“Auf keinen Fall allein lassen”

Bundeskanzler Nehammer besuchte Bosnien-Herzegowina und den Kosovo.
sarajevo, prishtina Nach seinem Besuch in Serbien hat Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) seine Westbalkanreise in Bosnien-Herzegowina und dem Kosovo fortgesetzt. In Sarajevo standen am Freitag Treffen mit dem bosnischen Staatspräsidium, Regierungschef Zoran Tegeltija und dem Hohen Repräsentanten der Internationalen Gemeinschaft Christian Schmidt auf dem Programm. Europa habe das größte Interesse daran, dass die Menschen in Bosnien-Herzegowina in Frieden und Sicherheit leben können, versicherte der Kanzler hinsichtlich Befüchtungen einer russischen Destabilisierung. „Und wir werden sie in diesem Prozess auf keinen Fall allein zu lassen.“ Im Kosovo kam Nehammer mit Regierungschef Albin Kurti und Präsidentin Vjosa Osmani zusammen. Kurti zeigte sich besorgt, dass Russland den Krieg in der Ukraine intensivieren und auf andere Länder ausweiten könnte.
Wirtschaftliche Folgen betont
Der bosnische Regierungschef Zoran Tegeltija wies bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Nehammer in Sarajevo Befürchtungen zurück, dass der Ukraine-Krieg auf Bosnien-Herzegowina überschwappen und die Stabilität des Staates gefährden könnte. Er bekräftigte in erster Linie die tiefen wirtschaftlichen Folgen des Kriegs in der Ukraine auf das Balkanland – darunter massive Preissteigerungen bei Nahrungsmitteln und Energie, unter denen das Land leide. In Bezug auf den EU-Beitrittsprozess sagte der Kanzler, dass klar und ehrlich kommuniziert werden müsse. „Wir brauchen einen klaren Ansprechpartner.“ Zugleich dürfe die EU die Staaten des Westbalkan „nicht mit Kriterien überfordern“.
Der kosovarische Regierungschef Kurti äußerte beim anschließenden Besuch des Kanzlers in Prishtina Sorgen, dass der Ukraine-Krieg ausgeweitet werden könnte. Der russische Präsident Wladimir Putin wolle die Situation ausnützen, um seine Hegemonie auszuweiten. Der Westbalkan sei gefährdet. Eine Eskalation des Konflikts mit der serbischen Minderheit im Nordkosovo befürchtete Kurti aber nicht. Nehammer forderte genauso wie zuvor am Vormittag in Bosnien-Herzegowina und am Vortag in Serbien, dass die EU-Annäherung der Staaten des Westbalkans beschleunigt werden müsse.
Vor seiner Rückkehr nach Wien stattete der Bundeskanzler auch den österreichischen Soldaten der Nato-geführten Truppe KFOR im Kosovo einen Besuch ab. Österreich stellt 274 KFOR-Soldaten im Kosovo.
In Bosnien-Herzegowina sind bei der EU-Mission EUFOR 174 Bundesheerangehörige stationiert. Zusätzlich wurden nach dem russischen Angriff auf die Ukraine weitere 120 Soldaten als Teil der Reserveeinheit „Intermediate Reserve Force“ in das Land entsandt.
