Zahl der Rinderexporte nach Algerien fast verdoppelt

VN liegen exklusiv Exportzahlen für das Jahr 2023 vor. Wesentlich mehr Rinder in Drittstaaten exportiert als im Vorjahr.
Schwarzach Der Verein gegen Tierfabriken macht weiter gegen Exporte von Rinder in Staaten außerhalb der EU mobil. Am Dienstag protestierten die Tierschutzaktivisten vor der ÖVP-Zentrale in Wien. Nach den Berichten von Rinderexporten nach Algerien rumort es weiterhin. Die Branche selbst wehrt sich. Der österreichische Rinderzuchtverband kontert die Kritik. Wer auch immer recht hat: Neue Zahlen zeigen, dass die Zahl der exportierten Rinder massiv angestiegen ist. Speziell nach Algerien.
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Die Aufregung war groß, als in der Vorwoche unter anderem die VN über Rinderexporte nach Algerien berichteten. Vor allem sogenannte Kalbinnen, also junge Zuchtkühe, die zum ersten Mal trächtig sind, werden als begehrte Ware gehandelt. Die Recherche stammt von der Tierschutzplattform „The Marker“. Sie hat zwar keine Ohrmarken in Algerien gefunden, allerdings ein Treffen zwischen algerischen und Vorarlberger Händlern dokumentiert. Einer dieser Händler bestätigte das Treffen und erklärte, selbst ab und zu nach Algerien zu verkaufen.
Im Bundesland abgefertigt
Wie viele Kälber, Kalbinnen und Rinder aus Vorarlberg in Drittstaaten landen, kann nicht gesagt werden. In Vorarlberg selbst werden keine Exporte über die EU-Außengrenze abgefertigt – mit einer Ausnahme. Im Jahr 2022 wurden zehn Rinder in die Schweiz exportiert, im Vorjahr waren es fünf. Allerdings bedeutet es nicht, dass keine Vorarlberger Rinder in Algerien oder anderen Drittstaaten landen. Sie werden von Vorarlberg an einen anderen Händler verkauft und zum Beispiel von Oberösterreich nach Algerien weitergegeben. Von dort landen viele Tiere im Ausland.
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Wie aktuelle Zahlen aus dem Gesundheitsministerium zeigen, sind im Vorjahr aus Oberösterreich insgesamt 5560 Rinder in Drittstaaten exportiert worden. Aus der Steiermark wurden 5689 Rinder in einen Staat außerhalb der EU gebracht, aus Oberösterreich 5560. Das sind wesentlich mehr als im Jahr 2022. Aus Niederösterreich wanderten 2908 Rinder über die EU-Außengrenze, aus Oberösterreich 3827 und aus der Steiermark 3474.

Auch aus Tirol werden Tiere für Exporte in Drittstaaten abgefertigt. Im Jahr 2022 waren es 1189, im Vorjahr 1859. In den anderen Bundesländern sind die Zahlen deutlich niedriger. Aus Kärnten wurden im Vorjahr 435 Rinder über die EU-Außengrenze gebracht, aus Salzburg 142, aus Vorarlberg fünf – und aus den anderen Bundesländern gar keine.
Türkei und Algerien
Hauptexportland war im Vorjahr die Türkei mit 8512 Rindern, gefolgt von Algerien mit 8179. Zieldrittstaat Nummer drei war Aserbaidschan mit 821 Rindern. Die Türkei hat Algerien damit als Spitzenreiter abgelöst. Im Jahr 2022 landeten 4611 Rinder in Algerien, 2707 in der Türkei. Insgesamt sind im Vorjahr 19.520 Rinder in Drittstaaten exportiert worden. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 waren es 11.951 Rinder.

Der Verein gegen Tierfabriken spricht bei den meisten Zielländern von illegalen Transporten. Schließlich werden im Tiertransportgesetz nur sieben Drittstaaten aufgelistet, in die Exporte erlaubt sind. In diesem Gesetz sind allerdings Ausnahmen festgeschrieben, die Transporte in andere Drittstaaten erlauben, wenn genügend Ruhezeit eingehalten wird. Dazu kann der Transport auf dem Schiff gezählt werden. Der VGT betont, dass die Zeit auf dem Schiff eigentlich als Transport zu zählen sei. „Da also auch die vorgeschriebene Pause von 24 Stunden vor dem Schiffstransport nicht eingehalten wird, sind diese Transporte nach Rechtsansicht des VGT nicht zulässig.“
Kritik der Zuchtverbands
Der Rinderzuchtverband „Rinderzucht Austria“ widerspricht in einer Stellungnahme. „Die von den Tieren am Schiff verbrachte Zeit wird zwar zur Gesamtbeförderungszeit gezählt, jedoch gelten auf dem Seeweg andere Zeiten für Füttern und Tränken, Ruhezeiten etc. als beim Transport auf der Straße.“ Der Obmann des Verbands, Sebastian Auernig, betont: „Die österreichischen Rinderzüchter lehnen nicht ordnungsgemäß durchgeführte Tiertransporte und das damit verbundene Tierleid entschieden ab.“
Im Gesundheitsministerium hofft man, dass Exporte zum Beispiel nach Algerien in Zukunft unterbunden werden können. Man prüft das deutsche Modell – Deutschland hat diese Transporte nämlich untersagt.
Kaum auffällige Kontrollen
Zumindest in Österreich hat es bei den Tiertransporten nichts zu beanstanden gegeben, heißt es aus dem Ministerium. Bei 146.000 Kontrollen im Jahr 2022 habe es 1368 Beanstandungen gegeben. „Beanstandungen, die mit Leiden, Schmerzen oder Schäden von Tieren verbunden waren, gab es gar nur in 0,1 Prozent der Fälle“, heißt es weiter. Rund die Hälfte aller Verstöße hat laut Ministerium mit fehlenden Dokumenten zu tun.
Insgesamt sind im Vorjahr 97.531 Rinder ins Ausland exportiert worden, rund ein Drittel davon nach Italien.
Jahr | Land | Rinder gesamt | davon weibliche Rinder unter 24 Monaten |
---|---|---|---|
2022 | Armenien | 32 | 26 |
2023 | Armenien | 123 | 92 |
2022 | Aserbaidschan | 1022 | 697 |
2023 | Aserbaidschan | 821 | 512 |
2022 | Bosnien und Herzegowina | 366 | 198 |
2023 | Bosnien und Herzegowina | 42 | 16 |
2022 | Schweiz | 870 | 90 |
2023 | Schweiz | 569 | 25 |
2022 | Algerien | 4611 | 1963 |
2023 | Algerien | 8179 | 3044 |
2022 | Georgien | 130 | 50 |
2023 | Georgien | 96 | 23 |
2022 | Kasachstan | 96 | 66 |
2023 | Kasachstan | 0 | 0 |
2022 | Montenegro | 462 | 197 |
2023 | Montenegro | 388 | 173 |
2022 | Mazedonien | 31 | 23 |
2023 | Mazedonien | 0 | 0 |
2022 | Serbien | 93 | 48 |
2023 | Serbien | 30 | 11 |
2022 | Senegal | 0 | 0 |
2023 | Senegal | 65 | 7 |
2022 | Russische Föderation | 66 | 44 |
2023 | Russische Föderation | 0 | 0 |
2022 | Tunesien | 254 | 154 |
2023 | Tunesien | 32 | 11 |
2022 | Türkei | 2707 | 2207 |
2023 | Türkei | 8512 | 5428 |
2022 | Ukraine | 64 | 48 |
2023 | Ukraine | 0 | 0 |
2022 | United Kingdom | 102 | 49 |
2023 | United Kingdom | 67 | 53 |
2022 | Usbekistan | 1012 | 626 |
2023 | Usbekistan | 596 | 362 |
2022 | Kosovo | 33 | 19 |
2023 | Kosovo | 0 | 0 |
2022 | Gesamt | 11951 | 6505 |
2023 | Gesamt | 19520 | 9757 |
Land | Rinder 2022 | Rinder 2023 |
---|---|---|
Armenien | 32 | 123 |
Aserbaidschan | 1022 | 821 |
Bosnien und Herzegowina | 366 | 42 |
Belgien | 3 | 10 |
Bulgarien | 174 | 65 |
Schweiz | 870 | 569 |
Zypern | 0 | 63 |
Tschechien | 560 | 414 |
Deutschland | 11807 | 8212 |
Dänemark | 0 | 3 |
Algerien | 4611 | 8179 |
Spanien | 9563 | 8306 |
Frankreich | 12 | 19 |
Georgien | 130 | 96 |
Kroatien | 1258 | 6477 |
Ungarn | 5918 | 7056 |
Irland | 560 | 193 |
Italien | 33186 | 32190 |
Luxemburg | 0 css | 1 |
Kasachstan | 96 | 0 |
Montenegro | 462 | 388 |
Mazedonien | 31 | 0 |
Niederlande | 527 | 266 |
Polen | 13482 | 13509 |
Rumänien | 428 | 113 |
Serbien | 93 | 30 |
Russische Föderation | 66 | 0 |
Slowenien | 251 | 333 |
Slowakei | 196 | 781 |
Senegal | 0 | 65 |
Tunesien | 254 | 32 |
Türkei | 2707 | 8512 |
Ukraine | 64 | 0 |
United Kingdom | 102 | 67 |
Usbekistan | 1012 | 596 |
Kosovo | 33 | 0 |
Jahr | Bundesland | Rinder gesamt |
---|---|---|
2022 | Kärnten | 419 |
2022 | Niederösterreich | 2908 |
2022 | Oberösterreich | 3827 |
2022 | Salzburg | 124 |
2022 | Steiermark | 3474 |
2022 | Tirol | 1189 |
2022 | Vorarlberg | 10 |
2023 | Kärnten | 435 |
2023 | Niederösterreich | 5830 |
2023 | Oberösterreich | 5560 |
2023 | Salzburg | 142 |
2023 | Steiermark | 5689 |
2023 | Tirol | 1859 |
2023 | Vorarlberg | 5 |
2022 | Gesamt | 11951 |
2023 | Gesamt | 19520 |