Sozialer Wohnbau sieht keine Chance auf schnell viele Wohnungen

Im Landtag wünschen sich Grüne und Opposition mehr sozialer Wohnbau. Doch die Hürden sich hoch.
Bregenz Im Landtag diskutiert man auf Anregung der Grünen den gemeinnützigen Wohnbau als Mittel gegen Teuerung und gelebte Mietpreisbremse. 1000 neue Wohnungen im Jahr wünscht sich Klubobfrau Eva Hammerer, Vorarlberg hat die rote Laterne beim Anteil der gemeinnützigen Wohnbauten unter den Bundesländern. Die Wohnbauträger sehen derzeit aber jedoch hohe Hürden.
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Die Finanzierung
“Was nicht vergessen werden darf, ist, dass gemeinnützige Bauträger nicht kostengünstiger in der Errichtung bauen können als Private und die Einhaltung vorgegebener Baukostendeckel eine enorme Herausforderung darstellt”, betont Thomas Schöpf, Geschäftsführer der Wohnbauselbsthilfe. Hinzu kommen Ansprüche an die Qualität und den Klimaschutz. Sprich, unterm Strich kann der gemeinnützige Wohnbau kaum günstiger bauen als der private. Dies bestätigt auch Hans-Peter Lorenz von der Vogewosi. Die Rohstoffpreise und Zinsthematik machen bei den Gemeinnützigen nicht halt, die Projekte verlangen immer mehr Eigenmittel der Bauträger. Dennoch muss eine Miete von unter 12 Euro pro Quadratmeter angestrebt werden.

Unterm Strich läuft es trotz aller Förderungen und Stützen durch das Land darauf hinaus, dass Bauprojekte auf über 60 und mehr Jahre hinaus finanziert werden müssen. Ansonsten lassen sich die gewünschten Mieten nicht erzielen. Schöpf spricht sogar von Projekten, die sich auf 70 Jahre refinanzieren müssen, um die Preisvorstellungen erreichen zu können. Dies bedeutet aber, dass die Gebäude wieder saniert werden müssen, bevor die Baufinanzierung getilgt wurde. Unterm Strich bedeutet dies, dass in noch nicht refinanzierte Gebäude wieder Geld investiert werden muss, welches so aber für Neuprojekte fehlen wird. “Irgendwann beißt sich die Katze in den Schwanz, die Rechnung geht dann nicht mehr auf”, warnt Lorenz. Schöpf hält außerdem eine Überarbeitung der gesetzlichen Vorgaben für Wohnbaukredite für überfällig, auch mit Blick auf Mietkaufprojekte.
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Der überhitzte Markt
Zwar rechnet die Landespolitik mit einer Entspannung im Bausektor, doch bislang ist es noch schwer, Auftragnehmer zu finden. Dies bestätigt auch ÖVP-Klubobmann Roland Frühstück in der Debatte. Er selbst habe für vier Gewerke jüngst keinen Auftragnehmer gefunden. Auch Lorenz sieht den Vorarlberger Baumarkt relativ abgeschottet. Trotz internationaler Ausschreibung bekomme man kaum Angebote für Gewerke. Zu früh weitere Projekte auf diesen Markt zu werfen, würde die Überhitzung durch ein Überangebot an Aufträgen noch verlängern, warnt Lorenz. Und selbst wenn die Auslastung der Baubranche wie erwartet zurückgehe, bislang ging die Preisspirale nach oben. Und in seinen über 20 Jahren als Geschäftsführer wäre es das erste Mal, dass etwas wieder günstiger werden würde.
Nicht um jeden Preis
Insgesamt war es daher notwendig, mehrere Projekte auf die lange Schiene zu stellen für die Wohnbauträger. Denn auch der zuständige Landesrat Marco Tittler sah bei der überhitzten Lage wenig Grund, um jeden Preis Neubauten zu schaffen.
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Eine Erhöhung des Bauvolumens verlangt aber andere Rahmenbedingungen und realistischere Standards, betont Schöpf. Für den Leiter der Wohnbauselbsthilfe gibt es hier einen weiteren Aspekt, der nicht übersehen werden sollte: Der Trend zur notwendigen oder gewollten Teilzeitbeschäftigung erschwere nicht nur die Schaffung von Wohneigentum, sondern fordert die Haushalte auch beim Stemmen der Miete. Diese mache so auch einen höheren Teil des Haushalteinkommens aus.