Verzweifeltes Warten auf Hilfslieferungen

Lastwagen stauen sich vor Grenzübergang zu Gaza.
tel aviv, gaza Nach 13 Tagen völliger Abriegelung und massiver israelischer Luftangriffe als Reaktion auf den Hamas-Großangriff hat sich die Versorgungslage für die mehr als zwei Millionen Bewohner des Gazastreifens weiter verschlechtert. Der britische Premierminister Rishi Sunak begrüßte bei einem Kurzbesuch in Israel, dass die Regierung in Jerusalem der Lieferung humanitärer Hilfsgüter von Ägypten aus über den Grenzübergang Rafah in den Gazastreifen zugestimmt habe. Die erhoffte Öffnung von Rafah ließ aber zunächst weiter auf sich warten.
Hunderte Hamas-Terroristen hatten am 7. Oktober Israel überfallen und das schlimmste Massaker unter israelischen Zivilisten seit der Staatsgründung 1948 angerichtet. Dabei, bei Kämpfen und durch Raketenbeschuss starben mehr als 1400 Menschen in Israel, mehr als 4600 wurden verletzt. Israel mobilisierte daraufhin 300.000 Reservisten und zog starke Kampftruppen an der Gazagrenze zusammen. Bei israelischen Luftangriffen starben seit dem 7. Oktober nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums im Gazastreifen 3785 Menschen und rund 13.000 wurden verletzt.
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sagte bei einem Treffen mit Sunak in Tel Aviv, vor Israel liege ein langer Krieg. „Dies ist unsere dunkelste Stunde. Es ist die dunkelste Stunde der Welt. Wir müssen zusammenhalten und gewinnen.“ Sunak sagte, sein Land stehe an der Seite Israels. „Und wir wollen auch, dass Sie gewinnen.“
Israel hatte nach dem Besuch von US-Präsident Joe Biden am Vortag einer Öffnung von Rafah für die Lieferung von Wasser, Lebensmitteln und Medikamenten zugestimmt. Am Donnerstag stauten sich rund 165 Lastwagen mit humanitären Versorgungsgütern auf ägyptischer Seite vor dem Übergang Rafah. Nach ägyptischen Angaben mussten zunächst Zufahrtsstraßen repariert werden, die durch Luftangriffe beschädigt worden seien.
Rund eine Million geflohen
Nach UN-Angaben sind in den vergangenen Tagen rund eine Million Bewohner des nördlichen Gazastreifens in den südlichen Teil des Gebiets geflohen. Israels Armee, die dazu aufgerufen hatte, um zivile Opfer bei einer Ausweitung der Kämpfe zu vermeiden, sprach von rund 600.000 Menschen. Der UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths forderte einen „sofortigen, sicheren Zugang für humanitäre Hilfe im gesamten Gazastreifen“. Er wies vor allem auf die extreme Wasserknappheit hin. Die Menschen seien zunehmend gezwungen, sich aus unsicheren Quellen zu versorgen, wodurch die Bevölkerung dem Risiko von durch Wasser übertragenen Krankheiten ausgesetzt sei.

