Millionenprojekt für den Moorschutz: “Im Rheindelta besteht dringender Handlungsbedarf”

Politik / 01.02.2024 • 18:00 Uhr
Walter Niederer kennt das Rheindelta wie kein anderer. Er warnt: Möchte man den ursprünglichen Zustand im Moor wieder herstellen, sollte schnell etwas getan werden. <span class="copyright">VN/Plesch</span>
Walter Niederer kennt das Rheindelta wie kein anderer. Er warnt: Möchte man den ursprünglichen Zustand im Moor wieder herstellen, sollte schnell etwas getan werden. VN/Plesch

Moore wie jenes im Rheindelta sollen renaturiert werden. Ein 44-Millionen-Projekt der EU soll dabei helfen.

Darum geht’s:

  • 44 Millionen Euro fließen österreichweit in den Moorschutz.
  • 17 Millionen Euro sind für Vorarlberg vorgesehen.
  • Pumpen sollen Wasser aus dem Bodensee in das Rheindelta befördern.

Gaißau, Höchst Das Rheindelta am Rohrspitz gilt als Naturjuwel. Das weiß auch das offizielle Österreich. Rund 2000 Hektar Rheindelta sind als Naturschutzgebiet deklariert. Zwei Drittel dieses Gebiets liegen im Bodensee, ein Drittel ist Landfläche. Davon wiederum sind rund 200 Hektar mit Streuwiesen bedeckt, ein klassisches Moorgebiet. Um dieses Moor ist es schlecht bestellt. Oder wie es Walter Niederer, Geschäftsführer des Naturschutzgebiets Rheindelta, ausdrückt: „Es besteht dringender Handlungsbedarf. Seit Jahrzehnten sieht man, dass sich das Moor verändert. Wenn man es im eigentlichen Zustand erhalten möchte, muss etwas geschehen.“

Ein Naturjuwel: Rohrspitz. <span class="copyright">VN/Stiplovsek</span>
Ein Naturjuwel: Rohrspitz. VN/Stiplovsek

Das Rheindelta ist kein Einzelfall. Viele Moore in Österreich sind gefährdet. Land, Bund und EU haben die Dringlichkeit erkannt. 44 Millionen Euro fließen österreichweit in ein Projekt, um Moore zu schützen und zu reaktivieren, 17 Millionen davon nach Vorarlberg. Das Land wird auch die Führungsrolle im Projekt übernehmen.

Millionenprojekt für den Moorschutz: "Im Rheindelta besteht dringender Handlungsbedarf"
Ministerinnen, Ländesrätinnen und Zadra präsentierten am Donnerstag gemeinsam das Projekt. BMK / Cajetan Perwein

Vorarlberg ist ein Moorland. Ein Viertel der Moorfläche Österreichs befindet sich hierzulande. In Vorarlberg habe man deshalb die Initiative ergriffen, erklärt Umweltlandesrat Daniel Zadra. „Es gibt eine Moorschutzstrategie in Österreich. Aber Papier ist geduldig. Wir wollten in die Umsetzung kommen.“ Also hat Vorarlberg mit dem Klimaschutzministerium und dem Landwirtschaftsministerium ein Projekt eingereicht und um EU-Förderung angesucht. Jetzt ist der Zuschlag da. In den kommenden zehn Jahren fließen 44 Millionen Euro in die österreichischen Moore, 60 Prozent davon stemmt die EU. 17 Millionen sind für Vorarlberg vorgesehen, um Moore wie das Rheindelta zu erneuern. Projekttitel: „LIFE AMooRe“.

Streuwiesen grenzen an Landwirtschaftsflächen. Das Rheindelta ist ein Lebensraum für Pflanzen und Tiere.
Streuwiesen grenzen an Landwirtschaftsflächen. Das Rheindelta ist ein Lebensraum für Pflanzen und Tiere.

Dem Moor im Rheindelta fehlt Wasser. Der Siedlungsraum ist näher gerückt, die intensive Landwirtschaft ebenso. Um die genutzte Landfläche vor Hochwasser zu schützen, sind Dämme gebaut worden. Im Notfall sollen fix installierte Pumpen zusätzlich Wasser aus der genutzten Zone pumpen. Das Problem: Während Landwirtschaft und Siedlungsgebiete niedriges Grundwasser benötigen, sollte das Wasser in einem Moor im Idealfall bis zur Oberfläche stehen. Tut es aber nicht. Das hat zur Folge, dass es austrocknet und übersäuert, da es sich nur noch aus Regenwasser speist. Jetzt sollen abermals Pumpen helfen, das zu ändern.

Millionenprojekt für den Moorschutz: "Im Rheindelta besteht dringender Handlungsbedarf"

Das Projekt sieht vor, dass Pumpen Wasser aus dem Bodensee in das Moor befördern. Zusätzlich sollen die anderen Gebiete abgetrennt werden, damit unterschiedliche Grundwasserspiegel möglich sind. Mit dem Seewasser wird der Boden zudem mit Kalk gedüngt. „So kann die natürliche Situation wieder hergestellt werden“, erzählt Walter Niederer.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von APA Livecenter angezeigt.

Zudem seien Moore nicht nur wichtig für Flora und Fauna, auch im Kampf gegen den Klimawandel spielen sie eine wichtige Rolle. „Sie wirken wie ein Schwamm und können sehr viel CO₂ speichern“, sagt Niederer. Landesrat Zadra warnt: „Umgekehrt können Moore zu großen CO₂-Verursachern werden, wenn sie kleiner werden. Vom Klimaschützer zum Klimakiller. Diesen Trend wollen wir umkehren.“ In Vorarlberg wird mit dem Geld eine Stelle für den Moorschutz eingerichtet. Diese Stelle koordiniert das österreichweite Projekt. „Vorarlberg hat den Lead“, berichtet Zadra stolz. Neben den beiden Ministerien und allen Bundesländern sind auch die Universitäten Salzburg und Kiel dabei. „Es ist das größte Moorschutzprojekt in Österreich aller Zeiten“, freut sich der Landesrat.

Im Rheindelta wird schon an den Einreichplänen gearbeitet, erläutert der Landesrat. Zudem müsse man sich mit den Grundeigentümern noch einigen. Das erste Projektgeld ist bereits geflossen. Bis Bodenseewasser ins Rheindelta fließt, wird es aber noch dauern.