Die nächste Benko-Pleite wirft die Vorarlberger Hypo zurück

Die Familie Benko Privatstiftung hat Insolvenz angemeldet. Damit ist klar: Der Hypo-Kredit in der Höhe von 47,3 Millionen Euro an die Stiftung wackelt.
Von Maximilian Werner und Michael Prock
Innsbruck, Bregenz „Es schaut eher schlecht aus für die Hypo Vorarlberg.“ So reagiert Jürgen Huber, der Leiter des Instituts für Banken und Finanzen an der Universität Innsbruck, auf die aktuellen Entwicklungen im Signa-Konzern. Denn wie am Donnerstagmittag bekannt wurde, ist auch die Familie Benko Privatstiftung pleite. Die Stiftung rund um den Gründer der Immobiliengruppe, René Benko, hat beim Landesgericht Innsbruck einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens eingebracht.
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.
Das ist jene Stiftung, die von der Hypo Vorarlberg mit einem Millionenkredit bedacht wurde. Laut der Mitteilung an die Finanzmarktaufsichtsbehörde – die VN berichteten mehrmals – stufte der Bank-Vorstand Exposures an die Stiftung in der Höhe von 47,3 Millionen Euro als „ausgefallen“ ein. Doch die Hypo betonte immer wieder, Kredite zu marktüblichen Konditionen besichert zu haben. Im Fall der Privatstiftung heißt das: eine Besicherung in Form von zehn Prozent der Geschäftsanteile. Von Geschäftsanteilen, die nun kaum mehr etwas wert sein dürften. Zu welchem Zweck der Kredit vergeben wurde, wollte Hypo-Vorstandsvorsitzender Michel Haller bei einer Pressekonferenz Anfang März selbst auf Nachfrage nicht sagen.
“Kaum Werthaltigkeit mehr da”
Bankenexperte Jürgen Huber ist sich sicher: „Es ist extrem undurchsichtig. Je mehr aber ans Tageslicht kommt, desto klarer wird, dass kaum Werthaltigkeit mehr da ist“, sagt er im Gespräch mit den VN. Die Signa-Gruppe sei ein großes Kartenhaus gewesen, auch wegen der Stränge und Besicherungen zwischen den einzelnen Gesellschaften untereinander: „Es entwickelt sich also eher zu einem Kriminalfall.“

Und warum genau schaut es jetzt schlecht aus für die Landes-Hypo? „Kredite an die Privatstiftung mit Firmenanteilen zu besichern, die jetzt nichts mehr wert sind, bringt mir nichts.“ Im Insolvenzverfahren könne die Hypo darauf hoffen, 30 Prozent der Verbindlichkeiten zurückzubekommen. „Das ist realistisch. Die Hypo wird also rund 30 Millionen Euro abschreiben müssen. Es ist aber auch nicht unrealistisch, dass es in Richtung Null geht, was zurückkommt“, sagt Huber.
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.
Unternehmensberater Gerald Zmuegg schlägt in eine ähnliche Kerbe. Er bezweifelt, dass jene Banken, die die Stiftung oder Holding direkt finanziert haben, auch nur einen Cent sehen, sagt er den VN: „Jetzt wäre für die Hypo Vorarlberg der richtige Zeitpunkt, offenzulegen, was der Verdienst aus dem Kredit war und ob dieser eine derartige Risikokapitalfinanzierung berücksichtigt hat.“
Zweck der Stiftung ist die „Förderung der begünstigten Personen“ – laut einem Sprecher der Privatstiftung hat sie aber teilweise auch Finanzierungsaufgaben übernommen. Damit würden auch rechtliche Fragen relevant, sagt Zmuegg vom „Finanzombudsteam“ den VN: „Inwieweit das mit dem Privatstiftungsgesetz vereinbar ist und wofür die zur Verfügung gestellten Kredite verwendet wurden.“
Klar geregelte nächste Schritte
Doch die Bank beschwichtigt: „Die Insolvenz der Familie Benko Privatstiftung war – seit Bekanntwerden der Krise – immer eines der Szenarien, das wir in unseren Überlegungen und Bewertungen mitberücksichtigt haben. Auf dieser Basis haben wir entsprechende Risikovorsorgen getroffen“, erklärt eine Pressesprecherin den VN.
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.
Die nächsten Schritte seien klar geregelt: „Mit der Insolvenz gibt es nun ein geordnetes Abwicklungsverfahren, in dem es zu einer Verwertung der Vermögenswerte durch den gerichtlich bestellten Masseverwalter kommt.“ Was an dieser Stelle festgehalten werden muss: Auch wenn das ganze Geld flöten gehen würde – existenzgefährdend ist der Betrag für die Hypo nicht.
Erfahrener Insolvenzverwalter
Beim Masseverwalter handelt es sich um den Innsbrucker Rechtsanwalt Herbert Matzunski, der etwa bereits das Konkursverfahren des FC Tirol abwickelte. Das Insolvenzverfahren wurde bereits eröffnet, vorerst belaufen sich die Verbindlichkeiten auf 854 Millionen Euro – bei Aktiva von 21,54 Millionen Euro. Von der Pleite sind zwar keine Arbeitnehmer, aber 25 Gläubiger betroffen.
![ABD0085_20240307 – WIEN –
STERREICH: ++ ARCHIVBILD ++ ZU APA0282 VOM 7.3.2024 – Der Tiroler Immobilieninvestor und bisherige Multimilliardr Ren Benko steht mglicherweise vor der Privatinsolvenz. Benko habe “als Unternehmer” einen Eigenantrag auf Erffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Im Bild: Signa-Holding-Grnder Rene Benko am Mittwoch, 21. Oktober 2020, im Rahmen des Ibiza-U-Ausschusses im Parlamentsausweichquartier in der […]](/2024/03/ABD0085-20240307-1.jpg)
Die Werthaltigkeit der unmittelbaren und mittelbaren Beteiligung der Privatstiftung an der Signa Holding GmbH hänge sehr stark vom Ausgang des im November 2023 eröffneten Sanierungsverfahrens über das Vermögen der Signa Holding GmbH ab. „Darüber hinaus war die Familie Benko Privatstiftung darum bemüht, weitere bestehende Aktivforderungen einbringlich zu machen“, sagt der Sprecher der Stiftung.
Noch unklares Vermögen
Zum Stiftungsvermögen gehören laut Angaben im heute eingebrachten Insolvenzantrag diverse Beteiligungen, etwa an der Signa Holding GmbH, die ein Insolvenzverfahren am Handelsgericht Wien am Laufen hat. „Um welches Vermögen es im Rahmen der Insolvenz der Familie Benko Privatstiftung tatsächlich geht, gilt es in nächster Zeit herauszufinden“, erklärte Klaus Schaller vom Kreditschutzverband von 1870 in Innsbruck.
Er gehe davon aus, dass es aus dieser Holding Zuwendungen an die Familien-Privatstiftung gegeben habe, die versiegt seien. „Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten dürften auch daraus folgen, dass aus der Beteiligung seit Insolvenzeröffnung keine Zuflüsse mehr erfolgen, also dass aus der Signa keine Geldflüsse mehr kommen.“ Außerdem sagt er den VN: “Wir wissen, die Stiftung ist ein wesentlicher Gesellschafter der Signa Holding. Die wieder mit ihrer Insolvenz in Wien ist. Das wird nicht der große Vermögenswert für die Stiftung sein.”
Mit Material der Austria Presse Agentur (APA).