Kosten im Rettungswesen im Land explodieren

Politik / 16.05.2024 • 17:34 Uhr
Krankentransporte Rotes Kreuz Spital Ärzte Gesundheit
Vor allem die Zahl der Krankentransporte ist zum Problem geworden. VN/Paulitsch

Landesrechnungshof warnt vor stark gestiegenen Ausgaben für die Rettungsorganisationen. Mehr Steuerung des Landes als Lösung.

Bregenz Ich sitze im Krankenhaus, endlich werde ich entlassen. Die Ärztin drückt mir einen Transportschein in die Hand, die Rettung holt mich aus dem Zimmer ab, bringt mich bis vor die Haustür. Alles klappt wie am Schnürchen. Für die Rettung wird dieser Vorgang allerdings langsam zum Problem, wie der aktuelle Bericht des Landesrechnungshofs zeigt. Seine Kritik: Die Landesregierung steuert zu wenig, fördert zu ungeprüft und verwendet keine Energie darauf, die Kosten zu dämpfen. Und das wäre bitter nötig: 6,6 Millionen Euro gab der Rettungsfonds im Jahr 2017 aus. Für das Jahr 2024 sind 17,7 Millionen Euro budgetiert.

Kosten im Rettungswesen im Land explodieren

Vorarlbergs Rettungsorganisationen stehen vor großen Herausforderungen. Allein beim Roten Kreuz stieg die Zahl der Einsätze von 107.000 Stück im Jahr 2017 auf 134.000 Stück im Jahr 2023. Vor allem die Zahl der Krankentransporte hat deutlich zugenommen. Gleichzeitig verändert sich die Altersstruktur in der Gesellschaft: Mehr alte Menschen stehen weniger jungen Menschen gegenüber, was die Zahl der Transporte erhöht und die Zahl der Freiwilligen verringert. Darum müssen neue Hauptamtliche angestellt werden. Und das trägt dazu bei, dass die Kosten explodieren.

Rechnungshof-PK zum Thema Rettungswesen
Brigitte Eggler-Bargehr nahm den Rettungsfonds auseinander. VN/Hartinger

Das Vorarlberger Rettungswesen kostete laut Landesrechnungshof im Jahr 2022 rund 40 Millionen Euro. Ein Teil davon wird über den Rettungsfonds des Landes bezahlt. Und diese Ausgaben haben sich kräftig erhöht. Von 6,6 Millionen im Jahr 2017 auf 13,4 im Jahr 2023. Heuer sogar 17,7 Millionen budgetiert. Und während sich die Ausgaben von 2017 bis ins Jahr 2023 verdoppelt haben, ist die Zahl der Einsätze um 30 Prozent gestiegen. Die Schere geht also auseinander. Hier sei das Land gefordert, ist Brigitte Eggler-Bargehr, Direktorin des Landesrechnungshofs, überzeugt. “Der Rettungsfonds sollte vom passiven Finanzierer zum aktiven Steuerungselement werden.” Dazu sei allerdings eine umfangreiche Organisationsreform notwendig.

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Janine Gozzi, Geschäftsführerin des Roten Kreuzes in Vorarlberg, sieht bei den Krankentransporten etwa im niedergelassenen Bereich Stellschrauben. “Wenn eine Ordination am Mittwochnachmittag und am Freitagnachmittag geschlossen ist, spüren wir das.” Durch die Schwerpunktsetzung in den verschiedenen Krankenhäusern müssen ebenfalls mehr Patienten transportiert werden. Gozzi nimmt auch die Krankenhäuser selbst in die Pflicht. “Jeden Patienten mit Transportschein haben wir zu transportieren.” Allerdings seien viele darunter, die auch mit einem Taxi transportiert werden könnten. Doch für Taxiunternehmen seien die Fahrten nicht lukrativ, umgekehrt ist es für die Krankenhäuser angenehmer, wenn ein Zivildiener die Patienten im Stock holt. Gozzi: “Es gibt kein Kontrollinstrument. Man kann Transportscheine verschreiben, wie man Zuckerwatte verschenken kann.”

Rechnungshof-PK zum Thema Rettungswesen
Prüfer David Grabherr und Direktorin Brigitte Eggler-Bargehr präsentierten den Bericht. VN/Hartinger

Das sind alles Aspekte, die zum Gesundheitswesen gehören. Doch der Rettungsfonds ist in der Landesverwaltung in der Abteilung “Inneres und Sicherheit” angesiedelt, wo kaum Personal zur Verfügung steht. Das Rettungswesen untersteht Landeshauptmann Markus Wallner. Für Eggler-Bargehr steht fest: Der Verantwortungsbereich muss ins Gesundheitswesen wandern.

<p class="caption">Janine Gozzi trägt seit 2021 mit ihren GF-Kollegen Gerhard Kräutler und Wolfgang Hartmann Verantwortung für das Rote Kreuz Vorarlberg. <span class="media-container dcx_media_rtab" data-dcx_media_config="{}" data-dcx_media_type="rtab"> </span><span class="marker">RKV</span></p>
Janine Gozzi sieht auch die Krankenhäuser in der Pflicht.

Nicht die einzige Empfehlung des Landesrechnungshofs. So empfehlen die Prüferinnen und Prüfer, vorhandene Konzepte auch tatsächlich umzusetzen und vor allem den Erfolg von Maßnahmen zu kontrollieren. Dazu sei Datenmaterial notwendig – das derzeit kaum bis gar nicht vorhanden sei. Weitere Empfehlung: Die Flugrettung soll den Kauf von zwei Hubschraubern im Jahr 2022 überprüfen. Das habe viel Geld gekostet, allerdings mit überschaubarem Erfolg. 900.000 Euro fehlen deshalb in der Kasse der Bergrettung. Und der Landesrechnungshof ortet Versäumnisse und offene Themen in der Geschäftsführung des Rettungsfonds. Genug Alarmsignale für das Rettungswesen im Land also.

Hier geht es zum kompletten Prüfbericht des Landesrechnungshofs