Vom Reden ins Tun kommen

93 Persönlichkeiten liefern „Ideen, die geh´n“ und die Österreich brauche.
SCHWARZACH. Seit Jahrzehnten weilt eine Gruppe ehemaliger Politikerinnen und Politiker aus Oberösterreich eine März-Woche lang in Lech am Arlberg. Einer der Teilnehmer ist Ex-Bundesratspräsident Gottfried Kneifel und dazu stößt regelmäßig auch ein Wiener: Altkanzler Wolfgang Schüssel (beide ÖVP). Im März 2023 wurde laut Kneifel wieder einmal über die Zustände in der Bundespolitik „gemosert und viel kritisiert“. Ergebnis: Die Erkenntnis, dass das nicht reicht. Er und Schüssel beschlossen daher, 100 Persönlichkeiten einzuladen, „Ideen, die geh´n“ zu formulieren, damit klar wird, was weitergebracht werden könnte oder auch wird.

93 Frauen und Männer sind der Einladung gefolgt. Herausgekommen ist ein Strauß an Maßnahmen, die die unterschiedlichsten Problemstellungen tangieren, große, aber auch vermeintlich kleine, grundsätzliche, aber auch sehr konkrete.
Aus Vorarlberg präsentiert Wilma Loitz für das Katholische Bildungswerk die Initiative „eltern.chat“. Dabei geht es darum, die Erziehungskompetenz von Menschen verschiedenster sozialer und kultureller Herkunft zu fördern, ja sie zunächst überhaupt zu erreichen. Was gelingt: 2022 gab es Gesprächsrunden mit über 900 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, wobei die meisten eine andere Muttersprache als Deutsch hatten.

Vom 87-jährigen Unternehmer Georg Meusburger kommt ein Beitrag zur Erhöhung der Verkehrssicherheit: Dem passionierten Radfahrer sind schon zu oft hohe Randsteine zum Verhängnis geworden. Als Maschinenbauer hat er recherchiert, was man tun könnte. Dabei ist er auf eine Maschine gestoßen, mit der es möglich ist, bestehende Randsteine nachträglich und kostengünstig abzuflachen. Für Neubauten empfiehlt Meusburger, Träger des „Ehrenpreises der Vorarlberger Wirtschaft für das unternehmerische Lebenswerk“, von vornherein abgeflachte Steine einzusetzen. Dadurch könnte das Risiko von Stürzen und Verletzungen erheblich reduziert werden.

Die Herausforderungen, mit denen Gesellschaft und Politik konfrontiert sind, sind zahlreich. Der Militäranalyst Franz-Stefan Gady fordert acht Monate Grundwehrdienst: Sechs Monate würden nicht ausreichen, um eine Truppe gut auszubilden. Der aus Bregenz stammende Unternehmensberater Christian Gehrer liefert wiederum einen Vorschlag zur Sicherung der Altersversorgung: Mit allen drei Monaten, mit denen die Lebenserwartung steigt, sollte demnach das Pensionsantrittsalter um einen Monat angehoben werden. Das wäre einfach und schnell umsetzbar, ist der 53-Jährige überzeugt.
„Ideen, die Geh’n“, Kleine Zeitung Edition. 240 Seiten, 24,90 Euro