Flickenteppich Ferienbetreuung

Politik / 15.03.2024 • 14:16 Uhr
<p class="caption">Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf soll besser werden. <span class="media-container dcx_media_rtab" data-dcx_media_config="{}" data-dcx_media_type="rtab"> </span><span class="marker">VN/PAulitsch</span></p>
Die Lücken in der Ferienbetreuung schließen sich langsam.  VN/Paulitsch

Vor allem beim Preis unterscheiden sich die Ferienbetreuungen in den Gemeinden. Aber auch die Öffnungszeiten sind unterschiedlich.

Darum geht’s:

  • Fristen und Kosten für Sommerferienbetreuung variieren stark.
  • Neos fordern verbindlichen Tarifkorridor für Betreuungskosten.
  • Ganztagsbetreuung zählt mittlerweile zum Standard in vielen Gemeinden.

von Petra Milosavljevic und Michael Prock

Bregenz Markus E. aus Lauterach (Name von der Redaktion geändert) läuft die Zeit davon. Bis 22. März müssen er und seine Frau entscheiden, welche Betreuung ihre Kinder im Sommer benötigen. Keine ungewöhnliche Frist – in vielen Städten und Gemeinden ist die verbindliche Anmeldung im Laufe dieses Monats notwendig. Ob es mit der gewünschten Betreuung auch wirklich klappt, hängt teilweise mit dem Glück der Wohnortswahl zusammen – was auch für die Kosten gilt.

Die Preise unterscheiden sich teilweise gewaltig, wie die VN auch schon berichteten. Die Verrechnungsmodelle sind unterschiedlich, je nach Zahl der gebuchten Module und Mittagessen unterscheiden sich Tarife zusätzlich. In Dornbirn kostet ein Betreuungstag bis 17 Uhr samt Mittagessen 24,77 Euro. In Feldkirch sind es 18,44 Euro pro Tag, wie es im Anmeldeformular steht. Manche Gemeinden berechnen stundenweise Tarife, wie in Götzis, wo die Ferienbetreuung 1,5 Euro pro Stunde kostet – was dem Normaltarif entspricht. Auch in Hohenems wird der Normaltarif verrechnet. Eine Woche Ferienbetreuung kostet ein Viertel der normalen Monatsbetreuung. Rechnet man den wöchentlichen Betrag in Bregenz auf einen Tag um, kommt man auf 9,44 Euro pro Tag inklusive Mittagessen. Die zuständige Koordinatorin Lisa Gmeiner erläutert: “Das ist die Durchschnittsrechnung. Die Ferienbetreuung kostet bei uns nicht mehr wie die Betreuung unter dem Jahr.” In der Nachbargemeinde Lauterach bezahlt man ohne Mittagessen 22 Euro pro Woche für Halbtagesbetreuung. Und in Schruns, wo die Kinder aus Schruns, Tschagguns und Silbertal betreut werden, kostet eine Betreuungsstunde exklusive Mittagessen zwei Euro.

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Einer der Spitzenreiter bei den Kindergartenkosten in den Ferien ist Langen bei Bregenz, wo 38,50 Euro pro Tag verlangt werden. “Das hat mehrere Gründe, die bei uns intensiv diskutiert wurden. Dabei haben wir uns die Kalkulationszahlen vom Vorjahr angeschaut”, erklärt der Langener Bürgermeister Josef Kirchmann. “Maßgeblich ist, dass die Gemeinde Langen eine der wenigen ist, die im Vorderwald sechseinhalb Wochen Betreuungstage anbietet.” Kirchmann betont, dass immer mindestens zwei pädagogisch ausgebildete Personen anwesend sind. “Meistens kommen Ferialjobber, so wird es ausgeglichen bei anderen Gemeinden. Das gibt es bei uns nicht. Für uns zählt Qualität vor Quantität. Denn das Höchste, was eine Gemeinde hat, sind die Kinder”, sagt der Bürgermeister. Zudem sei der Preis von 38,50 Euro pro Tag nicht kostendeckend. “Das sind nur die Betreuerinnen. Die Stunden abzüglich der Landesförderung gibt uns den Stundensatz von ungefähr drei Euro, der wird pro Stunde verwendet.”

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Die Landesregierung kennt die Kosten für die Kinderbetreuung nicht, sie werden nicht erhoben, heißt es aus dem Büro von Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink. Um Ausreißer nach oben zu vermeiden, stellt sie allerdings einen verpflichtenden Tarifkorridor in Aussicht, nicht zuletzt aufgrund von Rückmeldungen von Eltern (die VN berichteten).

Die Neos im Landtag fordern diese ebenfalls. Klubobmann Johannes Gasser betont: “Nur über ein kostengünstiges Betreuungsangebot können Eltern ihrer beruflichen Tätigkeit auch während der Sommermonate ohne Überbelastung nachkommen.” Es reiche nicht, einen Tarifkorridor zu prüfen und dann Gespräche zu beginnen – der Korridor soll zeitnah eingeführt werden. “Die Realität zeigt, dass Vorarlbergs Familien weiterhin mit den mitunter hohen Kosten für die Kinderbetreuung konfrontiert sind – gerade in der Ferienzeit.” Und er betont: “Wir fordern eine rasche Ausweitung eines verbindlichen Tarif-korridors.” Die Neos haben einen entsprechenden Antrag im Landtag eingebracht.

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Bei den Öffnungszeiten sollte es hingegen keine Unterschiede geben. Denn das neue Kinderbildungs- und Betreuungsgesetz ist klar. Es sieht im ersten Schritt einen Versorgungsauftrag für Drei- bis Sechsjährige vor, der lautet: 7.30 bis 17.30 Uhr im ganzen Jahr. Vier Wochen Ferien sind erlaubt. Markus E. aus Lauterach wäre froh, wenn das auch wirklich überall so wäre. Er kann seine Kinder zwar bis auf drei Wochen (da ist der Kindergarten geschlossen) für jede Woche anmelden. Allerdings nur von 7.30 Uhr bis 13 Uhr, ohne Mittagessen. Zudem müssen er und seine Frau Arbeitsbestätigungen einreichen. Markus E. ärgert sich. “Uns war das dann einfach zu blöd. Der Aufwand mit der Jause und keine Ganztagsbetreuung. Und die Arbeitsbestätigung war uns ein Dorn im Auge”, erzählt er den VN. “Wir haben uns entschieden, unsere Kleine für zwei Wochen zur Oma zu bringen. Da geht’s ihr besser.” Judith Längle ist zuständige Koordinatorin in Lauterach. Sie klärt das Missverständnis auf – denn diese Regeln gelten nur in jenen Kindergärten, die sonst nur zusätzlich zwei Nachmittage geöffnet haben. “In der Ganztageseinrichtung können die Kinder auch weiterhin jeden den ganzen Tag kommen, da braucht es auch keine Arbeitsbestätigung.” In den Sprengelkindergärten sei der Nachmittag nicht stark gebucht. “Sollte jemand etwas anderes brauchen, kann man mit uns sowieso immer sprechen, wir sind flexibel”, verspricht Längle.

Die Ganztagsbetreuung gilt in den Kindergärten mittlerweile in den meisten Gemeinden als Standard. In Schruns hat der Kindergarten bis auf die erste und letzte Ferienwoche von 7 bis 17.30 Uhr geöffnet, erklärt Bürgermeister Jürgen Kuster. In der ersten Ferienwoche findet zudem eine MINT-Woche der Wirtschaftsgemeinschaft Montafon statt, zudem hilft die private Kinderbetreuung der Silvretta-Montafon, den Bedarf abzudecken. “Da kann sich jeder anmelden. Der Bedarf ist jedenfalls da, wir machen die Ganztagsbetreuung schon lange”, erläutert Kuster.

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Auch die Jagdberggemeinden Satteins, Schlins, Röns, Schnifis, Düns und Dünserberg haben sich zusammengeschlossen. Damit ist eine durchgehende Betreuung in den Sommerferien möglich. Wenn eine Einrichtung geschlossen hat, ist mindestens eine weitere auf. Die Gemeinden berufen sich auf einen Passus im Kinderbildungs- und Betreuungsgesetz, wonach bis zu einer Stunde Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln zumutbar ist. Die Preise für die Betreuung sind in den Ferien jedoch erhöht.

In Götzis ist der Kindergarten in den ersten zwei Augustwochen geschlossen, ansonsten von 7 bis 18 Uhr geöffnet. In Hohenems wird die Ferienbetreuung in einem Kindergarten angeboten, und zwar komplett ohne Schließtage, von 7 bis 18 Uhr.

Welche Gemeinden ihre Kindergärten wie lange offen halten, ist der Landesregierung aber nicht bekannt. “Aufgrund des Versorgungsauftrags gehen wir davon aus, dass die Öffnungszeiten in den Ferien so sind wie unter dem Jahr. Sollte es weniger Bedarf geben und der Kindergarten deshalb nicht so lange geöffnet haben, müssen es die Gemeinden aber nicht melden”, erklärt eine Sprecherin von Schöbi-Fink.