So stark ist der Boden in Ihrer Gemeinde bereits versiegelt

Politik / 04.12.2023 • 19:05 Uhr
Die Frage nach versiegeltem Boden ist in Österreich auch ein Politikum. <span class="copyright">APA/Barbara Gindl</span>
Die Frage nach versiegeltem Boden ist in Österreich auch ein Politikum. APA/Barbara Gindl

13 Hektar Boden wurden im vergangenen Jahr in Österreich täglich verbraucht oder beansprucht. Das ist zu viel, warnen Umweltschutzorganisationen und auch einige Vorarlberger Institutionen. Ein Überblick über die 96 Vorarlberger Gemeinden.

Bregenz „Gemeinsam hat man mehr Kraft, um seinen Anliegen Gehör zu verschaffen.“ Von diesem Grundsatz ist Josef Moosbrugger überzeugt. So liegt für den Präsidenten der Vorarlberger Landwirtschaftskammer klar auf der Hand, wieso er sich in der „Allianz für Bodenschutz“ engagiert. Diese fordert anlässlich des morgigen internationalen Weltbodentags einen sorgfältigeren Umgang mit den Flächen im Land: „Eine vernünftig arbeitende Raumplanung muss im Sinne des Gemeinwohls den Erhalt von Boden in der Menge und seinen vielfältigen Funktionen zum Ziel haben”, schreibt das Bündnis, dem unter anderem auch der „Verein Bodenfreiheit“ oder der Vorarlberger Alpenverein angehören, in einer Aussendung.

13 Hektar täglich

Um das umzusetzen, sei auch notwendig, sich als Koalition im Bund wieder auf das im Regierungsprogramm festgeschriebene Ziel, in Zukunft nur noch 2,5 Hektar Boden täglich zu verbrauchen, zu besinnen. Davon ist Österreich aktuell weit entfernt, wie Berechnungen von Greenpeace zeigen: Demnach wurden im Jahr 2022 Böden mit einer Fläche von 13 Hektar täglich verbraucht oder beansprucht, das entspricht insgesamt 4755 Hektar. Diese Vorgehensweise hätte negative Auswirkungen auf Österreichs Artenvielfalt, das Klima und damit die Menschen an sich, warnt die Umweltschutzorganisation.

Eine „Nachdenkpause für die Landesgrünzone“ in Hohenems wurde von einer Initiative bereits 2019 gefordert. <span class="copyright">VN/Philipp Steurer</span>
Eine „Nachdenkpause für die Landesgrünzone“ in Hohenems wurde von einer Initiative bereits 2019 gefordert. VN/Philipp Steurer

Und auch in Vorarlberg selbst ist das, wie erwähnt, ein Thema. Und zwar vorwiegend deshalb, weil die Landesregierung bei der Umsetzung einer konkreten Bodenstrategie nach wie vor säumig sei. Ein besonderer Dorn im Auge ist der „Allianz für Bodenschutz“ die Landesgrünzone, die den Zweck hat, die Raumplanung langfristig, also für die nachfolgenden Generationen, abzusichern. Aus dieser seien immer wieder Flächen ohne Kompensation entnommen worden: „Im Hinblick auf die knappe Ressource Boden ist die Diskussion eines Wiederaufnahmeverfahrens entnommener Flächen in die Landesgrünzone für die Bodenschützer(innen) nur konsequent“, schreiben die Institutionen in ihrer Aussendung.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Datawrapper angezeigt.

Aktuelle Zahlen der Österreichischen Raumordnungskonferenz weisen außerdem die Versiegelungszahlen auf Gemeindeebene aus. So waren im Jahr 2022 etwa bereits 26,11 Prozent der Gesamtfläche von Mäder versiegelt, dahinter folgten Röthis (25,99 Prozent) und Altach (25,54). Mit Abstand die größte Fläche pro Einwohnerin bzw. pro Einwohner sind mit 1382 Quadratmetern in Warth versiegelt, dahinter rangieren mit Schröcken (995 Quadratmeter) und Damüls (964) zwei weitere Tourismusgemeinden. Laut Greenpeace wurden im Jahr 2022 in Vorarlberg 268 Hektar Boden verbraucht – das entspreche, nach Oberösterreich, dem zweithöchsten Wert bundesweit, erläutert eine Sprecherin der NGO auf VN-Nachfrage.

„Das sieht jeder, der mit offenen Augen durchs Land geht: Es wächst zu.”

Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammern Österreich und Vorarlberg

Gar nicht zufrieden damit ist Josef Moosbrugger. Er fordert verbindliche Zielsetzungen in allen Raumplanungsfragen und spricht damit auf eine österreichweite Bodenschutzstrategie mit klaren, zu erreichenden Werten an. So eine ist immer noch nicht beschlossen: „Wir müssen endlich anerkennen, dass wir den Bodenverbrauch ganz massiv reduzieren müssen. Das sieht jeder, der mit offenen Augen durchs Land geht: Es wächst zu.“

Josef Moosbrugger ist sowohl Präsident der österreichischen als auch der Vorarlberger Landwirtschaftskammer. <span class="copyright">APA/Hans Punz</span>
Josef Moosbrugger ist sowohl Präsident der österreichischen als auch der Vorarlberger Landwirtschaftskammer. APA/Hans Punz

Damit sei auch die Lebensmittelproduktion und in weiterer Folge die Biodiversität gefährdet, sagt Moosbrugger. „Immer mehr Menschen leben auf immer weniger Fläche“, warnt er und plädiert etwa dafür, vor neuen Projekten bestehende, leer stehende Objekte zu nutzen: „Natürlich wäre uns eine Zielsetzung unter den zweieinhalb Hektar lieber. Aber wir sind nicht blauäugig, es wird nicht ganz ohne neuen Bodenverbrauch gehen.“ Also hält er zumindest fest: „Es braucht eine Ausgewogenheit.“

So stark ist der Boden in Ihrer Gemeinde bereits versiegelt