Der dritte Premier

Zwei Monate, drei Regierungschefs: Die Briten haben mit Ex-Finanzminister Sunak wieder einen Premierminister.
London Der frühere Finanzminister Rishi Sunak ist neuer Parteichef der regierenden Konservativen in Großbritannien und wird damit auch neuer Premierminister der politisch und wirtschaftlich krisengeschüttelten Insel. Bis Montag gelang es seiner letzten verbliebenen Rivalin um die Nachfolge der scheidenden Regierungschefin Liz Truss nicht, sich die nötige Unterstützung der Tory-Fraktion zu sichern. Penny Mordaunt kündigte daraufhin ihren Rückzug an. Vor Mordaunt hatte sich am Sonntag bereits Ex-Regierungschef Boris Johnson selbst aus dem Rennen genommen und den Weg für 42-jährigen Sunak freigemacht. Man könne nicht regieren, wenn man nicht eine geeinte Partei im Parlament habe, sagte er. Sunak reagierte in seiner ersten öffentlichen Reaktion nach dem Sieg mit der Ansage, wonach das Land vor einer „tiefen wirtschaftlichen Herausforderung“ stehe. Er kündigte an, sich für „Stabilität und Einheit“ einzusetzen. Partei und Land zu einen, sei seine „oberste Priorität“.
Rücktritt nach 45 Tagen
Sunak wird der dritte Premierminister Großbritanniens in diesem Jahr. Konkreter gesagt, er wird der dritte Premier binnen zwei Monaten. Der 42-Jährige ist zudem der erste Hindu in dem Amt. Das Sunak-Lager gab an, er habe die Unterstützung von mehr als der Hälfte der 357 konservativen Abgeordneten im Parlament. Truss war nach nur 45 Tagen zurückgetreten. Unter Johnson hatte Sunak das Amt des Schatzkanzlers bekleidet und die angeschlagene britische Wirtschaft durch die Corona-Pandemie gesteuert. Im Juli war er aus Protest gegen den skandalumwitterten damaligen Premier zurückgetreten. Bald darauf gab Johnson unter dem Druck weiterer Abgänge aus seinem Kabinett selbst auf. Im Nachfolgerennen um Partei- und Regierungsspitze kamen Sunak und Truss in die Endrunde. In Debatten kritisierte er Truss‘ Versprechen sofortiger Steuerkürzungen als fahrlässige „Märchen“ und erklärte, dass zunächst die galoppierende Inflation unter Kontrolle gebracht werden müsse. Die Tory-Wähler entschieden sich für Truss, doch sollte Sunak recht behalten. Die ungedeckten Steuerpläne von Truss und ihrem später geschassten Schatzkanzler Kwasi Kwarteng stifteten im September Chaos an den Finanzmärkten. Nun fällt Sunak die Aufgabe zu, Großbritanniens taumelnde Wirtschaft zu stabilisieren.
Neue Regierung
Rishi Sunak hat „Integrität, Professionalität und Rechenschaft“ versprochen. König Charles III. wird ihm nun den Auftrag erteilen, eine Regierung zu bilden.
