Verfügbare Atomwaffen dürften ansteigen

Gefahr des Einsatzes von Nuklearwaffen ist größer denn je.
Stockholm Trotz eines leichten Rückgangs der weltweit verfügbaren Atomwaffen und Atomsprengköpfe im vergangenen Jahr rechnet das Stockholmer Friedensforschungsinstitut (SIPRI) damit, dass die Atomwaffenarsenale der neun Atommächte im kommenden Jahrzehnt wieder wachsen werden. Auch die Gefahr des Einsatzes atomarer Waffen sei größer als je zuvor seit dem Kalten Krieg, erläutert SIRPI-Direktor Dan Smith.
Alle Atommächte würden ihre Lager vergrößern oder modernisieren, ein Großteil verschärfe auch die “nukleare Rhetorik” und stärke die Rolle von Atomwaffen in ihrer militärischen Strategie, heißt es im Jahrbuch 2022. Das sei ein “sehr besorgniserregender Trend”, erklärte Wilfred Wan, Direktor des SIPRI-Programms für Massenvernichtungswaffen.
Von geschätzten 12.705 Sprengköpfen der neun Atomstaaten – neben den USA und Russland das Vereinigte Königreich, Frankreich, China, Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea – befanden sich Anfang des Jahres 9440 in militärischen Lagern für potenzielle Verwendung, schreiben die Stockholmer Friedensforscher. Davon seien etwa 3732 nukleare Sprengköpfe einsatzbereit.
Russland (5977) und die USA (5428) – sie besitzen mehr als 90 Prozent des weltweiten Nukleararsenals – haben im vergangenen Jahr zwar die Zahl ihrer Atomsprengköpfe weiter reduziert, doch ist dies laut SIPRI vor allem auf die Beseitigung bereits aussortierter Waffen zurückzuführen. Für die kommenden zehn Jahre prognostizieren die Experten einen Anstieg der Zahl der weltweiten Nuklearwaffen.
So sei etwa China gerade dabei, sein Arsenal substanziell aufzustocken. Großbritannien habe bereits angekündigt, erstmals seit Jahrzehnten die Obergrenze für Atomsprengköpfe erhöhen zu wollen. Frankreich entwickle derzeit die dritte Generation der Atom-U-Boot-Trägerrakete (SSBN) und auch Indien, Pakistan und Israel, das offiziell Aussagen zu seinen Beständen verweigert, arbeiteten an der Expansion und Erneuerung ihrer Atomwaffenarsenale.