Angepasste Impfstoffe: Das rät Experte Herwig Kollaritsch

In Europa sind nun angepasste Präparate zugelassen.
Schwarzach Schon seit Längerem war die Rede davon, dass es bald neue Impfstoffe, die auf die Omikron-Variante angepasst sind, geben soll. Nun hat die Europäische Arzneimittelagentur EMA grünes Licht gegeben.
Was für neue Impfstoffe sind denn nun in Europa zugelassen?
Es handelt sich um zwei an die Omikron-Variante des Coronavirus angepasste Vakzine von Biontech/Pfizer und Moderna. Die mRNA-Präparate schützen vor dem ursprünglichen Sars-CoV-2 und vor der BA.1-Omikron-Untervariante. Am Freitag stimmte auch die EU-Kommission zu.
Wer soll sich schon grundsätzlich ein viertes Mal impfen lassen?
Das Nationale Impfgremium NIG empfiehlt seit Kurzem die Auffrischungsimpfung für alle ab zwölf Jahren. Bei Kindern von fünf bis elf rät es dazu, spätestens bis Schulbeginn die Grundimmunisierung, also drei Impfungen, abgeschlossen zu haben. Eine Auffrischung wird für sie derzeit noch nicht empfohlen.
Wie wirksam sind die angepassten Impfstoffe?
„Der Haken ist: BA.1 spielt eigentlich keine Rolle mehr. Das ist nicht mehr optimal“, sagt der Infektiologie Herwig Kollaritsch im VN-Gespräch. Studienergebnisse hätten zwar gezeigt, dass eine etwas bessere Immunantwort erfolge. Dies sei aber marginal, so dass man sich fragen müsse, ob das, klinisch gesehen, also mit Blick auf die mögliche Erkrankung, relevant ist. Der Experte, der Mitglied des nationalen Impfgremiums ist, hält fest: „Mit den heutigen Impfstoffen sind wir genauso gut bedient.“ Vom Warten rät er ab. Das Gesundheitsministerium geht davon aus, dass die Anlieferung der auf BA.1 adaptierten Version der Corona-Impfstoffe für alle EU-Mitgliedsstaaten jedenfalls kommende Woche erfolgt. Sobald die ersten Dosen in Österreich verfügbar seien, würden sie entsprechend eingesetzt.

Wie steht es um Impfstoffe, die gegen die aktuell zirkulierenden Untervarianten BA.4 und BA.5 angepasst sind?
Im Herbst soll in Europa auch die Zulassung neuer angepasster Impfstoffe gegen die Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 folgen. „Ob sie eine wesentliche Verbesserung bringen, kann noch nicht gesagt werden“, sagt Kollaritsch. Mit Pech gebe es dann schon eine neue Variante. Deshalb solle keinesfalls abgewartet werden. „Gerade jetzt sinkt der Ferienbonus, die Schule beginnt, alle kommen in die Arbeit zurück. In den vorherigen Pandemiejahren habe das Infektionsgeschehen im September deutlich zugenommen und sich im Oktober massiv verstärkt. „Wenn ich jetzt warte, bis die Infektionswelle auf dem Höhepunkt ist, ist das Risiko, sich zu infizieren und zu erkranken, viel höher.“
Wie lang soll man nach dem vierten Stich bis zur Auffrischung mit einem angepassten Impfstoff warten?
Das komme darauf an, erklärt der Experte. Für Personen, die immunsupprimiert sind, müsse beispielsweise ein individueller Weg gefunden werden. Prinzipiell hält Kollaritsch aber fest, dass eine weitere Auffrischungsgabe unter vier Monaten immunologisch gesehen wenig Sinn mache. „Je länger der Abstand bis zur letzten Impfung, desto besser der Booster.“ Gleichzeitig steige mit dem Abwarten aber auch das Risiko, sich anzustecken und zu erkranken. „Wir können nicht für jeden ein personalisiertes Impfschema erstellen. Wir geben einen Rahmen vor, in dem man sich bewegen kann. Der Arzt klärt dann im jeweiligen Einzelfall die Strategie.“