Prigoschin angeblich in Russland

Politik / 06.07.2023 • 22:43 Uhr
Der russische Söldnerchef Prigoschin befindet sich nach Angaben des belarussischen Machthabers Lukaschenko nicht mehr in Belarus. AFP/Telegram
Der russische Söldnerchef Prigoschin befindet sich nach Angaben des belarussischen Machthabers Lukaschenko nicht mehr in Belarus. AFP/Telegram

Rätsel über Abmachung des Söldnerchefs mit dem Kreml.

minsk, moskau Der Chef der Wagner-Söldergruppe, Jewgeni Prigoschi, hält sich nach Angaben des belarussischen Machthabers Alexander Lukaschenko in Russland und nicht in Belarus auf. “Was Prigoschin betrifft, so ist er in St. Petersburg. Er ist nicht in Belarus”, sagte Lukaschenko am Donnerstag vor ausländischen Journalisten in Minsk. Ein Aufstand der Wagner-Söldner war Ende Juni nach Angaben des Kreml mit der Abmachung beendet worden, dass Prigoschin ins Exil nach Belarus gehen sollte.

Offenbar auf freiem Fuß

Er könne mit Sicherheit sagen, dass Prigoschin auf freiem Fuß sei, fügte Lukaschenko bei der Pressekonferenz im Präsidentenpalast hinzu. Auch die Kämpfer der Söldnertruppe Wagner hielten sich bisher nicht in Belarus auf. Er erklärte sich aber bereit, eine bestimmte Anzahl von Wagner-Söldnern in Belarus aufzunehmen. Lukaschenko sprach auch über das Verhältnis Prigoschins zum russischen Präsidenten Wladimir Putin. “Ich weiß nicht alles über die Beziehung zwischen Putin und Prigoschin und ich möchte auch nicht alles wissen”, sagte der belarussische Präsident. “Putin kennt Prigoschin viel besser als ich”, sagte Lukaschenko und fügte hinzu: “Glauben Sie, dass Putin nachtragend ist und ihn morgen töten wird? Nein, das wird nicht passieren.”

Am Donnerstag äußerte sich auch der Kreml. “Nein, wir verfolgen die Standortwechsel Jewgeni Prigoschins nicht, dafür fehlen uns die Möglichkeiten und der Wille”, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Man sei nicht über Prigoschins Aufenthaltsort unterrichtet. Nach dem gescheiterten Aufstand von Prigoschins Privatarmee Wagner gegen Russlands Militärführung vor knapp zwei Wochen war eine der Bedingungen für eine Amnestie die Ausreise des Oligarchen nach Belarus. Indessen haben russische Medien Bilder einer Durchsuchung des Hauses von Prigoschin in St. Petersburg während seines Aufstands veröffentlicht. Sie veröffentlichten am Mittwochabend offenbar von Strafverfolgungsbehörden aufgenommene Bilder, auf denen ein großes luxuriöses Haus mit einem Hubschrauber-Landeplatz im Garten zu sehen ist. Bei der Durchsuchung fanden die Ermittler den Bildern zufolge unter anderem Dollar- und Rubel-Bündel, Goldbarren, zahlreiche Waffen, aber auch mehrere Pässe mit unterschiedlichen Namen und einen Schrank voller Perücken. Die in St. Petersburg ansässige Website Fontanka berichtete außerdem, in Prigoschins Haus sei ein Foto mit “abgetrennten Köpfen” gefunden worden. Prigoschins Kämpfern wurden wiederholt Übergriffe vorgeworfen.

Die Wagner-Söldner hatten am 24. Juni mehrere Stunden lang das Hauptquartier der russischen Armee in Rostow am Don in Südwestrussland besetzt und waren dann in Richtung Moskau vorgerückt. Der Aufstand endete nach Kreml-Angaben am selben Abend mit einer Vereinbarung, derzufolge Prigoschin ins Exil nach Belarus gehen sollte.