“Es wurden Fehler gemacht”

Großbritannien hat mit Rishi Sunak einen neuen Premier. Auf den Konservativen warten große Herausforderungen.
london Nach dem Scheitern seiner Vorgängerin hat der neue britische Premierminister Rishi Sunak zum Amtsantritt der Nation eine Bewältigung der enormen Probleme im Land versprochen. „Es wurden Fehler gemacht“, sagte Sunak in seiner ersten Ansprache in der Downing Street mit Blick auf die kurze Amtszeit von Liz Truss. Diese war mit ihrer radikalen Wirtschaftspolitik nach nur rund sechs Wochen gescheitert. Er wolle den Schaden reparieren, sagte der 42-Jährige. Die Konservative Partei hatte Sunak Anfang der Woche zum neuen Parteichef gekürt – und damit auch zum Premier. König Charles III. beauftragte ihn am Dienstag im Buckingham-Palast offiziell mit der Bildung einer Regierung.
Beispielloser Aufstieg
Sunak ist der erste indischstämmige britische Regierungschef und außerdem der jüngste Premier seit mehr als 200 Jahren. Der Vater zweier Töchter hat einen beispiellosen Aufstieg hingelegt. 2015 erstmals ins Parlament gewählt, zieht er nur sieben Jahre später bereits in die Downing Street ein – so schnell wie kein anderer in der jüngeren Geschichte. Er ist bereits der dritte Premierminister in nur zwei Monaten, nachdem Truss als Regierungschefin mit der kürzesten Amtszeit in die Geschichtsbücher eingeht. Trotzdem verteidigte die 47-Jährige am Dienstagmorgen noch einmal ihre Politik, bevor sie in einer Audienz bei König Charles formell ihren Rücktritt einreichte.
Truss hatte mit radikalen Steuerreformen, die allein mit neuen Schulden gegenfinanziert werden sollten, Turbulenzen an den Finanzmärkten ausgelöst. Nach scharfer Kritik auch aus den eigenen Reihen musste sie zurückrudern – ihre Autorität war beschädigt. Sunak versprach dem Land nun mehr Stabilität in einer „ernsthaften Wirtschaftskrise“, warnte jedoch auch, dafür müssten „schwierige Entscheidungen“ getroffen werden. Mit der Ernennung seiner Kabinettsmitglieder setzte Sunak am Dienstag bereits erste Akzente. Das Festhalten an Finanzminister Jeremy Hunt, der nach seiner Ernennung in einer spektakulären 180-Grad-Wende Truss‘ Wirtschaftsreform fast vollständig zurücknahm, gilt als Garant für Stabilität. Er soll bereits nächste Woche einen mittelfristigen Finanzplan vorlegen. Der Sunak-Verbündete Dominic Raab kehrt als Justizminister und Vizepremier zurück. Anders als erwartet bekam Penny Mordaunt – Rivalin im Rennen um die Downing Street – kein Schlüsselministerium, sondern bleibt Ministerin für Parlamentsfragen. Für Erstaunen sorgte die Ernennung von Suella Braverman aus dem rechten Parteiflügel als erneute Innenministerin. Diese war erst vor sechs Tagen wegen eines Regelbruchs aus dem Truss-Kabinett ausgeschieden. Braverman steht für einen extrem harten Kurs in der Einwanderungspolitik. Grant Shapps, der für wenige Tage an der Spitze des Innenministeriums stand, wird unter Sunak Wirtschafts- und Energieminister. Ben Wallace bleibt Verteidigungsminister.
