So hat Lukas aus Wolfurt die Nacht in Israel erlebt

Politik / 14.04.2024 • 16:50 Uhr
ISRAEL-PALESTINIANS/IRAN
Das Bild, das Lukas Gmeinder sah: Raketen aus dem Iran am Himmel über Jerusalem. REUTERS/Ronen Zvulun

Der 19-Jährige aus Vorarlberg leistet aktuell seinen Freiwilligendienst am Österreichischen Hospiz in Jerusalem, einem Gästehaus mitten in der Altstadt, ab.

Jerusalem Für seinen Aufenthalt in Israel hat sich Lukas Gmeinder spannende Zeiten ausgesucht. Seit Mitte September, mit fünfwöchiger Unterbrechung, absolviert der Vorarlberger seinen Freiwilligendienst in Jerusalem: anstelle eines Zivildienstes im Inland. Er arbeitet im Österreichischen Pilger-Hospiz, einem Gästehaus mitten in der Altstadt, das von der Katholischen Kirche Österreichs betrieben wird. Und dort war er auch in der Nacht auf Sonntag. In der Nacht, in der der Iran mit Raketen und Drohnen Israel attackierte.

Die Ereignisse der Nacht

„Bis gestern Abend war die Situation bei uns relativ unspektakulär“, sagt der 19-Jährige im Telefonat mit den Vorarlberger Nachrichten: „Nachdem der Iran vor zwei Tagen angekündigt hat, eine Vergeltungsaktion starten zu wollen, sind wir irgendwann davon ausgegangen, dass etwas kommt.“ Aber: „Was und wann genau hat niemand gewusst.“ Erst gegen 23 Uhr Ortszeit seien die Meldungen dann konkreter geworden: „Als die ersten Drohnen aus dem Iran losgeschickt wurden.“

Spätestens um Mitternacht wurde dann klar, dass die Drohnen gegen 2 Uhr im Heiligen Land ankommen, außerdem gab es Berichte über gestartete Mittelstreckenraketen, sagt Lukas Gmeinder: „Es war ganz komisch, weil im Gegensatz zum 7. Oktober kamen die Angriffe nicht aus dem Nichts. Alle haben darauf gewartet, dass etwas passiert.“ Dass etwas passiert nach einem mutmaßlich israelischen Angriff am 1. April auf ein iranisches Botschaftsgebäude in Syriens Hauptstadt Damaskus.

Lukas Gmeinder, Hospiz Zivildiener
Vom Dach des Österreichischen Hospizes in der Altstadt von Jerusalem beobachtete Lukas Gmeinder die iranischen Raketen. Dieses Bild zeigt ihn dort – zu Beginn seines Dienstes. Zur Verfügung gestellt/Gmeinder

„Gegen Viertel vor 2 habe ich draußen einen Knall gehört und dachte zuerst, dass es etwas auf der Straße war, also nichts Besonderes. Zwei Minuten später gab es noch so einen Knall. Also habe ich kurz hinausgeschaut“, berichtet der Wolfurter den VN. „Der komplette Himmel war voller Raketen.“ Und dann sei der Raketenalarm auch schon losgegangen, einer der seltenen in den vergangenen Monaten: „Wir sind also in den Bunker.“

“Jerusalem ist einfach kein Ziel für solche Angriffe”

Doch der Spuk hielt nicht lange an, hält Lukas Gmeinder jetzt in der Retrospektive fest: „Als klar war, dass die Raketen über uns drüber fliegen und Jerusalem nicht das Ziel ist, sind wir auf das Dach gegangen. Da flogen zwar noch vereinzelt Raketen.“ Eine Viertelstunde nach Beginn des Raketenalarms sei es aber schon wieder ruhig gewesen. Das sei auch erwartet worden: „Jerusalem ist einfach kein Ziel für solche Angriffe. Wir liegen nahe an den muslimischen heiligen Stätten, das würde jeder Logik komplett widersprechen.“

Das zeige sich auch daran, dass es seit dem Ausbruch des Kriegs in Israel und Gaza im Oktober in Jerusalem sehr ruhig sei – mit nur maximal vereinzelten Raketenalarmen. Also, sagt Lukas Gmeinder, der bald seinen 20. Geburtstag feiert: „Ich bin noch bis Mitte September da und mache mir keine riesigen Sorgen.“ Ob das seine Familie in Vorarlberg auch nicht tut, ist aber nicht überliefert.

So hat Lukas aus Wolfurt die Nacht in Israel erlebt
Lukas Gmeinder aus Wolfurt absolviert gerade seinen Freiwilligendienst in Israel. Zur Verfügung gestellt/Gmeinder