Über hundert Menschen suchen in Vorarlberg Schutz

Zahlreiche Ukrainer mussten bereits vor dem Krieg flüchten.
Schwarzach Es ist laut UNHCR die größte Flüchtlingsbewegung seit dem Zweiten Weltkrieg. „Das fordert uns alle“, sagte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) bei einer Pressekonferenz am Montag. „Wer schnell hilft, hilft doppelt. Wer koordiniert hilft, hilft dreifach.“ Konkret wird das in den EU-Ländern durch die Massenzustrom-Richtlinie oder Richtlinie zum vorübergehenden Schutz geregelt und meint eine EU-weit koordinierte Aufnahme einer großen Zahl von Flüchtlingen jenseits des Dublin-Systems. Bisher haben 45.000 Menschen aus der Ukraine die Grenze zu Österreich überschritten, davon geben 75 bis 80 Prozent an, weiterreisen zu wollen, so Karner.
Richtlinie zum ersten Mal in Kraft
Seit 2001 gebe es diese Richtlinie. Nun wurde sie zum ersten Mal in Kraft gesetzt. „Die Richtlinie gilt zunächst für ein Jahr ohne individuelle Prüfung für Staatsbürger aus der Ukraine sowie Personen, die in der Ukraine internationalen Schutz genießen“, so Karner weiter. Nach einem Jahr wird der Aufenthalt jeweils für sechs Monate verlängert, zumindest für zwei Jahre. „Sollte es für ein drittes Jahr notwendig sein, bräuchten wir einen neuerlichen Beschluss“, so der Innenminister und fügt hinzu: „Was wir nicht hoffen ist, dass dieser Beschluss notwendig ist.“
Die Bundesagentur für Betreuungs- und Unterstützungsleistungen (BBU) hat die Hauptkoordination von Privatquartieren für Kriegsvertriebene übernommen. In Summe haben 4500 Personen via Hotline oder E-mail Quartiere angeboten. „In Summe können wir allein dadurch 20.000 Plätze anbieten“, berichtet Karner.
27 Familien in Vorarlberg
Das Land weiß derzeit von insgesamt 111 Personen aus 27 Familien, die sich in Vorarlberg aufhalten. Es sei allerdings davon auszugehen, dass sich noch weitaus mehr Geflüchtete aus der Ukraine im Land aufhalten. Die Menschen seien in Privatunterkünften untergebracht, teilweise von der Caritas betreut, teilweise auch von Privatpersonen, teilt die Landespressestelle mit. Bezüglich der Vorbereitungen rund um neue mögliche Landesquartieren solle es in Kürze nähere Informationen geben.
Caritas-Direktor Walter Schmolly berichtet von fünf Familien mit 25 Personen, die über das Wochenende in organisierten Unterkünfte der Hilfseinrichtung aufgenommen wurden. Dazu kämen bereits vorbereitete Plätze für acht Familien mit 30 Personen, und weitere Planungen für 14 Familien mit insgesamt 56 Mitgliedern. Glücklicherweise hätten sich viele Menschen aus Vorarlberg bereiterklärt, Wohnungen für die Flüchtlinge bereitzustellen.
Große Zahl an Schutzsuchenden
Auch personell gebe es Herausforderungen. „Wir brauchen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einer pädagogischen oder sozialen Ausbildung. Das ist neben den Wohnungen eine sehr wichtige Ressource, damit das alles gut funktioniert.“ Die Kooperation der Sozialeinrichtungen mit Land und Gemeinden habe sich jedenfalls gut eingespielt, erklärt Schmolly. Prinzipiell rechnet die Caritas mit einer größeren Zahl an Schutzsuchenden. „Die Situation kann sich schnell verändern, aber es deutet vieles darauf hin, dass viele Menschen aus ihrer Heimat flüchten müssen. Auf Österreich kommt die Aufgabe zu, ihnen Zuflucht zu gewähren.“
Das Land verweist auf einen regen Austausch der wichtigsten Einrichtungen und Organisationen. „Wir sind vorbereitet. Auch wenn die Lage nach wie vor unübersichtlich und schwer einzuschätzen ist, sind Vorkehrungen für verschiedene Szenarien getroffen worden.“ JUS, RAM