„Auf dem Highway zur Klimahölle“

Die Klimakonferenz in Ägypten droht aufgrund der multiplen Krisen zu scheitern.
Sharm el-Sheikh Aus 200 Ländern sind Politiker und Experten in das ägyptische Sharm el-Sheikh angereist, um Positionen rund um die Klimakatastrophe zu verhandeln. Die Interessen sind auf der bereits 27. Klimakonferenz freilich recht unterschiedlich. Während die Industrieländern Wohlstandsverluste verhindern wollen, kämpfen vor allem ärmere Länder um Kompensationen. Sie sind meist häufiger von Extremereignissen betroffen. Auch in diesem Jahr wird daher wieder ein Feilschen um Details und einzelne Formulierungen bis zum Schluss der zweiwöchigen Konferenz erwartet.
„Klima-Solidarpakt“
Vor allem finanzielle Aspekte werden die Diskussionen dominieren. Angesichts der multiplen Krisen und der angespannten weltpolitischen Situation drohen Maßnahmen aktuell in den Hintergrund zu rücken. Prioritäten haben nun in vielen Ländern ein Abfedern der steigenden Lebensmittel- und Energiepreise. Die Auszahlungen von 100 Milliarden Dollar pro Jahr für Klimahilfe, die 2009 in Kopenhagen vereinbart wurde und die von den Industrieländern den Entwicklungsländern bereits zugesagt wurden, konnten bislang nicht erreicht werden.
Schon jetzt hat sich die Welt um etwa 1,1 Grad Celsius im Vergleich zur Zeit vor der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert aufgeheizt. UN-Generalsekretär António Guterres betonte am Montag, dass das 2015 in Paris vereinbarte Ziel, die Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, akut gefährdet sei. „Wir sind auf dem Highway zur Klimahölle – mit dem Fuß auf dem Gaspedal.“
Der Portugiese rief zu einem „Klima-Solidarpakt“ zwischen wohlhabenden Staaten sowie Schwellen- und Entwicklungsländern auf. Dabei stünden die USA und China besonders in der Verantwortung. Beide Staaten stoßen mengenmäßig die meisten klimaschädlichen Treibhausgase aus – also vor allem Kohlendioxid und Methan. „Die Menschheit hat eine Wahl: zusammenzuarbeiten oder unterzugehen!“
Van der Bellen am Klimagipfel
Auch Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen ist angereist. Er sieht der Konferenz mit gemischten Gefühlen entgegen, wie er vor Ort betonte. Angesichts der bisherigen ungenügenden oder ungenügend umgesetzten Ergebnisse vorangegangener Klimagipfel sei Optimismus „nicht leicht – aber notwendig“.
In Sharm El-Scheikh herrschen sehr hohe Sicherheitsvorkehrungen. 45.000 Teilnehmer sind registriert. US-Präsident Joe Biden will am Freitag teilnehmen. Russlands Präsident Wladimir Putin wird nicht erwartet. Umweltschützer kritisieren, dass viele Gas-Lobbyisten erwartet werden. Das Treffen drohe zu einem „Greenwashing“-Festival zu verkommen, warnten Vertreter von Powershift Africa, Greenpeace und des Climate Action Networks.