Der große Überblick: Wie Vorarlbergs Gemeinden ihre Studierenden fördern

Politik / 23.05.2024 • 15:24 Uhr
APA5755458 – 02112011 – WIEN – …STERREICH: THEMENBILD – Illustration zum Thema “UniversitŠten, Studium, Studenten”. Im Bild: Studenten in einem Lesesaal der UniversitŠts-Bibliothek; aufgenommen am Mittwoch, 02. November 2011, an der UniversitŠt Wien. APA-FOTO: GEORG HOCHMUTH
Nicht nur über den Lehrbüchern brüten Studentinnen und Studenten: Auch die Haushaltskasse gilt es im Auge zu behalten. APA/Georg Hochmuth

Ein Teil des Klimatickets oder jährliche Zuschüsse: 61 der 96 Vorarlberger Gemeinden bieten für ihre Studentinnen und Studenten spezielle Förderungen. Die VN haben den Überblick.

Bregenz Im Wintersemester 2022/23 studierten 5020 Vorarlbergerinnen und Vorarlberger in einem der anderen acht Bundesländer. 2494 von ihnen besuchten eine Hochschule in Tirol, 1801 in der Bundeshauptstadt Wien. Wohl all diese – hauptsächlich jungen – Menschen eint, dass in ihrem neuen Leben weg von zu Hause viele Kosten auf sie zukommen: Zum Beispiel für die Möbel der ersten eigenen Wohnung, Tickets für die weihnachtliche Zugreise in die Heimat und den täglichen Lebensunterhalt bei anhaltend hoher Inflation.

Unterstützung dafür gibt es oft von den eigenen Eltern, aber auch von staatlicher Seite. Etwa die Studienbeihilfe des Bundes oder ein Stipendium des Landes, jeweils aber nur bei sozialer Bedürftigkeit. Anders ist das bei den Förderungen der Gemeinden: Viele der 96 Kommunen unterstützen die Studierenden, zum Beispiel mit einem Zuschuss zum Klimaticket. Das zeigt eine große Recherche der Vorarlberger Nachrichten.

Gern genutzte Förderung Klimaticket

Zunächst zu den harten Fakten: 61 der 96 Vorarlberger Gemeinden zahlen irgendeine Förderung aus. In den meisten Fällen ist diese daran gekoppelt, dass die Studierenden ihren Hauptwohnsitz in der jeweiligen Gemeinde beibehalten, manchmal auch an den Bezug von Familienbeihilfe. Die Förderungen sind breit gefächert: Für Feldkircher Studierende gibt es einen Zuschuss für Abschlussarbeiten mit einem inhaltlichen Bezug zur Stadt. Die Stadt Dornbirn übernimmt die Hälfte der Kosten für ein österreichweites Klimaticket und zahlt für Bedürftige oder bei Auslandsaufenthalten weitere Zuschüsse aus.

APA5755594 – 02112011 – WIEN – …STERREICH: THEMENBILD – Illustration zum Thema “UniversitŠten, Studium, Studenten”. Im Bild: Der Haupteingang der UniversitŠt Wien, aufgenommen am Mittwoch, 02. November 2011. APA-FOTO: GEORG HOCHMUTH
Für viele Studierende ist der Gang an die Universität eine finanzielle Herausforderung: Zumindest ein wenig können hier die Förderungen der Gemeinden entlasten. APA/Georg Hochmuth

Das Klimaticket wird gern gefördert. 38 Gemeinden übernehmen einen Teil der Kosten, oft die Hälfte. Als Vorbild dient oft die Stadt Bludenz, die die Förderung zuerst einführte. Lechs Bürgermeister Gerhard Lucian sagt den VN, dass damit ein Anreiz für junge Studierende geschaffen werden soll, klimafreundlich unterwegs zu sein und die Verbindung zu Lech aufrechtzuerhalten. Hards Ortschef Martin Staudinger berichtet von persönlichen Erinnerungen: „Als Studierender fährt man viel mit der Bahn, ich kenne das gut aus meinen Studienzeiten in Wien.“ Studentinnen und Studenten aus Hard, die kein Klimaticket benötigen – etwa weil sie im Ausland studieren – bekommen stattdessen jährlich eine Hofsteigkarte in der Höhe von 350 Euro. „Damit kann man in zahlreichen Geschäften einkaufen, die Kaufkraft wird in der Region gehalten“, sagt Staudinger. Einen anderen Ansatz hat Göfis gewählt: Studierende erhalten einen Gutschein über 100 Euro für das gemeindeeigene Carsharing-Auto, wenn sie ein Klimaticket gekauft haben.

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Manche Gemeinden zahlen keine Förderung. Blons argumentiert, dass das Geld und der Bedarf fehle. In eine ähnliche Kerbe schlägt Bianca Moosbrugger-Petter, Bürgermeisterin von Reuthe: „In meiner bisherigen neunjährigen Amtszeit hatte ich genau eine Anfrage zu einer Förderung für Studenten – es gibt zu wenig Nachfrage.“ Auch Stephan Schwarzmann, der Bürgermeister von Schröcken, habe keine Anfragen in diese Richtung erhalten. Der Schoppernauer Bürgermeister Walter Beer sagt, dass seine Gemeinde gern viele sinnvolle Projekte fördere. Aber: “Nicht überall als Fördergeberin aufscheinen darf und muss”. Aus Rankweil heißt es, dass man einen Wettbewerb unter den Gemeinden vermeiden wolle. “Die Bindung zur Heimatgemeinde entsteht aus unserer Sicht nicht durch solche kurzfristigen Vergünstigungen, sondern durch die Investition in die Lebensqualität eines Ortes.” Eine Begünstigung von Studierenden würde zudem in einer Benachteiligung von unter anderem Lehrlingen resultieren.

Verstoß gegen Meldegesetz?

Außerdem ist da noch die Sache mit dem Wohnsitz. Wie erwähnt, setzen Gemeinden für solche Förderungen gern voraus, dass die Studierenden ihren Hauptwohnsitz in der Heimat behalten – obwohl sie zum Beispiel die meiste Zeit in Wien verbringen, wo sie studieren. Für den Bürgermeister von Vandans, Florian Küng, ist das ein Verstoß gegen das Meldegesetz. Demnach hat eine Person ihren Hauptwohnsitz am Mittelpunkt ihrer Lebensbeziehungen. Ein Anhaltspunkt kann laut Gesetz die Distanz zur Ausbildungsstätte sein. Auch der Gemeindesekretär von Weiler sagt: “Solche Förderungen verstoßen gegen das Meldegesetz.”

Das Innenministerium beruhigt: Pauschal lasse sich nichts sagen – es brauche immer eine Einzelfallbeurteilung. Außerdem hat der Verwaltungsgerichtshof bereits festgehalten: Bei Studierenden, die nur wegen des Studiums in einer anderen Stadt wohnen, könne nicht grundsätzlich davon ausgegangen werden, dass sie am Studienort den Mittelpunkt ihrer Lebensbeziehungen haben. Zumindest für diese Studenten sollte das mit den Förderungen also weiterhin klappen.