41 Tote vor Lampedusa

Politik / 09.08.2023 • 22:38 Uhr
In den vergangenen Tagen kam es immer wieder zu Rettungsaktionen vor Lampedusa, wie hier am 5. August. Dieses Bild stellte die italienische Küstenwache bereit.
In den vergangenen Tagen kam es immer wieder zu Rettungsaktionen vor Lampedusa, wie hier am 5. August. Dieses Bild stellte die italienische Küstenwache bereit.

Bei einem Schiffbruch gab es nur vier Überlebende.

Rom Vor Lampedusa hat sich eine neue Tragödie ereignet. 41 Menschen sind gestorben, nachdem ein Boot, das von Sfax in Tunesien aus in See gestochen war, während der Fahrt zur italienischen Insel kenterte und sank. Vier Überlebende, drei Männer und eine Frau, wurden von einem maltesischen Frachtschiff gerettet. Sie wurden an Bord eines Schiffes der italienischen Küstenwache genommen und berichten von dem Schiffbruch.

Nur 15 mit Schwimmwesten

Unter den Geflüchteten befanden sich demnach auch drei Kinder. Die vier Überlebenden, die aus Cote d’Ivoire, der Elfenbeinküste, und Guinea stammen, sind inzwischen auf Lampedusa gelandet. Zu ihnen zählt auch ein unbegleiteter Minderjähriger. Das etwa sieben Meter lange Boot, mit dem sie unterwegs waren, sei nach sechs Stunden Fahrt aufgrund einer großen Welle gekentert.

Nur 15 Menschen an Bord des Bootes hatten Schwimmwesten an, sie ertranken trotzdem. Weder das unter maltesischer Flagge fahrende Frachtschiff “Rimona”, das die Geflüchteten gerettet hatte, noch Patrouillenboote der italienischen Küstenwache haben Leichen entdeckt. Das liege daran, dass die vier Überlebenden in einiger Entfernung vom Ort des Unglücks gerettet wurden, erklärten die Behörden.

Nicht ausgeschlossen wird demnach, dass Piraten das Boot attackiert haben, da es seit Tagen ohne Motor im Meer getrieben ist. Angriffe tunesischer Fischer auf Boote mit Migrantinnen und Migranten im zentralen Mittelmeerraum werden seit Wochen gemeldet. Die Piraten würden dabei die wertvollsten Güter mitnehmen, den Motor des Bootes sowie Bargeld und Mobiltelefone, sagte der stellvertretende Staatsanwalt von Agrigent, Salvatore Vella, kürzlich.

Lampedusa liegt zwischen Sizilien und Nordafrika, von Sfax ist die Insel knapp 190 Kilometer entfernt. Viele Menschen versuchen immer wieder mit Booten aus Tunesien und Libyen über das zentrale Mittelmeer nach Lampedusa, Malta, Sizilien oder auf das italienische Festland zu gelangen. Das Erstaufnahmelager von Lampedusa war in diesem Sommer bereits mehrfach maßlos überfüllt.

Das Innenministerium in Rom zählte in diesem Jahr mehr als 93.600 Menschen, die auf Booten Italien erreichten – im Vorjahreszeitraum waren es rund 44.600. Viele der Boote sind seeuntauglich und völlig überfüllt. Hilfsorganisationen berichten außerdem von Schwimmwesten, die den Schutzsuchenden verkauft würden, aber nutzlos und im schlimmsten Fall sogar tödlich seien.