Tausende wollen ausreisen

Rund 7000 ausländische Staatsangehörige warten darauf, den Gazastreifen verlassen zu können.
tel aviv, gaza Im umkämpften Gazastreifen warten nach Angaben Ägyptens rund 7000 ausländische Staatsangehörige aus 60 Ländern auf die Ausreise. Das teilte das Außenministerium in Kairo am Donnerstag mit. Die israelische Armee griff nach eigenen Angaben seit Kriegsbeginn am 7. Oktober mehr als 12.000 Ziele im Gazastreifen an. Die Not der Zivilbevölkerung im Gazastreifen wächst laut UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA weiter. „Das Ausmaß der Tragödie ist beispiellos“, sagte UNRWA-Chef Philippe Lazzarini.
Rund 400 Ausländer und Palästinenser mit doppelter Staatsangehörigkeit verließen den Gazastreifen und kamen am Donnerstag im ägyptischen Teil des Grenzübergangs Rafah an, wie der Ägyptische Rote Halbmond der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. Am Mittwoch hatten erstmals seit Beginn des Gaza-Krieges Hunderte ausländische Staatsangehörige und Palästinenser mit Zweitpass das abgeriegelte Küstengebiet verlassen, darunter 31 Österreicher.
Heftige Kämpfe im Norden
Im Norden des Gazastreifens kam es in der Nacht auf Donnerstag zu heftigen Gefechten zwischen israelischen Soldaten und Mitgliedern der Hamas. Der bewaffnete Arm der Islamistenorganisation, die Kassam-Brigaden, berichtete von Kämpfen im Nordwesten. Die israelische Armee teilte mit, Soldaten seien auf „Terrorzellen“ gestoßen, die mit Panzerabwehrraketen, Sprengsätzen und Handgranaten angegriffen hätten. „Dutzende Terroristen“ seien getötet und Infrastruktur der Hamas zerstört worden.
Israel reagierte mit Angriffen im Gazastreifen auf das schlimmste Massaker in seiner Geschichte, das Terroristen der Hamas und anderer Extremistengruppen im Grenzgebiet verübt hatten. Mehr als 1400 Menschen starben. Das israelische Militär gab die Zahl der verschleppten Geiseln mit 242 an. Das Fernsehen berichtete, nach neuesten Erkenntnissen seien an dem Überraschungsangriff rund 3000 Terroristen beteiligt gewesen.
Inzwischen hat Israels Militär eigenen Angaben zufolge 12.000 Ziele angegriffen, am Mittwoch war noch die Zahl von 11.000 genannt worden. Darunter seien Waffenlager, Gebäude von führenden Mitgliedern der Hamas, Terroristen und Raketenarsenale gewesen, teilte Armee-Sprecher Daniel Hagari auf X, ehemals Twitter, mit. Die Armee betont seit Kriegsbeginn stets, nur Hamas-Ziele anzugreifen. Allerdings lösen die hohe Zahl an zivilen Opfern in dem dicht besiedelten Küstengebiet sowie die katastrophale Lage für die Bewohner international zunehmend Kritik aus. Die Zahl der getöteten Palästinenser im Gazastreifen ist seit Beginn des Kriegs laut dem von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministerium bis Donnerstag auf 9061 gestiegen, unter ihnen 3760 Kinder und Jugendliche und 2326 Frauen. Die Zahlen lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Feuerpause gefordert
Angesichts zahlreicher ziviler Opfer und der angespannten Versorgungslage forderte das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA erneut eine Feuerpause. „Eine humanitäre Feuerpause ist längst überfällig“, sagte Generalkommissar Lazzarini nach seinem ersten Besuch im Gazastreifen seit Kriegsbeginn. Die Not und die unhygienischen Lebensbedingungen seien jenseits der Vorstellungskraft.