Neuer Raketentest Nordkoreas

Politik / 24.03.2022 • 22:33 Uhr
In der südkoreanischen Hauptstadt Seoul verfolgt ein Passant einen Bericht über die aktuellen Ereignisse. AFP
In der südkoreanischen Hauptstadt Seoul verfolgt ein Passant einen Bericht über die aktuellen Ereignisse. AFP

Isoliertes Land hat mutmaßliche Interkontinentalrakete abgefeuert.

seoul Nordkorea hat möglicherweise seinen bisher größten Test einer Langstreckenrakete unternommen und damit die USA und ihre ostasiatischen Alliierten herausgefordert. Nach Angaben Südkoreas und Japans feuerte Nordkorea am Donnerstag eine atomwaffenfähige Interkontinentalrakete (ICBM) ab. Südkoreas Präsident Moon Jae-in warf dem isolierten Nachbarn vor, den selbst auferlegten Teststopp für ICBM vollends durchbrochen und gegen UN-Resolutionen verstoßen zu haben. Die US-Regierung verurteilte den Start der mutmaßlichen ICBM, die auch US-Territorium erreichen könnte, aufs Schärfste. Die Tür zur Diplomatie sei dennoch weiter geöffnet.

„Weltraumrakete“

In diesem Jahr hatte Nordkorea bereits mehrfach Raketen getestet. Dabei hatte das Land nach Einschätzung der USA und Südkoreas Ende Februar und Anfang März auch Tests unternommen, die im Zusammenhang mit der Arbeit an einem neuartigen Interkontinentalraketen-System standen. Nordkorea selbst sprach von wichtigen Tests für die Entwicklung eines Erdbeobachtungssatelliten. Experten erwarteten daher, dass das Land schon bald eine „Weltraumrakete“ starten könnte.

Nordkorea hatte zuletzt 2017 drei Tests mit einer ICBM durchgeführt. Bei seinem jetzigen Waffentest feuerte Nordkorea die Rakete laut Angaben des südkoreanischen Militärs am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) in der Nähe der Hauptstadt Pjöngjang ab. Demnach stieg der Flugkörper auf eine Höhe von bis zu 6200 Kilometern, bevor sie 1080 Kilometer vom Startpunkt entfernt ins Japanische Meer (koreanisch: Ostmeer) stürzte. Zu ICBM werden Raketen gezählt, die eine Reichweite von mehr als 5500 Kilometern haben.

Wie der japanische Sender NHK World unter Berufung auf Regierungsbeamte berichtete, landete die Rakete nach über einer Stunde Flugzeit etwa 170 Kilometer von der nördlichen Präfektur Aomori entfernt noch innerhalb der „exklusiven Wirtschaftszone“ Japans ins Wasser. Nach Angaben des stellvertretenden Verteidigungsministers Makoto Oniki handelte es sich vermutlich um eine neuartige Interkontinentalrakete. Premierminister Fumio Kishida verurteilte Nordkoreas Vorgehen als „rücksichtslos“ und „inakzeptabel“. Die südkoreanischen Streitkräfte reagierten mit eigenen Raketenstarts.

Die Sprecherin des Weißen Hauses in Washington, Jen Psaki, sprach von einem dreisten Verstoß Nordkoreas gegen mehrere Resolutionen des UN-Sicherheitsrats. Mit dem Test erhöhe das Land die Spannungen unnötig. Für einen Dialog müsse es seine destabilisierenden Handlungen unverzüglich einstellen. Die Verhandlungen der USA mit Nordkorea über dessen Atomwaffenprogramm kommen seit mehr als drei Jahren nicht mehr voran. UN-Resolutionen verbieten Nordkorea die Erprobung von ICBM und anderer ballistischer Raketen.