Kiew zeitweise fast ohne Strom

Verzweifelte Lage für ukrainische Bevölkerung. Lieferung von Patriot-Raketen nach Polen.
Kiew Neun Monate nach dem Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine wird die Lage für die Zivilbevölkerung angesichts russischer Angriffe und winterlicher Temperaturen immer verzweifelter.
Neben dem großflächigen Ausfall der Stromversorgung gab es infolge der russischen Angriffe auch vielerorts kein Trinkwasser. In Kiew brach zeitweise die Wasserversorgung komplett zusammen. Sie konnte am Donnerstag wiederhergestellt werden. Am selben Tag sind in der Stadt Cherson fünf Menschen vom russischen Beschuss getötet worden.
Die Raketeneinschläge kosteten vier Menschen vor einem Café das Leben. Eine Frau wurde neben ihrem Haus getötet. Zuvor hatte das russische Militär am Mittwoch nach Angaben Kiews etwa 70 Raketen und Drohnen abgeschossen. Ziele waren vornehmlich Objekte des Energiesektors. Zwar wurden nach Luftwaffenangaben 51 Raketen und 5 Drohnen abgefangen. Doch die übrigen Geschosse töteten zehn Menschen, darunter auch ein Baby. Der neue Kommandeur der russischen Truppen in der Ukraine, General Sergej Surowikin, war bereits bei seinem Einsatz in Syrien für Angriffe auf zivile Ziele berüchtigt, um seine Gegner zu schwächen. Nach seiner Ernennung in der Ukraine Anfang Oktober sind Angriffe auf die kritische Infrastruktur des Landes zu einem festen Bestandteil der russischen Kriegsführung geworden. Der Kreml gab offen zu, dass die russischen Angriffe die Zivilbevölkerung hart treffen. Die ukrainische Führung könne die Leiden der Zivilbevölkerung leicht beenden, indem es „die Forderungen der russischen Seite erfüllt“, sagte Kreml-Sprecher Dimitri Peskow am Donnerstag. Russland beschieße im Übrigen gar keine für das Gemeinwohl wichtigen Anlagen, behauptete Peskow. „Schläge auf soziale Objekte hat es nicht gegeben und gibt es nicht“, sagte der Sprecher trotz der Zerstörungen von Krankenhäusern, Schulen und Wohnhäusern.
Patriot-Raketen nach Polen
Die Regierung in Polen ließ unterdessen die deutsche Verteidigungsministerin Christine Lambrecht auflaufen.
Warschau schlug vor, ein von Deutschland für die Luftverteidigung Polens angebotenes amerikanisches Patriot-Abwehrsystem in der Westukraine zu stationieren. Dies sei ein guter Vorschlag, um „das westliche ukrainisch-polnische Grenzgebiet und das östliche polnisch-ukrainische Grenzgebiet“ zu schützen, sagte Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki. Lambrecht und ihr polnischer Kollege hatten jedoch vereinbart, dass das System in Polen stationiert werden solle, nachdem vergangene Woche im polnischen Grenzgebiet zur Ukraine zwei Zivilisten durch eine Rakete getötet worden waren.