Warten am Grenzübergang

Politik / 17.10.2023 • 22:36 Uhr
Einen Kuss im Krieg gönnen sich diese beiden israelischen Soldaten am Bahnhof von Aschkelon.Reuters
Einen Kuss im Krieg gönnen sich diese beiden israelischen Soldaten am Bahnhof von Aschkelon.Reuters

Die Versorgung der Menschen im Gazastreifen wird immer schwieriger, etliche Lkw stehen.

Tel AViv, Gaza Etliche Hilfstransporte stehen vor dem ägyptischen Grenzübergang zum Gazastreifen Schlange. Denn auch am zehnten Tag nach dem Hamas-Massaker in Israel und dem Beginn israelischer Gegenangriffe in der Küsten­enklave bleibt Rafah geschlossen. Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen fuhren ägyptischen Medienberichten zufolge in der Nacht zum Dienstag rund 150 Hilfslastwagen sowie Krankenwagen zum Grenzübergang.

Noch keine Grenzübertritte

Dies weckte vor Ort die Hoffnung, dass nun bald Hilfe in den Gazastreifen fließen könnte. Als Zeichen des Jubels darüber hupten die Lkw-Fahrer auf ihrer Fahrt zum Grenzübergang. Auf einigen Lastwagen steht geschrieben: „Für unser Volk in Palästina“. Augenzeugen berichteten von einem Großaufgebot an Sicherheitskräften entlang der Grenze. Rund 2000 Tonnen Hilfsgüter stehen nach Angaben des ägyptischen Roten Halbmonds zur Lieferung bereit, darunter Decken, Medikamente und Kleidung. Auch viele Helfer warten derzeit auf der ägyptischen Seite des Grenzübergangs auf ihren Einsatz. Doch der lässt auf sich warten. Derzeit würden laut dem zuständigen Gouverneur des Nord-Sinais noch Reparaturen am Grenzübergang vorgenommen.

Bereitstehende humanitäre Hilfslieferungen für die Bevölkerung im Gazastreifen können gegenwärtig nur über die ägyptische Grenze gebracht werden. Beobachter gehen davon aus, dass Ägypten auch angesichts seiner angeschlagenen Wirtschaft Sorge hat, zahlreiche palästinensische Flüchtlinge könnten bei einer Grenzöffnung ins Land kommen. Außerdem befürchtet Kairo, unter den Flüchtlingen könnten sich auch Hamas-Terroristen mischen. 

Terroristen der im Gazastreifen herrschenden Hamas hatten am 7. Oktober während des Großangriffs auf Israel auch den Erez-Grenzübergang zerstört, der dem Personenverkehr diente. Israel riegelte nach den Gräueltaten gegen seine Bevölkerung den schmalen Küstenstreifen komplett ab.

Humanitäre Hilfe

Die USA und Israel wollen nach Angaben von US-Außenminister Antony Blinken gemeinsam eine Strategie für humanitäre Hilfe im Gazastreifen entwickeln und dabei sicherstellen, dass die Hilfsgüter nicht in die Hände der Hamas fallen. Israel will einen Schmuggel von Waffen in den Gazastreifen ausschließen. Die im Gazastreifen herrschende Hamas will, dass die Bevölkerung im Gazastreifen vor Ort bleibt. Die von EU und USA als Terrororganisation eingestufte Gruppierung hatte die Menschen dazu aufgefordert, israelischen Aufrufen zu einer Evakuierung keine Folge zu leisten.

Israel hatte einer Einfuhr humanitärer Hilfsgüter in den Gazastreifen bisher nicht zugestimmt, weil es den Druck auf die Hamas aufrechterhalten will. In Gaza wird die Lage derweil immer dramatischer. Das Palästinenserhilfswerk UNRWA hat angesichts ausbleibender Hilfslieferungen gewarnt, seine Vorräte gingen zur Neige.

Für die ägyptischen Freiwilligen mit ihren Lkw ist es an der Grenze zum Gazastreifen, zu Rafah, ein langes Warten.Reuters
Für die ägyptischen Freiwilligen mit ihren Lkw ist es an der Grenze zum Gazastreifen, zu Rafah, ein langes Warten.Reuters
Diese junge Palästinenserin mit Doppelstaatsbürgerschaft hofft, Gaza bald verlassen zu können.
Diese junge Palästinenserin mit Doppelstaatsbürgerschaft hofft, Gaza bald verlassen zu können.