Das Land sucht drei Auserwählte für das Medizinstudium
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STERREICH: ++ HANDOUT ++ Testteilnehmer im Rahmen eines Aufnahmetests fr das Medizinstudium an der Medizinischen Universitt in Graz am Freitag, 14. August 2020. – FOTO: APA/APA-FOTOSERVICE/MICHAEL FERLIN-FIEDLER – ++ WIR WEISEN AUSDRCKLICH DARAUF HIN, DASS EINE VERWENDUNG DES BILDES AUS MEDIEN- UND/ODER URHEBERRECHTLICHEN GRNDEN AUSSCHLIESSLICH IM ZUSAMMENHANG MIT DEM ANGEFHRTEN ZWECK […]](/2024/04/ABD0111-20200814-1-768x512.jpg)
Gegen eine Verpflichtung, später für fünf Jahre als Amtsärztin oder Amtsarzt zu arbeiten, wird der Zugang zum Medizinstudium für drei Glückliche leichter. Doch wer abbricht, zahlt.
Innsbruck, Bregenz Alexander Klapper hat es geschafft. Der Rankweiler studiert seit 2020 Humanmedizin in Innsbruck. Dieser Traum wäre fast geplatzt. 2019 scheiterte Klapper nämlich am Aufnahmetest für das Medizinstudium. Die Hürden im sogenannten „MedAT“ waren zu hoch. Ein Jahr später schaffte er es. Doch scheitern gehört dazu, wie aktuelle Zahlen zeigen: Die 15.158 Personen, die sich heuer für den Aufnahmetest an einer der vier österreichischen Medizinischen Universitäten angemeldet haben, hoffen auf einen von 1900 Studienplätzen.
Drei Plätze für das Land
Hätte Klapper 2020 den Sprung an die Universität nicht geschafft, hätte er aber später ein neues Modell ausprobieren können. Seit Ende 2022 können die Med-Unis nämlich fünf Prozent ihrer zu besetzenden Studienplätze „für Aufgaben im öffentlichen Interesse“ zweckwidmen, wie es im Universitätsgesetz heißt. Das Land Vorarlberg bietet solch eine Möglichkeit zum MedAT 2024 in Innsbruck zum ersten Mal an. Wer beim Aufnahmetest zumindest gleich gut wie oder besser als 75 Prozent aller Studienwerber abschneidet und zuvor einen Ausbildungsvertrag mit dem Land abgeschlossen hat, kann einen der drei für Vorarlberg gewidmeten Studienplätze bekommen (Wer hingegen über die „normale Quote“ einen Platz bekommt, nicht).
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STERREICH: Teilnehmer vor Beginn des Aufnahmetests fr die Medizinische Fakultt Wien am Freitag, 7. Juli 2023, in der Messe Wien. 15.400 Personen und damit etwas weniger als im Vorjahr drfen sich heuer dem Aufnahmetest fr das Medizinstudium stellen. Zu vergeben sind an den Medizin-Unis Wien, Innsbruck und Graz bzw. an der […]](/2024/04/ABD0045-20230707-1-scaled.jpg)
Während des Studiums erhält der oder die Studierende einen monatlichen Ausbildungskostenzuschuss von 1000 Euro und einen jährlichen Reisekostenzuschuss im Wert eines österreichweiten Klimatickets. Im Gegensatz verpflichten sich die Studierenden, nach abgeschlossener Berufsausbildung für mindestens fünf Jahre Vollzeit als Amtsärztin oder Amtsarzt in Vorarlberg zu arbeiten. Die Aufgabengebiete im Öffentlichen Gesundheitsdienst: etwa die medizinische Begutachtung im Führerschein-, Suchtgift- und Sozialwesen oder die Beratung der Gesundheitspolitik.

Für Alexander Klapper ist das ein spannendes Modell: „Die gewidmeten Studienplätze halte ich für eine sehr gute Idee. So haben Bewerberinnen und Bewerber, die teils trotz teurer Kurse wiederholt am MedAT scheitern, eine weitere Option, um ihren Berufswunsch zu verwirklichen. Die Studierenden müssen im Studium ja die gleichen Leistungen wie alle anderen erbringen. Was erleichtert wird, ist der Zugang zum Studium, bei dem unter ‚normalen‘ Umständen auch schon eine gehörige Prise Glück gebraucht wird“, sagt der Medizinstudent den VN.
Fünf Bewerbungen für das Land
Doch der Ansturm auf die drei Plätze des Landes hielt sich in Grenzen. Bis heute, Montag, 13 Uhr, haben sich fünf Personen beworben. Ob sie auch „für das Land“ beim Aufnahmetest ins Rennen gehen dürfen, entscheidet sich nach Ende der Bewerbungsfrist morgen, Dienstag. Medizinstudent Alexander Klapper kann sich vorstellen, dass er dieses Angebot des Landes in Anspruch genommen hätte: „Nach dem ersten gescheiterten Versuch habe ich mir überlegt, welche anderen Optionen für mich infrage kommen würden. Hätte es die Option des gewidmeten Studienplatzes bereits zu dieser Zeit gegeben, hätte ich mir das sicherlich genau überlegt, da für mich ‚Arzt‘ der einzige Berufswunsch war und ist“, erzählt der 22-Jährige.
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Was aber nicht geht: Direkt nach der Berufsausbildung etwa im öffentlichen Interesse in einem Landeskrankenhaus zu arbeiten. „Das ist im jetzigen Modell nicht vorgesehen“, heißt es dazu aus der Landespressestelle zu den VN: „Es ist eine Mangelsituation notwendig, um Bewerberinnen und Bewerber bevorzugt zu behandeln, die sich nachweislich zu einer im öffentlichen Interesse liegenden Tätigkeit verpflichten. Eine solche Mangelsituation ist im Öffentlichen Gesundheitsdienst in Vorarlberg gegeben.“ Also in den Bezirkshauptmannschaften oder der Abteilung im Landhaus.

Alexander Klapper glaubt aber nicht, dass das ein großes Problem darstellt: „Möchte jemand unbedingt Ärztin oder Arzt werden, kann ich mir nicht vorstellen, dass die fünf Jahre amtsärztlicher Tätigkeit diese Person abschrecken. In einem System, in dem primär im niedergelassenen Bereich zunehmend Versorgungslücken auftreten, ist das meiner Meinung nach ein sehr vernünftiger Ansatz, auch an dieses Thema heranzugehen.“
Hohe Vertragsstrafe
Und was passiert, wenn Studierende auf einem Platz des Landes das Studium abbrechen oder sich nach Abschluss weigern, in den Öffentlichen Gesundheitsdienst zu wechseln? Dann wird eine Konventionalstrafe von 84.000 Euro fällig, außerdem müssen die bis zu dem Zeitpunkt ausbezahlten Zuschüsse zurückbezahlt werden. Die Strafhöhe sei auch im Hinblick auf die Modelle anderer Bundesländer zu sehen, heißt es aus der Landespressestelle: „Dem Land Vorarlberg obliegt die Verpflichtung, sicherzustellen, dass die Studierenden, die einen solchen gewidmeten Studienplatz erhalten haben, die Aufgaben im öffentlichen Interesse auch tatsächlich erbringen.“

Zusätzlich holte das Land ein Gutachten zum Thema ein. Gert-Peter Reissner, Leiter des Instituts für Arbeitsrecht und Sozialrecht an der Universität Graz, untersuchte die Vertragsstrafe. Er kam zum Schluss, dass im Extremfall maximale Rückzahlungen von insgesamt 162.570 Euro nicht sittenwidrig und damit zulässig sind. Was jedenfalls unzulässig ist: Eine Arbeitspflicht im Öffentlichen Gesundheitsdienst durchzusetzen. „Man kann, und das soll ja auch so sein, niemanden zum Arbeiten zwingen“, heißt es dazu im Gutachten.
Die Jobausschreibung des Amtes der Vorarlberger Landesregierung über die gewidmeten Studienplätze im Bereich der Humanmedizin finden Sie hier. Die Bewerbungsfrist läuft am 30. April 2024 ab.