Keine unmittelbare Bedrohung

Politik / 11.08.2022 • 22:41 Uhr
Russische Soldaten auf der Straße zum Atomkraftwerk Saporischschja: Es geht die Angst um, dass sich ähnlich Schlimmes wie in Tschernobyl ereignen könnte.AP
Russische Soldaten auf der Straße zum Atomkraftwerk Saporischschja: Es geht die Angst um, dass sich ähnlich Schlimmes wie in Tschernobyl ereignen könnte.AP

UN-Sicherheitsrat gibt bezüglich des ukrainischen AKW Saporischschja Entwarnung.

NEw York, Kiew, Moskau Das unter anhaltendem Beschuss stehende ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja ist nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) momentan kein Sicherheitsrisiko. „IAEA-Experten haben vorläufig festgestellt, dass keine unmittelbare Bedrohung der Sicherheit infolge des Beschusses oder anderer militärischer Aktionen besteht. Dies kann sich jedoch jederzeit ändern“, sagte IAEA-Chef Rafael Grossi am Donnerstag bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates in New York.

Expertenbesuch gefordert

Nur wenige Stunden vor der von Russland angefragten Sitzung des mächtigsten UN-Gremiums war Europas größtes Atomkraftwerk erneut unter Beschuss geraten. Saporischschja sei mit schwerer Artillerie und Raketenwerfern angegriffen worden, teilte ein Vertreter der russischen Besatzungsbehörden, Wladimir Rogow, am Donnerstag im Nachrichtenkanal Telegram mit. Geschossen werde aus Ortschaften, die unter ukrainischer Kontrolle stünden. Der ukrainische Konzern Enerhoatom berichtete von insgesamt zehn Einschlägen in der Nähe. Überprüfbar waren die Angaben nicht. Zuvor hatte die Ukraine Russland beschuldigt, das AKW ins Visier zu nehmen.

Grossi forderte Moskau und Kiew vor dem Sicherheitsrat auf, einen Besuch internationaler Experten schnell zu ermöglichen. „Ich persönlich bin bereit, eine solche Mission zu leiten.“ Ohne physische Präsenz von Vertretern der Internationalen Atomenergiebehörde könnten wichtige Fakten nicht zusammengetragen werden.

UN-Generalsekretär António Guterres hatte zuvor vor einer neuen atomaren Katastrophe gewarnt und sich zutiefst besorgt gezeigt: „Bedauerlicherweise gab es in den letzten Tagen keine Deeskalation, sondern Berichte über weitere zutiefst besorgniserregende Vorfälle. Wenn sich diese fortsetzen, könnte dies zu einer Katastrophe führen.“ An beide Kriegsparteien appellierte er, die militärischen Aktivitäten sofort einzustellen.

Unklarheit gab es weiter darüber, ob eine Gruppe von UN-Experten zu dem AKW entsendet werden kann. „Wir sprechen von einem Kernkraftwerk mitten auf einem Schlachtfeld“, sagte UN-Sprecher Stephane Dujarric am Donnerstag. Dies bringe enorme Sicherheitsbedenken für die Angestellten der Vereinten Nationen mit sich. Nach Angaben des Betreibers Enerhoatom ist die Situation im Kraftwerk aber „unter Kontrolle“. Die Radioaktivität sei nicht höher als sonst.

Ukraine erteilt Schweiz Mandat

Unterdessen wurde bekannt, dass die Ukraine ihre Interessen in Russland nach dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen durch die Schweiz vertreten lassen will. Die Verhandlungen für ein solches Mandat seien abgeschlossen, teilte Bern. Allerdings fehlt aus Russland bislang die Zustimmung.