Gelockerte Quarantäne als Risikoabwägung

Politik / 21.03.2022 • 14:30 Uhr
Gelockerte Quarantäne als Risikoabwägung
Für Gesundheitspersonal sollen die Quarantänevorschriften gelockert werden. APA/Gindl

Gemischtes Echo auf Vorstoß des Gesundheitsministers.

Schwarzach Die Quarantäneregeln für Personal in Krankenhäusern und Pflegeheimen, das mit Corona infiziert ist, sollen gelockert werden. Das kündigte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) vergangene Woche an. Details blieb er schuldig. An einer entsprechenden Verordnung werde noch gearbeitet, hieß es. Bisher löste der Vorstoß ein gemischtes Echo aus. Der Vorarlberger Gesundheitsexperte Armin Fidler spricht von einer Risikoabwägung. Unter Voraussetzungen ergebe eine verkürzte Quarantäne in bestimmten Bereichen Sinn.

Am Rand der Überlastung

Derzeit gilt in Österreich eine zehntägige Quarantänepflicht für Infizierte. Ab dem fünften Tag ist es möglich, sich freizutesten. Rauch hatte seinen Vorstoß damit begründet, dass das Personal in Spitälern und Pflegeeinrichtungen durch viele Krankheits- und Quarantäne-Fälle am Rande der Überlastung stehe. Für infizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ohne Symptome könnte demnach eine kürzere Absonderung möglich sein. Fidler, Covid-Berater der Landesregierung, verweist auf die vorgeschriebene Maskenpflicht im Gesundheitsbereich. Auch in anderen Ländern dürften asymptomatische Personen mit Maske weiter arbeiten, die Maßnahme sei also durchaus vertretbar. „Natürlich handelt es sich um eine Güterabwägung. Man muss sich fragen: Ist das Risiko, andere zu infizieren, schwerwiegender als das Risiko, dass ein Patient keine Operation bekommt, da zu viel Personal ausfällt?“

In der gesamtstaatlichen Krisenkoordination Gecko waren die Expertinnen und Experten am Wochenende nicht einheitlicher Meinung. Einzelne Mitglieder der Arbeitsgruppe Omikron vertreten etwa den Standpunkt, dass das Infektionsgeschehen durch eine pauschale Verkürzung der Absonderung weiter ansteigen könnte. Damit stünde einem geringeren Ausfall beim Gesundheitspersonal vielleicht eine höhere Zahl von Spitalseinweisungen gegenüber. Die Rückkehr der FFP2-Maskenpflicht in Innenräumen wurde hingegen begrüßt. Auch Fidler stuft die Maßnahme als sinnvoll ein. Kritisch sieht er aber das Hin und Her. Immerhin war die Verpflichtung erst Anfang März gelockert worden. „Es handelt sich um ein Kommunikationsproblem.“ Die Regierung hätte nicht zu verstehen geben sollen, dass alle Maßnahmen ausgesetzt werden, und mehr an die persönliche Verantwortung der Menschen appellieren müssen, glaubt der Mediziner.

Keine Isolation in der Schweiz

Was die Quarantäne angeht, schlägt das Nachbarland Schweiz bald komplett neue Wege ein. Dort wird die Isolationspflicht im April ganz aufgehoben. Dass es auch hierzulande nur eine Empfehlung zur Quarantäne für Infizierte geben könnte, kann sich Fidler prinzipiell vorstellen – aber noch nicht zum aktuellen Zeitpunkt. „Wenn die Infektionskurve nach unten geht, könnte man sich das durchaus überlegen.“ Derzeit lasse sich noch kein eindeutiger Trend ablesen. „Bei der Omikron-Variante braucht es an die 85 Prozent der Gesellschaft, die durch Impfung oder Infektion eine Immunität aufgebaut haben. Dann bricht das Infektionsgeschehen in sich zusammen.“

Bereits seit Montag gelten gelockerte Quarantäneregeln für nicht vollständig geimpfte Kontaktpersonen. Für sie bestehen nur FFP2-Maskenpflicht und sogenannte Verkehrsbeschränkungen wie ein Besuchsverbot in der Gastronomie und bei Veranstaltungen. Es handelt sich um eine Empfehlung des Ministeriums, die von den lokalen Gesundheitsbehörden im Einzelfall umgesetzt wird. Geimpfte Kontaktpersonen müssen schon länger nicht mehr in Quarantäne.