Ruf nach neuer Grenzöffnung

Politik / 10.11.2023 • 22:24 Uhr
Zahlreiche Menschen flüchteten erneut aus dem nördlichen Gazastreifen in den Süden. AFP
Zahlreiche Menschen flüchteten erneut aus dem nördlichen Gazastreifen in den Süden. AFP

Vereinte Nationen fordern Israel dazu auf, einen weiteren Übergang zu öffnen.

tel aviv, gaza Bei ihrem Vormarsch hat Israels Armee eigenen Angaben zufolge im Gazastreifen mehrere mutmaßliche Terroristen getötet. Darunter seien auch am Massaker in Israel beteiligte Personen, teilte das Militär am Freitag mit. Die Vereinten Nationen forderten Tel Aviv auf, einen weiteren Grenzübergang zur Versorgung der Zivilisten zu öffnen.

Auslöser des Gaza-Krieges war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Hamas-Terroristen sowie andere extremistische Palästinenserorganisationen am
7. Oktober in Israel nahe der Grenze zum Gazastreifen verübt hatten. In der Nacht auf Freitag töteten israelische Soldaten den Angaben zufolge 19 mutmaßliche Terroristen, die einen Angriff planten. Darüber hinaus „eliminierten“ die Soldaten auf einem „Hamas-Militärposten“ und einem Übungsgelände 30 mutmaßliche Terroristen. Unklar war zunächst, ob sie getötet wurden. Dabei hätten die Streitkräfte unter anderem Dutzende Waffen, Raketen und Drohnen sichergestellt. Die Armee habe zudem das Büro des Bruders von Hamas-Chef Jihia al-Sinwar durchsucht.

Aus dem umkämpften Norden des Gazastreifens sind israelischen Angaben zufolge auch wieder Zehntausende in den Süden des Küstengebiets geflüchtet. Den sechsten Tag in Folge sei wieder für mehrere Stunden eine sichere Flucht für die palästinensischen Zivilisten möglich, teilte die israelische Cogat-Behörde, die für palästinensische Angelegenheiten zuständig ist, mit. Armeeangaben zufolge ist der Fluchtkorridor tagsüber für sechs Stunden passierbar. „Die Zeit für eine Evakuierung läuft davon“, warnte ein Armeesprecher. 594 Ausländer und Palästinenser mit doppelter Staatsbürgerschaft warteten am Freitag nach palästinensischen Angaben auf die Ausreise nach Ägypten über den Grenzübergang Rafah.

Wenige Kliniken arbeiten

Im Gazastreifen sind wegen der schweren Bombardierungen, Zerstörungen und des Mangels an medizinischem Material 20 der 36 Krankenhäuser nicht mehr im Einsatz. Das berichtete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf. Die noch funktionierenden Krankenhäuser liefen nur im Notbetrieb, weil viele für eine normale Versorgung von Patientinnen und Patienten nicht genügend Desinfektionsmittel und Anästhesiepräparate oder Strom hätten. Die Vereinten Nationen riefen Israel auf, seinen Grenzübergang Kerem Schalom in den Gazastreifen zu öffnen. Die dortigen Anlagen seien gebaut worden, um Lastwagen abzufertigen, während der zurzeit genutzte Rafah-Übergang für Fußgänger gebaut worden sei, sagte der Sprecher des UN-Nothilfebüros, (OCHA), Jens Laerke, in Genf. Insgesamt seien inzwischen 821 Lastwagen mit Hilfsmitteln abgefertigt worden. Vor dem Terrorangriff der Hamas auf Israel waren es täglich rund 500 Lastwagen.

Die Zahl der im Gazastreifen getöteten Palästinenser stieg seit Kriegsbeginn nach Angaben des Gesundheitsministeriums der islamistischen Hamas auf 11.078. 27.490 weitere Menschen seien seither verletzt worden, teilte ein Sprecher mit. Rund 2700 Menschen gelten demnach als vermisst. Auf israelischer Seite sind bei dem Terrorangriff am 7. Oktober und kurz danach mehr als 1400 Menschen getötet worden, darunter viele Frauen, Kinder und Jugendliche.