Bund und Land uneins bei Psychotherapieausbildung

Masterausbildung für die Psychotherapie bleibt den Universitäten vorbehalten.
Darum geht’s:
- Bund und Land uneins über Psychotherapieausbildungs-Reform
- Reformziel: Ausbildung an öffentlichen Unis, Ausbau des Therapieangebots
- Vorarlberg fürchtet Versorgungslücke
Schwarzach, Wien Die Landesregierung und die Fachhochschule Vorarlberg sind verärgert. Man unterstütze zwar die Idee, die Psychotherapieausbildung zu akademisieren, betonen Land und FH einhellig. Dass dies allerdings nicht in Vorarlberg möglich sein wird, sorgt für Kopfschütteln (die VN berichteten). Jetzt hat sich das Gesundheitsministerium von Minister Johannes Rauch zu Wort gemeldet. Es sagt: Das wäre von der Anzahl der Plätze wenig sinnvoll.
Mit der Reform soll die derzeit bis zu 50.000 Euro teure Psychotherapieausbildung von den privaten außeruniversitären Ausbildungseinrichtungen an die öffentlichen Unis wandern und in weiterer Folge das Therapieangebot ausgebaut werden. Anstelle des zweijährigen Propädeutikums und – je nach Fachrichtung – drei-bis sechsjährigen Fachspezifikums soll man nach einem fachlich passenden Bachelorstudium ein zweijähriges Masterstudium für Psychotherapie an den Unis abschließen. Dritter Ausbildungsteil ist eine postgraduelle psychotherapeutische Fachausbildung bei Psychotherapeutischen Fachgesellschaften, während der man schon unter Supervision therapeutisch arbeiten kann.
In Vorarlberg hätte man die Masterausbildung gerne an der FH durchgeführt. “Sollte das Gesetz in der aktuellen Form beschlossen werden, droht ohne Not eine Versorgungslücke in Vorarlberg”, lassen sich Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink und Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher in einer Aussendung des Landes zitieren. FH-Geschäftsführer Stefan Fitz-Rankl betont: “Es ist daher völlig überraschend, dass der Bund aus dem im Begutachtungsprozess abgestimmten Entwurf die Fachhochschulen als Anbieter der Psychotherapiestudien in letzter Sekunde wieder herausgenommen hat.” Das sei schnellstmöglich zu reparieren. “Sonst droht eine jahrzehntelange aufgebaute lokale Expertise und ein regional abgestimmtes Angebot zu verschwinden”, warnt Fitz-Rankl.
Im Gesundheitsministerium möchte man nichts davon wissen, dass zuvor etwas abgestimmt und später herausgenommen worden sei. “Nach Ende der Begutachtungsphase der neuen Psychotherapieausbildung wurden sämtliche Stellungnahmen gesichtet und evaluiert – darunter auch die Forderung der Österreichischen Fachhochschulkonferenz, das neue Masterstudium ebenfalls an Fachhochschulen anbieten zu können”, heißt es in einer Stellungnahme des Ministeriums. Das neue Gesetz sehe 500 Studienplätze pro Studienjahr in ganz Österreich vor. “Eine mögliche Aufteilung dieses begrenzten Kontingents auf Universitäten sowie Fachhochschulstandorte in ganz Österreich führt aus Sicht der Bundesregierung zu einer zu großen regionalen Zersplitterung der Studienplätze”, schreibt eine Sprecherin des Ministeriums weiter. Die dritte praktische Ausbildungsphase könne aber auch weiterhin an unterschiedlichen Standorten angeboten werden. Dass die FHs noch in das Gesetz aufgenommen werden, sei jedenfalls nicht vorgesehen, heißt es weiter.