Regierungspartei liegt zwar vorne, doch Opposition feiert Sieg

Politik / 16.10.2023 • 23:09 Uhr
Oppositionsführer Donald Tusk jubelte bereits am Wahlabend. Das endgültige Ergebnis dürfte aber erst heute feststehen. AFP
Oppositionsführer Donald Tusk jubelte bereits am Wahlabend. Das endgültige Ergebnis dürfte aber erst heute feststehen. AFP

Dreier-Koalition: In Polen ist ein Machtwechsel möglich.

warschau Nach der Parlamentswahl in Polen bleiben die Nationalkonservativen laut Prognosen stärkste politische Kraft – dennoch könnten drei proeuropäische Oppositionsparteien die neue Regierung bilden. Die Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) von Ministerpräsident Mateusz Morawiecki wurde mit 36,6 Prozent der Stimmen stärkste Kraft, wie am Montag veröffentlichte Ergebnisse von Nachwahlbefragungen des Meinungsforschungsinstituts Ipsos zeigten. Auf dem zweiten Platz mit 31 Prozent lag demnach die oppositionelle liberalkonservative Bürgerkoalition (KO) des ehemaligen Ministerpräsidenten und früheren EU-Ratspräsidenten Donald Tusk. Rund 73 Prozent der Wahlberechtigten gingen an die Urnen.

Die nationalkonservative PiS liegt wegen einer Justizreform im Dauerclinch mit Brüssel. In der neuen Prognose wurden ihr 198 Sitze im neuen Parlament vorhergesagt. Die Mehrheit liegt bei 231 der 460 Mandate. Als Koalitionspartner kommt nur die ultrarechte Konfederacja infrage, mit deren 14 Mandaten es laut Prognosen aber ebenfalls nicht für eine Regierungsmehrheit reicht. Das endgültige Wahlergebnis steht wohl erst heute, am Dienstag, fest.

Mehrheit im Parlament

Die Bürgerkoalition KO käme laut Prognosen auf 161 Mandate. Sie könnte mit dem christlich-konservativen Dritten Weg (13,5 Prozent) und dem Linksbündnis Lewica (8,6 Prozent) eine Koalition bilden. Das Dreierbündnis würde auf 248 Abgeordnete kommen und hätte eine Mehrheit im Parlament. Oppositionsführer Donald Tusk sah sich am Wahlabend daher schon als Sieger: „Ich habe mich noch nie so sehr über den zweiten Platz gefreut. Polen hat gewonnen, die Demokratie hat gewonnen, das ist das Ende der PiS-Regierung“, sagte Tusk. PiS-Chef Jaroslaw Kaczynski sagte, man warte auf den weiteren Verlauf der Ereignisse.