Hinter den Kulissen: Politik auf dem Pfad der Erleuchtung

Rauths Budget-Buddha: mehr als nur ein Mantra.
Bregenz In der Welt der Lokalpolitik gibt es Momente, die selbst den Dalai Lama neugierig machen könnten. Nehmen wir zum Beispiel die jüngste Sitzung der Bregenzer Stadtvertretung, in der der ÖVP-Stadtrat Michael Rauth (70) beschloss, den spirituellen Führer in die Debatte um das Budget einzuführen.
„Der Dalai Lama hat gemeint, es gibt nur zwei Tage im Jahr, an denen man nichts tun kann. Der eine ist gestern, der andere ist morgen“, zitierte Rauth. Nur Bürgermeister Michael Ritsch (55) würde an beiden Tagen und sogar heute scheinbar nichts tun.
Die Zuhörer im Saal konnten sich ein Schmunzeln natürlich nicht verkneifen, als ausgerechnet der christlich-soziale Stadtrat buddhistische Weisheiten verwendete, um seinen politischen Standpunkt zu unterstreichen.
Ritsch reagierte auf Rauths Seitenhieb mit Gelassenheit, fast so, als hätte der Sozialdemokrat zum Frühstück eine Extraportion Zen genossen. Lediglich die Diskussion über das neue Hallenbad und die ausbleibende finanzielle Unterstützung durch die Landesregierung holte das Stadtoberhaupt aus seiner meditativen Versenkung. Dieser “Akt der Unhöflichkeit des Landes, der seinesgleichen sucht”, war eine derartige Störung des bürgermeisterlichen Yangs, dass er seinen Unmut nicht verbergen konnte.