VN-Serie Teil 3: Menschen und Karrieren in Brüssel

Politik / 04.05.2024 • 09:00 Uhr
<p class="caption">Jurist Wolfgang Burtscher.<span class="media-container dcx_media_rtab" data-dcx_media_config="{}" data-dcx_media_type="rtab"> </span><span class="marker">EU/Kobus</span></p>
Der Vorarlberger Wolfgang Burtscher ist einer der höchsten Beamten in Brüssel. Kobus

In Brüssel lässt sich viel bewegen und verdienen, aber nicht alles ist so rosig wie es scheint.

Text: Sebastian Vogel aus Brüssel

Brüssel Die Europäischen Institutionen, das Parlament, der Rat und die Kommission, locken die besten Expertinnen und Experten aus ganz Europa mit einflussreichen Positionen in allen Bereichen. Kein Wunder: In diesen Institutionen wird die Zukunft Europas gestaltet. Und die Jobs sind gut bezahlt: Um mit der Privatwirtschaft konkurrieren zu können, sind sie nämlich nahezu steuerbefreit.

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Die Kaufkraft in Brüssel ist stärker als in Vorarlberg, was auch mit den Institutionen zusammenhängen mag. Nicht nur Parlament, Rat und Kommission brauchen internationales Personal, auch Interessensvertreter suchen gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Oft werden sie aus den Mitgliedsländern entsendet. Dieser Arbeitstourismus führt zu einem dynamischen Arbeitsumfeld, zu vielen Jobwechseln und insbesondere zu hohen Mieten und Restaurantpreisen – geschätzt sind die Preise um ein Viertel höher als in Bregenz.

Lobbyismus in Brüssel

In Brüssel finden sich Lobbys zu allen erdenklichen Themen: von der Vereinigung der Opernbetreiber bis zu Elektronikkomponenten-Herstellern. Lobbyismus wird oft negativ gesehen, hat aber seine Berechtigung. Er ermöglicht, dass Meinungen von betroffenen Unternehmen oder Organisationen in die politischen Prozesse einbezogen werden. Außerdem haben diese Lobbyorganisationen Entwicklungen in den einzelnen Mitgliedsländern manchmal stärker im Blick und können sie weitergeben. EU-Parlamentarierinnen und Beamte sind auf diesen Wissensaustausch angewiesen. Selbstverständlich birgt es das Risiko, dass große Firmen überrepräsentiert sind und die Lobbys die Entscheidungen intransparent beeinflussen. Wie in anderen Parlamenten auch.

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Menschen aus Vorarlberg finden sich an vielen Stellen: etwa der Bludenzer Wolfgang Burtscher als Generaldirektor bei der Europäischen Kommission für den Bereich Landwirtschaft und ländliche Entwicklung. Oder in der “Österreichischen Vertretung bei der EU”, in der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger Schlüsselpositionen, etwa in den Bereichen Parlament, Zoll und Forschung, innehaben. Natürlich finden sich Vorarlberger auch im EU-Parlament selbst, sowie bei den verschiedenen Firmen, Interessensvertretungen und NGOs.

Wege zu den Positionen

Die Wege zu diesen Positionen waren für alle unterschiedlich. Es gibt keine festgelegten Anforderungen an eine Ausbildung: Universitätsabschluss, Auslandserfahrung sowie Kenntnisse mehrerer Fremdsprachen sind sicher ein Vorteil. Der klassische Start sind Praktika im Europäischen Parlament oder der Kommission. Der Wettbewerb um die besten Stellen ist jedoch groß; die meisten Absolventinnen landen bei öffentlichen Vertretungen oder im privaten Sektor.

Bis dato ist es eher ein Ausnahmefall, dass Vorarlbergerinnen EU-Beamte werden. Doch die Institutionen sind dazu verpflichtet, Fachkräfte aus allen Mitgliedsländern einzustellen. Deshalb wurde 2024 erstmalig eine gezielte Ausschreibung für die unterrepräsentierten Österreicherinnen veröffentlicht, folglich könnten bald neue Vorarlbergerinnen die EU bereichern.