Auf der Suche nach Platz für die Wirtschaft

Neos bringen im Landtag Idee der Landeswirtschaftszonen ein. Gewidmete Flächen wären schon vorhanden.
Darum geht’s:
- Vorarlberger Firma Blum baut neuntes Werk in Niederösterreich.
- Neos im Landtag schlagen Alarm wegen fehlendem Platz für Unternehmen.
- Arbeiterkammerstudie zeigt, dass Platz vorhanden wäre.
Bregenz Schon im Juli 2022 kündigte Philipp Blum in einem Interview an: In Vorarlberg geht dem Unternehmen der Platz aus. Zukünftige Erweiterungen werden wohl an einem anderen Ort geplant. Eineinhalb Jahre später das Resultat: Die Vorarlberger Firma Blum baut ihr neuntes Werk in Niederösterreich. Die Niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mickl-Leitner jubelte: “Das ist eine eindrucksvolle Bestätigung für die Attraktivität unseres Wirtschaftsstandortes.” Die Neos im Landtag schlagen hingegen Alarm: Das sei schmerzlich – speziell, wenn man sich die Begründung ansieht. Deshalb möchten die Neos analog zur Landesgrünzone Landeswirtschaftszonen ausweisen lassen. Im Landtag stößt dieser Vorschlag auf wenig Zustimmung.
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Die Arbeiterkammer hat vor einiger Zeit die Bodenbesitzverhältnisse in Vorarlberg untersuchen lassen. Die Studie zeigt: Im Land gibt es rund 1500 Hektar Betriebsgrundstücke. Davon ist die Hälfte unbebaut. Trotzdem hört man in Unternehmerkreisen: Es ist kein Platz. Das bestätigt im Landtag Christine Bösch-Vetter von den Grünen: In ihrem Familienunternehmen ist erweitert worden. “Was Zeit, Nerven und Geld gekostet hat, war die Nichtverfügbarkeit von Boden.”
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Die Neos orten noch weitere Probleme: lange Verfahren, viel Bürokratie und Kräfte, die Wirtschaftswachstum verhindern wollen, verhindern Betriebsansiedlungen und -erweiterungen, meint Neos-Klubobmann Johannes Gasser. “Es gibt immer wieder Gruppen, die glauben, dass wir keine wirtschaftliche Entwicklung mehr in Vorarlberg brauchen, die unter dem Deckmantel des Klimawandels glauben, dass wir uns gesund schrumpfen sollen”, kritisiert er. Es brauche es drei Dinge, fährt sein Neos-Abgeordnetenkollege fort: Planungssicherheit bei Erweiterungen, Umsetzungsgeschwindigkeit bei behördlichen Verfahren, Fachkräfte. Und für die ersten beiden Punkte sollen Landeswirtschaftszonen ausgewiesen werden, in denen schnelle Planung und schnelle Bauverfahren möglich sind.
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Unterstützung erhält Gasser von der FPÖ, wie Parteichef Christof Bitschi ausführt. “Es stimmt nachdenklich, dass Betriebe nicht mehr in Vorarlberg investieren. Der Vorschlag der Neos ist noch nicht völlig ausgereift. Aber jede Maßnahme, die die dazu dient, den Wirtschaftsstandort zu stärken, sollte man ansehen.”
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Die anderen Fraktionen zeigten wenig Begeisterung für die Idee. Elke Zimmermann von der SPÖ etwa: “Betriebsgebietswidmungen gibt es schon, manche Instrumente gibt es im Raumplanungsgesetz. Es ist vieles schon möglich.” Und: Viele gewidmete Flächen seien eben noch unbebaut. Bernhard Weber von den Grünen argumentiert ebenfalls mit den schon vorhandenen Flächen. Statt Zonen benötige es interkommunale Betriebsgebiete. Hier setzt auch Wirtschaftslandesrat Marco Tittler (ÖVP) an. Die Instrumente gebe es bereits. Außerdem: “Man muss kein Prophet sein, um zu wissen, dass Grundstückspreise bei entsprechenden Zonierungen nur einen Weg kennen: nach oben.”
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Aus dem Vorschlag der Wirtschaftszonen entwickelte sich eine Debatte über Bürokratie, gesunden Wirtschaftswachstum und eben die Frage, wie bestehende Grundstücke verwendet werden können. Die Arbeiterkammerstudie zeigt: Platz wäre zwar noch da, aber die Zahlen zeigen auch das Problem. Die Firma Blum ist mit 385.000 Quadratmeter verbauter Betriebsfläche der größte Betrieb im Land. Zudem besitzt die Firma 146.000 Quadratmeter unbebauter Betriebsfläche. Allerdings auf 65 Grundstücken. Wer die Werke kennt, weiß: Ein Werk benötigt viel Platz, viele kleine Grundstücke bringen wenig. Und die großen, die gibt es offenbar noch in Niederösterreich.
Top 10 betriebliche Grundstücke
1. Blum: 531.570 Quadratmeter auf 133 Grundstücken
2. Rauch: 220.584 Quadratmeter auf 70 Grundstücken
3. Alpla: 204.480 Quadratmeter auf 79 Grundstücken
4. Doppelmayr: 193.046 Quadratmeter auf 48 Grundstücken
5. Getzner: 192.826 Quadratmeter auf 99 Grundstücken
6. M-I Immobilien: 168.656 Quadratmeter auf 78 Grundstücken
7. Kunert Industriepark: 164.802 Quadratmeter auf 17 Grundstücken
8. Agrargemeinschaft Nenzing: 161.828 Quadratmeter auf 9 Grundstücken
9. Liebherr-Werk Nenzing: 161.330 Quadratmeter auf 7 Grundstücken
10. Illwerke VKW: 121.108 Grundstücken auf 65 Grundstücken
Top 10 Betriebsgebiete bebaut
1. Blum: 385.144 Quadratmeter auf 68 Grundstücken
2. Rauch: 149.492 Quadratmeter auf 22 Grundstücken
3. Kunert Industriepark: 110.024 Quadratmeter auf 10 Grundstücken
4. Liebherr-Werk Nenzing: 110.000 Quadratmeter auf 3 Grundstücken
5. Ganahl: 102.972 Quadratmeter auf 8 Grundstücken
6. M-I-Immobilien: 97.681 Quadratmeter auf 42 Grundstücken
7. H. Nägele: 90.105 Quadratmeter auf 6 Grundstücken
8. Hilti: 75.412 Quadratmeter auf 5 Grundstücken
9. Alpla: 74.342 Quadratmeter auf 23 Grundstücken
10: Real-Baubetreuungs- und Beteiligungsgesellschaft: 69.315 Quadratmeter auf 12 Grundstücken.
Top 10 Betriebsgebiete Unbebaut
1. Doppelmayr: 166.144 Quadratmeter auf 34 Grundstücken
2. Agrargemeinschaft Nenzing: 161.828 Quadratmeter auf 9 Grundstücken
3. Blum: 146.426 Quadratmeter auf 65 Grundstücken
4. Getzner: 134.817 Quadratmeter auf 77 Grundstücken
5. Alpla: 130.138 Quadratmeter auf 56 Grundstücken
6. Illwerke VKW: 99.197 Quadratmeter auf 54 Grundstücken
7. Meusburger: 91.910 Quadratmeter auf 3 Grundstücken
8. Loacker Recycling: 82.983 Quadratmeter auf 90 Grundstücken
9. Zumtobel: 79.737 Quadratmeter auf 76 Grundstücken
10. Mayr-Melnhof: 72.834 Quadratmeter auf 48 Grundstücken