
Infolge mehrerer Vorfälle gegenüber LGBTIQ-Personen versprach Wiesflecker vergangenes Jahr zum einen GoWest finanzielle Hilfe. Sie hielt Wort und stellt dem Verein 15.000 Euro jährlich für eine geringfügige Anstellung zur Verfügung. „Die Entlastung der ehrenamtlichen Strukturen durch eine professionelle Beratungsstruktur ist hoch an der Zeit“, hält die Landesrätin fest. Sensibilisierung und einen wirksamen Diskriminierungsschutz stünden auch im Regierungsprogramm. „Diese Ziele hoffen wir mit einem Aktionsplan erreichen zu können.“ Die Expertise aus der LGBTIQ-Community sei dabei ein wesentlicher Baustein. Neben GoWest arbeitet auch der Verein Amazone und ein Experte der Selbsthilfegruppen mit.

Erst vor einigen Tagen fand ein weiteres Treffen mit verschiedensten Akteuren statt. Der wesentliche Fahrplan für die weiteren Schritte wurde dabei festgelegt. So startet am 9. Februar eine Befragung, um zu erheben, „was es in Vorarlberg braucht, damit LGBTIQ-Menschen gut leben können, ohne viel Diskriminierung zu erfahren“, erläutert GoWest-Vorsitzender Kirchner. „Wir werfen einen Blick darauf, wo und welche Diskriminierung passiert.“ Infolge werde gemeinsam an dem Aktionsplan weitergearbeitet, um konkrete Handlungsfelder mit Maßnahmen zu definieren. Ziel ist es laut Landesrätin Wiesflecker, bis Juni fertig zu sein.
Noch viel zu tun
Der Nachholbedarf ist groß, meint Kirchner. „Die Konversionstherapie ist nicht gänzlich verboten, auch nicht die Genitalverstümmelung bei Inter Kindern und Jugendlichen und es gibt noch immer keine diskriminierungsfreie Blutspende.“ Außerdem bestehe an den Schulen Handlungsbedarf. „Es fehlt in der Pädagogik oft das Wissen, wie mit dem Thema umzugehen ist. Wir hoffen, dass sich in der Bildung und den Lehrgängen noch was tut, genauso wie in den Jungendzentren.“ Es brauche mehr niederschwellige Beratungsangebote für LGBTIQ-Jugendliche, ähnlich jenem des Vereins Amazone.

Positiv beurteilt der GoWest-Vorsitzende die durch das Land finanzierte geringfügige Stelle. „Wir haben sie seit Ende Dezember besetzt. Das hilft uns sehr. Das Ehrenamt war mit Verwaltungstätigkeiten überlastet. Jetzt haben wir ein wenig Luft, alles zu koordinieren und die vielen E-Mails, die wir erhalten, auch gut zu beantworten.“ Seit der Verein infolge der brennenden Regenbogenfahnen eigene Flaggen ausgegeben hatte, seien die Anfragen deutlich gestiegen. „Wir haben auch mehr aktive Mitglieder.“ GoWest biete Beratungen zu LGBTIQ-Themen. „Oft ist es wichtig, einfach einmal jemanden kennenzulernen, der eine ähnliche Lebensrealität hat“, sagt Kirchner.
„Es ist schön, dass noch immer Regenbogenfahnen hängen, sei es bei Privatpersonen, Schulen oder auch Firmen.“ Es sei auch schön, dass sie bleiben und nicht nur im Pride Monat oder am Coming-out-Tag hängen. Das große Ziel bleibt ein diskriminierungsfreies Vorarlberg.
Online-Befragung ab 9. Februar
Mit einer Online-Befragung wird ab 9. Februar erhoben, wie das Ziel eines diskriminierungsfreien Vorarlbergs erreicht werden kann. Teilnahme unter: vorarlberg.mitdenken.online