Hamas-Hochburg wird attackiert

Israel greift mehrere Hamas-Stätten an. Waffenstillstand nicht in Reichweite.
Washington In der Küstenmetropole Tel Aviv und anderen israelischen Städten hat es am Donnerstag erneut Raketenalarm gegeben. Im Stadtzentrum von Tel Aviv waren dumpfe Explosionen zu hören. Rund 30 Raketen sollen aus dem Gazastreifen abgefeuert worden sein. Der bewaffnete Arm der Hamas, die Kassam-Brigaden, bekannte sich zu den Angriffen. Israel verstärkte seine Angriffe im Gaza-
streifen und bereitete weitere Vorstöße im Süden vor.
Die israelischen Streitkräfte stellten nach eigenen Angaben die operative Kontrolle über das als Hamas-Hochburg geltende Gaza-Stadtviertel Shejaiya her. Shejaiya im Norden des Küstenstreifens war bis zuletzt Schauplatz heftiger Kämpfe. Ende letzter Woche hatte das Militär dort versehentlich drei israelische Geiseln erschossen, die der Gewalt ihrer Entführer entkommen waren.
Zudem bereitete die israelische Armee offenbar einen weiteren Vorstoß in die südliche Hamas-Hochburg Khan Younis vor. Die israelischen Streitkräfte erklärten, am Mittwoch seien mit Bodentruppen, aus der Luft und vom Meer aus Angriffe gegen „Dutzende Terroristen und Terroristen-Infrastruktur“ in Khan Younis ausgeführt worden.
Die Gespräche über eine neuerliche Feuerpause schienen hingegen nicht vom Fleck zu kommen. Beide Konfliktparteien unterstrichen ihre jeweiligen Positionen. Nachdem Israels Premier Benjamin Netan-
yahu die Vernichtung der Hamas als Kriegsziel ausgegeben hatte, bekräftigte die Terrororganisation ihre Bedingung für die Freilassung israelischer Geiseln. „Es gibt eine Entscheidung, dass es keine Gespräche über Gefangene oder Austauschabkommen geben soll, außer nach einem vollständigen Ende der Aggression“, hieß es in einer Erklärung. Hamas-Chef Ismail Haniya hatte am Mittwoch in Ägypten Gespräche über einen neuen Gefangenenaustausch geführt, doch blieben diese ohne Ergebnis. Israel führte diesbezügliche Gespräche mit den USA und Katar.
Katastrophal war unterdessen die Lage in dem von der israelischen Armee kontrollierten nördlichen Gazastreifen. In dem Gebiet gebe es kein betriebsfähiges Krankenhaus mehr, erklärte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Donnerstag. Es fehlten Treibstoff, Mitarbeiter und Materialien, sagte ein WHO-Vertreter. Die Patienten dort würden nicht nur wegen mangelnder medizinischer Versorgung sterben. „Sie verhungern und verdursten“, berichtete ein WHO-Hilfskoordinator.
Am 7. Oktober waren Hunderte Kämpfer der Terrororganisation Hamas in israelische Orte eingedrungen und hatten dort Gräueltaten an Zivilisten verübt. Israelischen Angaben zufolge wurden rund 1.140 Menschen getötet und etwa 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Israel begann daraufhin eine Bodenoffensive zur Vernichtung der Terrorgruppe.