Neue Pflegekräfte ziehen in mehreren Vorarlberger Gemeinden ein

“Community Nurses” sollen unter anderem Angehörige unterstützen und das Leben älterer Singles erleichtern.
Wien, Bregenz Der Pflegebereich ist und bleibt eine große Baustelle. Personal fehlt, die Betten werden knapp und die Gemeinden wünschen mehr Unterstützung bei der Koordination. Die sogenannten Community Nurses (übersetzt Gemeindepflegerinnen und -pfleger) sollen nun eine erste Entlastung bringen. “Die Pilotprojekte können beginnen”, sagt Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) am Dienstag. Damit meint er die Detailplanung in den Gemeinden. Das Personal dafür müssen die Gemeinden aber erst finden. Zumindest die finanzielle Zusage steht – unter anderem für fünf Projekte von Bludenz bis Bregenz.
123 Projekte in Österreich
Österreichweit gehen insgesamt 123 Projekte an den Start. In Vorarlberg erhielten alle fünf Einreichungen eine Zusage: „Es geht um eine Qualitätssteigerung und eine Weiterentwicklung der bestehenden Strukturen im ambulanten Bereich“, erklärt Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne). Die Community Nurses sollen wohnortnah Ansprechpersonen vor allem im Bereich der Gesundheitsvorsorge und der Prävention sein. Getestet wird dies nun in Dornbirn, Wolfurt und Bregenz. Außerdem sind Lustenau und Bludenz dabei, gemeinsam mit einigen umliegenden Gemeinden. Unter anderem geht es darum, den Verbleib älterer Menschen in ihrem Zuhause zu fördern und pflegebedürftigen Menschen und ihren Angehörigen unter die Arme zu greifen sowie pflegerische und gesundheitsbezogene Angebote sichtbarer zu machen.
Die Europäische Kommission unterstützt das Programm österreichweit mit 54,2 Millionen Euro, davon fließen 2,31 Millionen nach Vorarlberg. Ursprüngliches Ziel war es, 150 Community Nurses zu etablieren. 145 Anträge aus allen neun Bundesländern wurden eingereicht. 123 erhielten den Zuschlag, also einen Fördervertrag von 2022 bis 2024. Damit können 192 diplomierte Pflegekräfte in Vollzeit angestellt werden. 8,55 Vollzeitstellen sind für Vorarlberg eingeplant. Die Förderung umfasst auch 93 E-Autos und 40 E-Bikes, davon ein E-Kfz in Dornbirn und ein E-Bike in Bludenz.
Die neuen Projekte im Überblick
Dornbirn Dornbirn startet ein Pilotprojekt im Stadtteil Schoren. Hauptzielgruppe sind ältere Menschen, insbesondere pflegende Angehörige und ältere Singles. Ebenso liegt ein Schwerpunkt auf Familien mit Migrationshintergrund. Das Projekt soll unter anderem helfen, Pflege und Betreuungsaufgaben besser bewältigen zu können und die soziale Teilhabe zu fördern. Umfang: Gesamtsumme von 396.666 Euro und 1,3 Vollzeitstellen, 1 E-Kfz
Wolfurt Auch in Wolfurt nehmen Community Nurses ihre Arbeit auf. Ziel ist es, die ältere Bevölkerung so lange wie möglich gesund zu halten und deren Familien dabei zu unterstützen. Ebenso rückt die Gesundheitsförderung rund um die Jahre der Pensionierung in den Mittelpunkt. Insbesondere sollen auch Kinder und Jugendliche , die sich um pflegebedürfte Angehörige kümmern, mehr Aufmerksamkeit erhalten. Umfang: Gesamtsumme von 556.660 Euro und 2 Vollzeitstellen
Bludenz Das Projekt im Raum Bludenz und Blumenegg soll bis ins Walsertal reichen (Blons, Bludesch, Fontanella, Raggal, Sonntag, St. Gerold, Ludesch, Stadt Bludenz, Brand, Bürs, Bürserberg, Lorüns, Nüziders und Stallehr). Hauptzielgruppe sind Über-65-Jährige, besonders in Einpersonenhaushalten und mit Migrationshintergrund. Regionale, niederschwellige Angebote sind geplant, um gesundheitliche und soziale Herausforderungen besser zu meistern. Umfang: Gesamtsumme von 497.473 Euro und 2 Vollzeitstellen, 1 E-Bike
Lustenau Gemeinsam mit Hard, Höchst, Fußach und Gaißau setzt Lustenau seinen Fokus auf Kinder und Jugendliche, die ihre Angehörigen pflegen. Die Gemeinden gehen davon aus, dass insgesamt 300 junge Menschen in ihren Ortsgebieten leben, die davon betroffen sind. Kindern, die regelmäßig für chronisch kranke Familienmitglieder sorgen, drohen negative psychische, soziale, schulische und körperliche Auswirkungen. Bestehende Dienste seien derzeit kaum in der Lage, auf ihre Bedürfnisse adäquat zu reagieren. Umfang: Gesamtsumme von 613.750 Euro und 2,25 Vollzeitstellen
Bregenz Hauptzielgruppe in Bregenz werden Menschen mit Migrationshintergrund und Fluchterfahrung sein, die unter 65 Jahre alt sind. 25 Prozent der Bevölkerung haben dort keine deutsche Muttersprache, 1200 Fluchterfahrung. Die Eingliederung der genannten Gruppen in das bestehende Gesundheits- und Sozialsystem sei schwierig. Dem soll sich das Pilotprojekt nun widmen. Umfang: Gesamtsumme von 240.586 Euro und 1 Vollzeitstelle