Angriffswelle vor Neujahr

Politik / 29.12.2022 • 22:06 Uhr
Diese Häuser am Stadtrand von Kiew sind durch einen Raketenangriff zerstört worden. AFP
Diese Häuser am Stadtrand von Kiew sind durch einen Raketenangriff zerstört worden. AFP

Russische Raketen zerstören die Ukraine weiter. Zwischenfall in Belarus.

kiew, moskau Kurz vor Beginn der Silvester- und Neujahrsfeiern hat Russland mit Drohnen- und Raketenangriffen in der Ukraine erneut schwere Zerstörungen angerichtet. In der Hauptstadt Kiew fing die Flugabwehr 16 Raketen ab, wie Behörden am Donnerstag mitteilten. Trotzdem gab es Schäden durch herabfallende Raketentrümmer, zwei Häuser wurden schwer beschädigt, im Zentrum wurde ein Auto getroffen, wie Bürgermeister Vitali Klitschko sagte. Er sprach von drei Verletzten in Kiew, darunter ein 14 Jahre altes Mädchen. Neben Kiew trafen die Angriffe, die vor allem der Energie-Infrastruktur galten, auch den Westen, den Osten und den Süden der Ukraine.

„Böse russische Welt“

Bei dieser nun zehnten Welle seit Oktober, als die Attacken zur Zerstörung von Energieanlagen begannen, wurden nach Angaben des Präsidentenbüros mehr als 120 Raketen abgefeuert. Sie seien von der „bösen russischen Welt“ abgeschossen worden, um die wichtige Infrastruktur zu zerstören und massenhaft Zivilisten zu töten, erklärte Präsidentenberater Mychajlo Podoljak. Im ganzen Land wurde Luftalarm ausgelöst. Schon in der Nacht waren russische Drohnenangriffe abgewehrt worden. Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte seit Tagen vor neuen Attacken gewarnt. In Kiew waren am Donnerstag rund 40 Prozent der Verbraucher ohne Strom, wie Bürgermeister Klitschko sagte. Die Energieversorger arbeiteten daran, die Stromversorgung wieder herzustellen. Wärme- und Wasserversorgung funktioniere normal. Gemeldet wurden Explosionen etwa auch aus Poltawa, Odessa, Charkiw, Mykolajiw und Lwiw.

„Die Kalibr gehen niemals aus“, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Die „Kalibr“ sind Mittelstreckenraketen, die Russland von Schiffen aus dem Schwarzen und Kaspischen Meer auf Ziele in der Ukraine abfeuert. Zuvor hatte es Spekulationen darüber gegeben, dass Moskau die Raketen für weitere solche Attacken ausgehen könnten. Russland hat Informationen über ein angebliches Defizit stets dementiert.

Nach dem Einsatz der ukrainischen Flugabwehr gegen russische Angriffe berichtete unterdessen das Nachbarland Belarus über den Fund einer Rakete. Staatsmedien in Minsk meldeten, dass eine vom Flugabwehrsystem S-300 abgeschossene Rakete auf belarussisches Staatsgebiet gefallen sei. Die Gründe würden derzeit untersucht. Demnach wurde auch Machthaber Alexander Lukaschenko unterrichtet. Die Staatsagentur Belta meldete, die Rakete sei womöglich im Zuge des Einsatzes der ukrainischen Flugabwehr auf das Gebiet von Belarus gelangt. Das wäre ein ähnlicher Vorfall wie im November, als polnisches Gebiet getroffen wurde. In der Ukraine sind die Sorgen groß, dass Russland von Belarus aus einen neuen Angriff starten könnte. Ein solcher Fund könnte von Minsk und Moskau als Vorwand genutzt werden.